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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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erregen. Die Amerikaner waren so pingelig, wenn jemand unwesentliche Pelztiere zu warmen Mänteln verarbeiten ließ.
    Kasatonin senkte das Fernglas ein paar Millimeter und musterte nun die lange Reihe von Containern, die auf den Weitertransport warteten.
    Zweihundert Meter vom Containerschiff entfernt zog ein Trawler ein paar lange Schleppangeln durch den regen Bootsverkehr. Am Steuer des Boots stand ein erfahrener Vietnamflüchtling namens Huang Khe.
    Huang war früher ein verdeckter Vietkong-Agent in Saigon gewesen. Nun erledigte er denselben Job in Seattle, außer daß er jetzt für Ilja Kasatonin arbeitete anstelle von Ho Chi Minh. Im
    Moment tat Huang dasselbe wie sein Boß - er suchte nach einem ganz bestimmten Container in dem Gewimmel der Elliot Bay
    Sorgfältig musterte Huang das rostige Schachbrettmuster der güterwagengroßen Stahlcontainer, die an Deck des kolumbianischen Schiffs gestapelt standen. Zunächst entdeckte er keinen blauen Container mit den vier Schriftzeichen einer taiwanesischen Reederei.
    Kasatonin, der das Ganze aus der Entfernung beobachtete, ebensowenig.
    »Irgendwas?« fragte Katja auf russisch.
    »Geduld, schöne Schlange! Es ist noch früh.«
    Katjas volle Lippen wurden schmal, aber sie sagte nichts. Sie wußte zwar, daß Kasatonin irgendwo da draußen einen Spion hatte, aber nicht genau, wo.
    Tony Liu hockte wie ein meditierender Mönch vorne auf dem Beifahrersitz des Sedan. Er ließ sich durch nichts anmerken, daß er jedes Wort mitbekam, das hinter dem Trennglas im Fond des Wagens gesprochen wurde.
    Nicht, daß Liu irgendein Geheimnis erfahren hätte. Katja und Kasatonin waren schließlich nicht dumm. Zweifellos wußten sie, daß sie belauscht wurden, denn sie sprachen die meiste Zeit russisch. Er würde das Tonband später übersetzen lassen.
    Ein Mann, der töricht genug war, sich in Sicherheit zu wiegen, überlebte nicht lange in der brutalen Welt der Harmony Und Tony Liu war nicht töricht.
    »Container«, sagte Kasatonin und konzentrierte sich nun mehr auf den Trawler als auf das rostige Frachtschiff, »sind perfekte Schmuggelbehälter. Anonyme Eier in einem Hühnerschlag.«
    »Deshalb werden sie ja auch inspiziert«, meinte Katja. »Wie soll man sonst Computer von eingemachtem asiatischen Gemüse unterscheiden?«
    »Nicht jede Fracht kontrollieren sie.«
    »Trotzdem, das Risiko ...«
    »Wir haben alles menschenmögliche getan, haben die Sendung um die halbe Welt geschickt. In jedem Land ein anderer Container!« »Und ein anderer Spion«, setzte Katja hinzu.
    Kasatonin zuckte die Schultern.
    »Mit den Spionen werden wir fertig«, winkte er ab.
    »Wenn wir sie erwischen ... aber wenn wir nun nicht alle erwischt haben?«
    Kasatonin antwortete nicht. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Trawler, der zwischen den Containerstapeln kaum sichtbar war.
    Huang holte seine Leinen ein, als ob er des unproduktiven Fischens müde sei. Er ging zu einer Kiste, zog einen großen blauen Lumpen heraus und schüttelte ihn siebenmal aus. Dann wischte er sich die Hände ab und legte den Lappen wieder in die Kiste zurück.
    »Er ist da«, teilte Kasatonin ihr auf russisch mit.
    »Bist du sicher?« fragte Katja in derselben Sprache.
    »Absolut.«
    Katja reckte den Hals und spähte aus ihrem Fenster. Der Schlepper wirkte, soweit sie ihn sehen konnte, unverhältnismäßig elegant im Vergleich zu dem rostigen Frachtschiff. Rauch quoll in dicken Schwaden aus dem glatten, nach hinten geneigten Schornstein, während er den Riesendampfer vorsichtig zum Liegeplatz bugsierte.
    Selbst durch das verdunkelte Glas des Wagens konnte Kasatonin die auffallenden blauen Kisten auf dem Cargodeck des Schiffs erkennen. Drei Container befanden sich gleich im ersten Stapel hinter dem Ruderhaus. Vier weitere standen in der obersten Reihe im Bug.
    Alle sieben Behälter gehörten der von Tony Lius Himmel-und-Erde-Tong kontrollierten Reederei.
    Kasatonin lachte laut auf, als er daran dachte, was wohl jetzt unter den amerikanischen Zollbeamten los war.
    »Was freut dich so?« fragte Katja auf russisch.
    »Dein Mr. Liu ist ein Schlaumeier!« Dies sagte Kasatonin auf englisch.
    »Natürlich. Ich arbeite doch nicht mit Dummköpfen zusammen.« »Liu ist klüger als die meisten«, wechselte Kasatonin wieder ins Russische. »Er heizt den Zollbeamten gehörig ein, wie man so schön sagt.«
    Katja konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, ihn kräftig in den Arm zu kneifen.
    »Na los, erzähl schon«, befahl sie.
    »Die

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