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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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mal«, sagte Dani. »Diesmal habe ich das Kommando. Tom ist ein Freund. Ich weiß, wie ich mit ihm umzugehen habe.«
    Einen Augenblick lang fürchtete Dani Shanes Widerstand, doch dann lächelte er und wies mit einer Handbewegung zur Tür.
    »Nach Ihnen, Chefin«, verneigte er sich.
    Dani hätte sich besser gefühlt, wenn sein Lächeln weniger wolfsähnlich gewesen wäre.
    Sie hastete an ihm vorbei. Kaum hatten sie das Haus verlassen und saßen im Wagen, fiel Shane auch schon mit einer weiteren Fragenkanonade über Dani her.
    »Entschuldige«, unterbrach ihn der Fahrer, »aber Cassandra sagte, Mrs. Warren soll erst etwas Suppe essen, bevor du sie zerlegst.«
    »Suppe? Wovon, zum Teufel, redest du, Walker?« bellte Shane.
    »Minestrone«, erwiderte Walker gemütlich. »Im Fach neben deinem Sitz.«
    »Solltest du dir nicht Henley vorknöpfen?« löcherte Shane ihn.
    »Gillie hielt es für besser, jemand anderen darauf anzusetzen. Jemanden, der bei Schießübungen weniger oft ins Schwarze trifft als ich.«
    Dani sah sich den Fahrer genauer an. Er hatte einen Stöpsel im Ohr - und vielleicht auch noch Erde unter den Fingernägeln? Eine dampfende Schüssel Minestrone tauchte unter Danis Nase auf, gehalten von Shanes Pranken.
    »Iß!« befahl er. »Du siehst aus wie eine veritable Leiche.«
    »Vielen Dank. Du siehst auch recht originell aus!«
    »Iß, oder ich stopf dir das Zeug in den Mund.«
    »Immer diese leeren Versprechungen«, murmelte Dani.
    Dann machte sie sich jedoch mit dem Enthusiasmus und der Geschwindigkeit einer Verschmachtenden, die es gewohnt war, heiße Flüssigkeiten in kalten tibetischen Zelten zu sich zu nehmen, über die Suppe her.
    Shane sah zu, wie der Löffel wiederholt zwischen Danis Lippen verschwand, und gab sich Mühe, nicht daran zu denken, wie sich ihr Mund an dem seinen angefühlt hatte.
    Dann leckte sie den Löffel ab.
    Finster blickte er in eine andere Richtung.
    »Wer ist dieser Informant, den du so einfach aus dem Ärmel gezaubert hast?« fragte er unwirsch.
    Statt zu antworten leckte Dani hingebungsvoll weiter.
    »Ich weiß nicht, ob ich das Recht habe, dich mitzubringen«, zögerte sie. »Schließlich hat ja nicht Tom mich um das alles gebeten.« »Mörder machen sich auch keine Gedanken über Rechte.«
    Eine Zeitlang war nur das Geräusch von Metall auf Plastik zu hören, während sich Dani an der köstlichen Suppe bis zum letzten Tröpfchen labte und danach wieder den Löffel ableckte. Mehrmals.
    Shane schaute hartnäckig aus dem Fenster. Es war, als versuchte er an einem sonnigen Nachmittag die Abenddämmerung herbeizuzwingen. Einfach unmöglich.
    »Dani...«, begann Shane. Seine Stimme klang heiser.
    »Tom«, unterbrach Dani ihn. »Nenn ihn Tom.«
    »Tom wer?«
    »Tomohide Noda«, gab Dani widerwillig Auskunft.
    Der Wagen hielt vor der Renwick Gallery an. Das Gebäude, das an der Pennsylvania Avenue lag, stand wie ein schlampiger Wachtposten neben dem Blair House, nicht weit vom Weißen Haus entfernt.
    Im roten, viktorianischen Sandsteingebäude des Renwick war es still wie in einer Kirche. Stolz achtete dieses Museum darauf, nur die esoterischsten Ausstellungen in Washington D.C. zu beherbergen. Einzig wahre Anhänger von übersinnlicher Kunst -oder die Frierenden und Obdachlosen - verbrachten ihre Tage im Renwick.
    »Niemand ist uns gefolgt«, bemerkte Walker.
    »Laß die Scheibe hoch«, ordnete Shane an.
    Die kugelsichere Trennscheibe rollte hoch und schuf auf diese Weise zwei Kabinen.
    »Wo liegt das Problem?« fragte Shane Dani offen. »Hast du Angst, ich könnte deinen Freund mit der Pistole bedrohen?«
    »In deiner derzeitigen Stimmung könntest du etwas verpatzen. Tom hat deinen Zorn nicht verdient - dann schon eher ich.«
    »Was soll das heißen?«
    »Zuerst habe ich die Seide für dich verloren und dann ..,« Dani errötete. »Dein blödes Gelübde, verdammt noch mal! Jedenfalls laß es nicht an ihm aus.«
    »Ich bin nicht wütend auf dich, weder was das Thema Seide, noch was mein Gelübde anbelangt.« »Vergiß es einfach!«
    »Sicher«, blaffte Shane. »Sobald ich mir das Atmen abgewöhnt habe.«
    Dani biß sich auf die Unterlippe.
    Ihr Held wandte den Blick ab.
    »Hör zu«, sagte er einen Augenblick später. »Ich überlass dir die Führung, was den guten alten Tom betrifft, aber allein lass ich dich nicht da reingehen. Abgemacht?«
    Sie zögerte, dann seufzte sie. »Wenn es sein muß ...«
    »Warte, bis ich deine Tür aufmache.«
    Shane stieg aus, ging um den Wagen

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