Seidenfpade
und Ihnen mein Wort zu geben, keine weiteren mehr zu kontaktieren.«
Kasatonin sah nachdenklich aus.
»Im Gegenzug«, fuhr Cassandra fort, »müssen Sie sich mit mehreren Bedingungen einverstanden erklären. Allem voran möchte ich persönlich mit Katja Pilenkowa verhandeln.«
Kasatonin schüttelte den Kopf.
»Unmöglich«, wehrte er ab. »Katja mag ja bereit sein, Sie zu empfangen, aber bevor ich so etwas auch nur in Betracht ziehe, brauche ich den Namen des Informanten.«
»Warum?« fragte Cassandra rundheraus.
»Ganz einfach eine Frage der Disziplin.« »Aber Sie wären mit der zweiten Bedingung einverstanden?«
»Katja Pilenkowa ist eine freundliche Person«, gestand Kasatonin ihr zu, »sie freut sich immer, Menschen kennenzulernen.«
»Dann bitten Sie sie, zu mir zu kommen«, schlug Cassandra rasch vor. »Es gibt Dinge, die ich nur ihr und ihr allein mitteilen möchte.«
»Aber eins müssen Sie mir sofort sagen. Wer ist Ihr Spion? Eine Hure? Ein Mitglied des Hauspersonals? Ich habe alle streng überwachen lassen während der letzten Woche, aber da scheint es eine Lücke zu geben.«
Boston. Shane. Dani.
Obwohl die Namen wie ein hohles Echo durch ihren Kopf hallten, verriet Cassandra sich nicht einmal durch ein Wimpernzucken.
»Oder ist es einer dieser blutsaugerischen Bankiers aus Oranjestad?« drängte Kasatonin barsch. »Raus mit der Sprache!«
»Ich habe nie gesagt, daß ich einen Informanten hätte«, erinnerte Cassandra ihn besonnen. »Allerdings verfüge ich über Informationen, die für Katja sehr nützlich sein könnten.«
»Den Namen«, bellte Kasatonin. »Sofort!«
Cassandra holte tief Luft und setzte auf Risiko.
»Mit der Kooperation bin ich einverstanden«, sagte sie, »aber zuerst muß ich wissen, ob Sie wirklich für die Harmony agieren und dies nicht nur ein Ränkespiel für Ihre eigenen Zwecke ist. Lassen Sie mich mit Pilenkowa sprechen.«
»Nein«, lehnte Kasatonin ab.
Er hob das Telefon an sein Ohr.
»Habt ihr ihn im Visier?« fragte er barsch.
Cassandra erstarrte. Ihr blieb nur die Wahl zwischen zwei gleichwertigen Übeln.
Gillespie war der geschickteste und schnellste Mann, den sie kannte, sowohl physisch als auch mental - doch der Harmony standen die besten Killer der Welt zur Verfügung.
Und dann war da noch ihr Informant. Sie stand in Bostons Schuld.
»Lassen Sie mich doch mal mit Katja reden«, bat Cassandra erneut. »Wem kann das schon schaden? Lassen Sie mich sichergehen, daß Sie mit ihrer Zustimmung handeln.«
»Nein!«
Unnachgiebig befahl Kasatonin seinem Mann, Gillespie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu töten.
»Wenn Sie gut aufpassen«, sagte Kasatonin und reichte Cassandra das Telefon, »dann hören Sie vielleicht den Schuß, der Sergeant-Major Gillespie trifft.«
»Nein!«
»Dann sagen Sie mir den Namen!« zischte er. »Es ist noch nicht zu spät.«
Gillie!
Cassandra hörte eine entfernte Stimme aus dem Telefon, die etwas auf spanisch verkündete. Der letzte Aufruf für Gillies Flug.
Dann hörte sie auf einmal ein Füßescharren und einen erstickten Schmerzensschrei. Noch mehr vage Laute drangen über die tausend Meilen weite Distanz an ihr Ohr.
Tierische Laute. So wie man sie hört, wenn jemand seine ganze Kraft einsetzt.
Cassandra kannte diese Laute. Sie hatte sie bei Gillie gehört, wenn er Stunde um Stunde mit Shane oder ähnlich gut trainierten Männern und Frauen asiatische Kampfsporttechniken übte.
Gute Jagd , Gillie!
Kasatonin riß das Handy wieder an sich und ließ eine russische Salve los.
»Chechin. Chechin! Was ist los? Mach schon, antworte!«
Cassandra hätte ihm am liebsten das Ding aus der Hand gerissen und selbst hineingebrüllt.
Das Gesicht des Russen blieb undurchdringlich. Dann breitete sich ein dünnes Lächeln auf seinen Zügen aus. Wortlos hielt er Cassandra das Telefon hin.
Sie riß es ihm aus der Hand und wandte sich von ihm ab, da sie Kasatonin nicht ihre Gefühle preisgeben wollte.
»Ja?« fragte sie mit heiserer Stimme.
»Hallo, Liebes. Wie, zum Teufel, kommst du ans andere Ende dieser Leitung?«
Der Klang von Gillespies Stimme löste eine so heftige Welle der Erleichterung in ihr aus, daß ihr ganz schwindlig wurde.
»Ist mit dir alles in Ordnung?« fragte sie.
»Vergiß es. Wie steht es mit dir?«
»Gute Frage!«
Sie drehte sich zu Kasatonin um.
Die Busbank war leer. Der Gehsteig ebenso. Die Nacht hatte Kasatonin verschluckt.
Einen Augenblick lang glaubte Cassandra, das Geräusch sich
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