Seidenfpade
eilig.
»Seattle«, sagte Gillespie. »Packt eure Sachen, Jungs und Mädels. Wir gehen auf die Jagd!«
»Dani nicht«, bestimmte Shane. »Sie bleibt hier, und zwar unter Bewachung.«
»Überleg dir das lieber noch mal«, warnte Dani ihn.
»Das brauche ich nicht.«
»O doch«, trumpfte sie auf. »Schließlich bin ich immer noch die einzige, die die Seide im Dunkeln erkennen kann, schon vergessen?«
Shane hatte es nicht vergessen und war deswegen stinksauer ...
24
»Ausdrucken, Gillie«, befahl Cassandra kurz angebunden und beendete damit einen eventuellen Streit zwischen Shane und Dani, bevor er richtig beginnen konnte. »Und Katjas Datei bitte ebenfalls!«
Schon einen Augenblick später entließ der Laserdrucker ein Blatt nach dem anderen. Cassandra verharrte über dem Drucker wie ein Adler über einem fischreichen Gewässer und packte die Blätter, sobald genug Weiß zum Anfassen erschien.
Shane stand über ihre Schulter gebeugt und überflog die Seiten, sowie sie auftauchten.
»Ich wette, das Reisebüro liebt Katja«, sagte er nach ein paar Seiten.
»Warum?« wollte Dani wissen und spähte um Shanes Schulter herum.
Seine Nasenflügel blähten sich, als er ihren einzigartigen Geruch einatmete. Die unfreiwillige Reaktion seines Körpers auf sie brachte ihn zur Verzweiflung.
Noch zwei Tage. Der Countdown lief.
»Auf Erster-Klasse-Buchungen gibt es eine höhere Provision«, erwiderte er ein wenig barsch.
»Also die Namen kenne ich nicht.« Dani runzelte die Stirn.
»Falsche Namen«, erläuterte Cassandra abwesend. »Ohne Katjas Computerliste wüßten wir nicht, wer was mit wem und wann zu tun hätte.«
»Das muß Spagnolini sein, auf der Alitalia von Mailand morgen«, sagte Shane. »Er reist unter dem Namen Buttafuco.«
Cassandra nahm einen Block zur Hand. Rasch begann sie die enttarnten Namen zu notieren, sobald sie sie nach dem Herkunftsland identifiziert hatte.
»Aber was ist...«, begann Shane.
Mrs. Redpath hielt die Hand hoch, und Shane verstummte.
Einige Augenblicke später begann sie vorzulesen, was sie aufgeschrieben hatte.
»Der Kopf der Union Corse reist unter den Namen Jacques Revel direkt aus Marseille an«, erhob sie ihre Stimme.
Shane warf einen Blick auf die beleuchtete Wandkarte, auf der die Zeitzonen eingezeichnet waren.
»Er ist in vier Stunden in der Luft«, bemerkte er.
»Katja und Kasatonin sind bereits aufgebrochen«, sagte Cassandra und warf einen Blick auf die Uhr. »Ebenso unser Freund Tony Liu, der über ... warte mal... ja, hier ist es, Vancouver, Kanada, eingeflogen ist.«
»Vancouver? Ich dachte, die anderen peilen alle Seattle an«, unterbrach Shane.
»Das tun sie auch. Tony Liu traf heute morgen mit einem Verbindungsflug ein«, erläuterte Cassandra.
»Das paßt«, bestätigte Gillespie. »Wir haben gerade erfahren, daß Liu kanadische Reisepapiere besitzt. Er benutzt sie, um seine Tong-Filialen in Vancouver zu besuchen. Sieht so aus, als würde er auch in die Staaten reisen.«
»Steht er nicht auf der Shit-Liste der Zoll- und Einwanderungsbehörden?« forschte Shane nach.
»Hätte ich auch gedacht«, sagte Gillespie. »Ich werde jemanden darauf ansetzen.«
»Aber unauffällig«, mahnte Cassandra. »Der Fisch soll sich erst austoben, bevor wir die Angel einholen.«
»Unauffällig ist gebongt, Botschafterin!«
Gillespie wählte eine Nummer.
»Und wo hält sich Liu jetzt auf?« fragte Dani.
Cassandra überflog Katjas decodiertes Memorandum. »Im Vierjahreszeiten in Seattle. Wirklich gute Arbeit, daß du dieses Papier hier entziffert hast, Shane!«
»Ich hätte lieber die Seide - und zum Teufel mit dem Memorandum!« lautete sein Kommentar.
»Wir haben jetzt die Weichen gestellt. Das ist mehr als vorher.«
Dani blickte über Cassandras Schulter.
»Sie übernachten alle im Vierjahreszeiten?« fragte sie.
»Scheint so.« Cassandra nickte. »Für übermorgen ist ein Privatdinner in einem der gehobenen Steakhäuser in Seattle geplant.« »Der Seattler Steak-Gipfel«, verkündete Dani. »Ich frage mich, ob sie sich über dem Wodka-Tomaten-Sorbet an die Kehle gehen?«
Shane stieß ein kurzes Gelächter aus.
»Das wäre zu schön, um wahr zu sein«, sagte Gillespie und erhob sich. »Es handelt sich hier um das größte Meeting von internationalen Verbrecherbaronen in der Geschichte. Dagegen sieht selbst der Appalachen-Gipfel von 1957 wie ein GrundschulKlassentreffen aus.«
»Das heißt, wir werden über das FBI stolpern«, unkte Shane.
»Wohl kaum«,
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