Seidenfpade
asiatische Sprache sprach. Einen Augenblick später ertönte eine andere Stimme, die etwas in stark gebrochenem Englisch sagte.
»Ehrenwerter Gast nicht erlaubt Terminkalender seinen einzuhalten«, sagte die Stimme.
Katja erkannte Miuro Tama, den Chefsekretär von Yukio
Koyama, bevor die Bedeutung seiner Worte in ihr Bewußtsein sickerte. Eine Angst, die nichts mit Lust und Tod zu tun hatte, durchzuckte sie.
All die Arbeit, all das Planen, all das Morden! Diese Absage wollte sie fast überwältigen. Jahre habe ich dafür gearbeitet .Jahre!
»Ich bedauere das zu hören«, sagte sie mit beherrschter Stimme. »Meine Geschäftspartner und ich haben Ihre Ankunft mit großer Freude erwartet.«
»Leider unmöglich«, winselte Tama. »Unmöglich!«
Katja schnippte leicht mit dem Finger, um Kasatonins Aufmerksamkeit zu erregen. Als er sie ansah, streckte sie die Hand nach der Wodkaflasche aus. Er durchquerte das Zimmer und reichte sie ihr. Sie nahm sie, trank jedoch noch nicht: Blitzschnell überlegte sie, wie sie die Informationen, die sie brauchte, bekommen konnte, ohne eventuellen Lauschern zuviel preiszugeben.
Tama rief ohne Stimmverzerrer oder sonstige Verschlüsselung an. Ihre Unterhaltung konnte jeder mithören, der ein Funktelefon besaß.
»Gibt es einen besonderen Grund für diese neue Lage der Dinge?« fragte Katja.
Ein hastiger Wortwechsel auf japanisch drang an ihr Ohr, als der Sekretär mit einer anderen Person Rücksprache nahm. Dann kam Koyama selbst an den Apparat. Seine Stimme bebte vor Zorn.
»Die Amerikaner«, zeterte er, »haben mein Visum zurückgezogen.«
»Was? Ihr Visum?«
Betroffen rätselte Katja, was die amerikanischen Behörden wohl zu einer solch beleidigenden Handlung bewogen haben mochte. Sie trank einen Schluck Wodka, als ob es Eiswasser wäre.
»Ein Zeitungsreporter hat ein paar uralte Geschichten über mich ausgegraben«, grollte Koyama. »Er nennt mich einen Kriegsverbrecher.«
»Welche Zeitung?«
»Die New York Times. Sie verunglimpfen mich mit dieser Bezeichnung!«
Koyama platzte fast vor Wut.
»Die werden sich bei mir entschuldigen«, betonte er, »und wenn ich halb Manhattan kaufen und an die Koreaner verhökern muß.«
»Es kommt nichts Gutes dabei heraus, sich mit einem so mächtigen Blatt anzulegen«, beschwichtigte Katja ihn. »Und diese Zeitung hat immensen Einfluß, das kann ich Ihnen versichern.«
Der Japaner erwies sich als total uneinsichtig. »Zuerst hat dieser Hundehaufen die amerikanischen Immigrationsbehörden in ein zweifelhaftes Licht gerückt. Dann hat er mich direkt angerufen und nach >Verbrechen< aus einem Krieg gefragt, an den sich keine Laus mehr erinnert!«
»Woher hatte der Reporter seine Informationen?« fragte Katja.
»Ich weiß es nicht.«
»Tolliver«, keifte Koyama. »Finden Sie ihn! Finden Sie seine Quelle. Und dann tun Sie, was zivilisierte Menschen mit Hundehaufen tun!«
»Die amerikanische Presse genießt eine spezielle Immunität«, wandte Katja ein. »Sie kann nicht für Ihre Akte verantwortlich gemacht werden.«
»Ich dachte, Sie und Ihre Geschäftspartner hätten >Freunde< in allen wichtigen Positionen. Offenbar ist das ein Irrtum. Es lohnt sich nicht mehr, mit Ihnen zu diskutieren.«
»Sie haben mich mißverstanden«, versicherte Katja rasch.
»Ausgezeichnet. Ich gehe also davon aus, daß ich planmäßig abfliege.«
»Bitte haben Sie ein wenig Geduld. Es könnte etwas länger als achtzehn Stunden dauern.«
Koyama knurrte vernehmlich über diese Zumutung.
Als Katja wieder sprach, klang ihre Stimme warm, heiser und unzweifelhaft feminin.
Kasatonin hätte beinahe laut aufgelacht.
»Vertrauen Sie mir, mein Freund«, beschwor sie ihn. »Meine Kollegen und ich haben ein Geschenk für Sie, das Ihnen unsere große Hochachtung beweisen wird.«
Der Präsident grunzte, als würde er auch nichts anderes erwarten.
»Unser Geschenk übertrifft alles, was Sie bisher gesehen haben,« schwärmte sie. »Menschen mußten ihr Leben dafür lassen, daß wir es in die Hände bekamen. Andere haben ihr gesamtes Leben nur damit zugebracht, es zu bewahren.«
»Was ist das, womit Sie mich locken wollen?«
Katja lachte leise und verführerisch. Sie lud den alten Mann dazu ein, als Mann auf sie zu reagieren und weniger als gekränkter Verbrecherkönig.
»Aber es soll doch eine Überraschung sein«, tat sie geheimnisvoll.
»In den Vereinigten Staaten gibt es keine Überraschungen für mich.«
»Wenn Sie nur ein wenig Geduld haben, dann
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