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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Hornissennest herumgestochert. Darunter sogar in einigen ziemlich großen. Sehr häufig sucht sie die Konfrontation, und manche betrachten sie als Unruhestifterin.« »Wirklich? Wer?«
    Cage machte eine vage Handbewegung. Sein Gesichtsausdruck besagte, daß er mehr wußte, als er preiszugeben bereit war.
    »Auch wenn ich Ihrer Zusammenarbeit mit Risk Limited vor ein paar Wochen prinzipiell zugestimmt habe«, fuhr er fort, »so war nicht abzusehen, daß Redpath Sie in einem solchen Ausmaß in Beschlag nehmen würde.«
    »Ich ...«, begann Dani, aber er gab ihr keine Gelegenheit einer Rechtfertigung.
    »Sie sind Akademikerin. Ihre oberste Loyalität hat dieser Universität zu gelten.«
    Ein kalter Schauder lief über Danis Rücken.
    »Gab es etwa spezielle Beschwerden über meine Arbeit?« fragte sie.
    Wieder machte der Vorsitzende eine vage Handbewegung. Danis Nacken kribbelte. Irgend etwas stimmte nicht, aber sie hegte Zweifel, in welcher Hinsicht.
    »Wenn jemand versucht, meinen Brunnen zu vergiften«, sagte sie langsam, »dann würde ich gerne wissen, wer.«
    Cage begegnete ihrem Blick mit kalten grauen Augen.
    »Nichts so Dramatisches«, wiegelte er ab. »Dies soll bloß eine kleine Erinnerung sein, daß Sie als Dozentin angestellt wurden und nicht, um an Mrs. Redpaths etwas beflecktem Altar zu beten.«
    »Keine Sorge«, sage Dani und zeigte Cage zwei Reihen sauberer weißer Zähne. »Die Heldenverehrung habe ich zusammen mit dem Weihnachtsmann aufgegeben.«
    Sie nahm ihre Ledertasche und hängte sie sich über die Schulter.
    »Dann arbeiten Sie von jetzt an also wieder ganz für die Uni?« erkundigte sich ihr Chef.
    »Sobald ich mit dem Projekt fertig bin, zu dem Sie mich abgestellt haben! Außer natürlich, ich erhalte eine anderslautende schriftliche Anweisung von Ihnen.«
    Immer noch lächelnd wartete Dani darauf, daß Cage den Inhalt seiner »kleinen Erinnerung« in eine formelle Aufforderung fassen würde. Am Ende zuckte er mit den Schultern.
    »Ich möchte an diesem Punkt noch nicht den akademischen Senat hinzuziehen«, sagte er.
    »Und an welchem Punkt wären Sie dazu bereit?« hakte Dani nach.
    »Die Abschlußprüfungen sind in zehn Tagen. Es würde mir nicht gefallen, wenn Ihr exzellenter Ruf durch unzulängliche Prüfungsaufgaben für Ihre Studenten Schaden litte.«
    »Das wäre für mich genauso unbefriedigend«, erwiderte Dani ruhig.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Wie Sie wollen - aber was ich in meiner freien Zeit tue, schmälert meine akademische Pflichterfüllung in keinster Weise.«
    Cage zögerte, dann zuckte er erneut die Schultern. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Dani.«
    »Spucken Sie es aus, Henley Ganz im Vertrauen!«
    »Akademische Pflichterfüllung ist ein vager Begriff und schwer zu definieren.«
    »Im Klartext heißt das ... ?«
    »Ihr Fakultätsposten läuft ab.«
    »Was meinen Sie damit...«
    »Das ist mein letztes Wort zu dem Thema«, unterbrach der Professor sie. »Es ist mehr, als ich hätte sagen dürfen.«
    Ihr Vorgesetzter öffnete die Tür, trat hinaus und zog sie hinter sich zu. Lange Zeit starrte Dani ins Leere. Ihr rationaler Verstand und ihr Instinkt waren sich in diesem Fall tatsächlich vollkommen einig. Sie drehte sich um, nahm den Telefonhörer zur Hand und wählte Cassandras Privatnummer. Lange warten mußte sie nicht. Das Telefon wurde schon beim ersten Klingeln abgenommen.
    »Ja«, sagte Cassandra.
    Ihre Stimme klang ziemlich angespannt, als ob sie noch mehr unter Druck stünde als Dani.
    »Ich weiß immer noch nicht, wie viele Karten in diesem Deck sind«, sagte Dani, »aber ich kann Ihnen mit Sicherheit verraten, daß mindestens eine gezinkte darunter ist.« »Wir erwarten Sie.«
    Das Freizeichen ertönte. Seufzend verabschiedete Dani sich von ihrer Minestrone.

22
    Seattle
    November
    Durch sein Fernglas konnte Ilja Kasatonin die horizontalen gelben, blauen und roten Streifen der kolumbianischen Flagge, die vor dem verhangenen Himmel der Elliot Bay an Bord der Esmeralda wehte, deutlich erkennen. Kräftige, kleine, weiß-grüne Schlepper manövrierten den rostigen Frachter zum Pier Nr. 43. Die Schlepper sahen aus wie Tänzer, die eine alternde, beleibte Ballerina umkreisten.
    »Kannst du ihn sehen?« fragte Katja Kasatonin.
    »Noch nicht.«
    Nervös rutschte Katja auf dem Sitz des Sedans hin und her und strich ihren Kaschmirmantel über ihren langen Schenkeln glatt. Sie hätte lieber ihren Zobelmantel getragen, wollte jedoch nicht unnötig Aufmerksamkeit

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