Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
Vom Netzwerk:
Misthaufen erster Klasse, okay? Also können Sie jetzt gehen, oder soll ich Sie tragen?«
    »Ich weiß ja nicht mal, wer Sie sind«, wisperte Dani. »Warum sollte ich mit Ihnen kommen?«
    »Mein Name ist Shane Crowe, und ich bin der einzige, der nicht versucht hat, Sie ins Jenseits zu befördern.«
    »Wie würden Sie es nennen, wenn man vom Dach gestoßen wird?«
    »Ihr Leben retten.«
    »Ich kann gehen.«
    »Gut.«
    Damit richtete sich Shane auf, ergriff Dani wieder beim Handgelenk und machte sich auf die Socken.
    Dani sträubte sich nicht mehr. Humpelnd aber dennoch gefügig ließ sie sich von Shane durch eine enge Gasse führen. Sie mündete am Fuß der Treppe, die zum heiligen Palast hinaufführte.
    Hinter sich hörten sie ein heilloses Durcheinander. Befehle wurden gebrüllt, Stiefel stampften straßab, und die Bewohner der Häuser, die durchsucht wurden, wehrten sich lautstark. Hie und da ertönte ein schriller Schrei.
    Dani hatte die chinesische Besatzungsmacht schon mal in Aktion gesehen. Sie konnte sich vorstellen, was da vorging.
    Wütend oder nicht, riesig oder nicht, Fremder oder nicht, sie war froh, daß der Mann namens Shane Crowe sie nicht zurückgelassen hatte.
    Shane konnte sich sogar noch besser vorstellen, was dort hinten los war. Die Soldaten hatten den toten Feng erreicht, aber sonst niemanden vorgefunden. Jetzt durchkämmten sie die Nachbarschaft, weckten Hausbewohner und suchten mit brutalen Fäusten und Gewehrkolben nach ihrer entflohenen Beute.
    Danis Fußgelenk pochte und hämmerte. Sie biß die Zähne zusammen, denn keinesfalls wollte sie hinter Shanes weit ausholenden Schritten Zurückbleiben. Er bewegte sich mit einer eigenartigen Grazie, die sie an einen Indianer oder einen Kung-Fu-Kämpfer erinnerte.
    Nun, angesichts der Umstände, dachte sie trocken, würde ich auf den Kung-Fu-Kämpfer setzen.
    Ohne das geringste Zögern zerrte Shane Dani durch ein Labyrinth von Gassen und Gäßchen, das jeden außer einem Einheimischen hoffnungslos verwirrt hätte. Viermal hielt er abrupt an und drängte Dani in einen Hauseingang.
    Sie hörte allerdings nichts, das sie alarmiert hätte. Und jedes Mal marschierte ein Trupp chinesischer Soldaten nur ein paar Meter an ihnen entfernt vorbei.
    Und zunehmend spürte sie die Stärke dieses Mannes. Ein Arm lag vor ihrer Brust wie ein Stahlband und hielt sie im Schatten des Hauseingangs fest.
    Irgendwo in ihrem Innern merkte Dani, daß sie trotz der Waffe, die Shane in der anderen Hand hielt, nicht dieses Gefühl von Ohnmacht verspürte wie bei ihrem Ex-Mann, wenn der sie gepackt und festgehalten hatte. Sie wußte nicht, was an Shanes Kraft so anders war, so neu für sie.
    Als Shanes Arm herunterfiel, folgte ihm Dani. Sie erreichten den Fuß der Treppe, die sich zum Potala Palast emporschwang. Shane blieb stehen und ließ sie zu Atem kommen.
    »Dann sind Sie also Archäologin«, sagte er leise. »Was tun Sie hier?«
    »Ich komme gerade von einem sechswöchigen Exkurs aus dem Hochland zurück. Es geht um alte Handelsrouten. Und was sind Sie, so eine Art Cop?«
    »Nein!« Abwehrend hob er die Hände.
    »Was dann?«
    »Das spielt keine Rolle. Sie würden mir wahrscheinlich ohnehin nicht glauben, selbst wenn ich es Ihnen sage.«
    »CIA?«
    Shane lachte leise.
    »Haben Sie es noch nicht mitbekommen?« fragte er dann. »Die sind doch ein internationaler Witz. Ich gehöre einer privaten Organisation an.«
    Dani schüttelte den Kopf wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Irgendwie war ihr das alles viel zu verwirrend.
    »Sie glauben, Sie hätten bis jetzt einen ziemlich ungewöhnlichen Tag gehabt?« fragte Shane belustigt. »Dann warten Sie ab. Jetzt kommen Sie an einen Ort, wo noch keine Frau vor Ihnen gewesen ist.«
    Shane nahm Dani bei der Hand und führte sie die erste Reihe von abgetreten Steinstufen hinauf. Dann klopfte er an eine kleine, fensterlose Holztür, die in die Mauer eingelassen war.
    Die Tür öffnete sich geräuschlos. Ein uralter Mönch in einer dunkelblauen Kutte trat beiseite und ließ sie ein.
    Der amerikanische Bastard zog Dani durch die Tür in die Finsternis.
    Als Dani merkte, wo sie war, hatte sie das Gefühl, in ein Kaninchenloch gefallen zu sein und daß jetzt nichts mehr so sein würde wie früher.
    Und sie hatte recht.

4
    Harmony Estate, Aruba Oktober
    Katja Pilenkowa warf einen Blick auf ihre elegante Cartier-Armbanduhr. Rasch errechnete sie die Zeitverschiebung zwischen Aruba und Lhasa.
    Jeden Moment, sagte sie sich. Er wird jeden

Weitere Kostenlose Bücher