Seidenfpade
würde sie sich schon den ganzen Abend einen Brandy nach dem anderen hinter die Binde gießen.
Die Hausherrin lächelte erst einem, dann einem anderen Gast zu. Dann neigte sie sich einem dritten zu und gewährte ihm einen flüchtigen Einblick in ihr weißes Dekollete. Ein vierter Kumpan empfing eine leichte Berührung und einen Seitenblick, der alles versprach. Andere Männer beugten sich vor, angelockt von der kalten, funkelnden Brillanz ihrer Gastgeberin.
Versprechen, immer nur Versprechen, durchschaute Shane sie. Ist es das Geld, oder sind es ihre Titten, die die Bankiers antörnen? Nun, wie auch immer, sie fressen ihr jedenfalls aus ihrer eiskalten kleinen Möse.
Shane wich in die Dunkelheit zurück und nahm seinen Rundgang um das Gebäude wieder auf. Das Sicherheitskontrollzentrum befand sich auf der Rückseite. Durch eine regennasse Fensterscheibe konnte er eine ganze Wand voller Monitore erkennen. Auf den Schirmen waren Ausschnitte des verlassenen Zauns und windgepeitschte Palmen zu sehen, der Regen, die Swimmingpools, die Cabanas und Bereiche des Haupthauses.
Auf keinem der Bildschirme erschienen jedoch Katjas Privaträume.
Boston hat recht, dachte Shane voller Genugtuung. Die Meisterin dieser Zunft will sich nicht ausspionieren lassen, nicht mal im Namen der Sicherheit.
Von all den Monitoren im Kontrollzentrum vermochte es nur der Fernsehbildschirm, auf dem gerade irgendein südamerikanischer Softporno lief, die Aufmerksamkeit der Wache zu fesseln. Ein gespielt lustvoll kopulierendes mexikanisches Pärchen tummelte sich dort.
Shane konnte mit einem Blick feststellen, daß die beiden bessere Schauspieler waren als die Nutte, die er in einem der Gästebungalows gesehen hatte.
Er wandte sich ab, mied tunlichst die Personalquartiere und begab sich dann durch die Weihnachtssternbüsche zurück zu Katjas Cabana. Der etwas abseits gelegene Bungalow war dunkel. Offensichtlich befand sich niemand darin. Kein Posten stand unter dem überdachten Verbindungsweg oder beobachtete die Cabana vom Haupthaus aus.
Nur um ganz sicherzugehen, umschlich Shane Katjas Refugium noch einmal. Nur aus einem der Räume drang so etwas wie Licht. Zuerst dachte er, sie hätte ihren Fernseher angelassen, doch dann brachte des rhythmische Flackern und gedämpfte Flimmern Shane zu dem Schluß, daß es der Bildschirmschoner des Computers sein mußte.
Hierauf steuerte er die hintere Terrassentür der Cabana an. Mit der Geschicklichkeit eines geschulten Einbrechers kitzelte er das gut geölte Schloß mit einem Stahlhäkchen. Die dünnen Operationshandschuhe, die seine Hände wie eine zweite Haut umspannten, störten ihn dabei nicht im geringsten.
Das Schloß bewegte sich. Lautlos öffnete er die Tür.
Shane streifte seinen durchnäßten Regenponcho ab und stopfte ihn hinter eine Topfpflanze beim Eingang.
Seine schmutzigen Turnschuhe folgten.
Barfuß, doch immer noch mit Handschuhen, schlüpfte Shane in die Cabana und zog die Tür hinter sich zu.
In der Luft hing ein schweres Parfüm, das sich ihm auf die Lungen legte wie eine Uberdosis von Jasmin und Gardenien. Eine Zeitlang verharrte er ganz still und lauschte aufmerksam, während sich seine Augen an die Dunkelheit des Raums, der nur durch die unauffällige Grundstücksbeleuchtung von draußen ein wenig erhellt wurde, gewöhnten.
Kein Atem war zu hören, keine Bewegung, nichts, was darauf hindeutete, daß sich jemand im Raum befand.
Das Schlafzimmer war vollkommen in Weiß gehalten - weiße Vorhänge, weißer Teppich, weiße Möbel, weiße Dekorationsstücke.
Pure Jungfräulichkeit, ging es Shane durch den Sinn. Katja verführt die Männer zu Dutzenden, ohne auch nur mit einem von ihnen Sex zu haben. Der einzige, den sie an sich ranläßt, schlägt sich als Gewaltverbrecher durch.
Natürlich erschien sie allen als gefährlicher Engel.
Unterdessen fiel die Seele der süßen Katja allmählich der Fäulnis anheim. Das würde sie eines Tages verderben. Aber bis dahin wütete sie noch ohne Erbarmen!
Er schlich zum Wohnzimmer, wo ein Nachtlicht brannte. Um keine Schatten auf die heruntergelassenen Jalousien zu werfen, bewegte er sich gebückt. Vorsichtig näherte er sich dem Computer, der auf einem Arbeitstisch neben der Bar stand.
Das Gerät entsprach genau Bostons Beschreibung: ein hochmoderner Apple-Computer. Er war angeschaltet. Der Bildschirmschoner zeigte ein ungewöhnliches Motiv: geschmeidige, kunstvoll kopulierende Pärchen.
Shane drückte auf eine Keyboard-Taste. Der
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