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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Natur ihren Lauf läßt«, erwiderte Katja Kühl, »aber der Trick an der Sache ist das, was nicht von alleine kommt.«
    »Hä?«
    »Mein Job«, sagte Katja forsch, »zielt darauf ab, daß jeder anwesende Mann mich begehrt. Und ihr sollt eure individuellen Kunden dazu bringen, sich mit weniger zufriedenzugeben.«
    Ein leises Wispern ging durch die Reihe. Dann folgte Gelächter.
    Sharis Züge leuchteten.
    »Das muß ich mir merken«, sagte sie, »für mein späteres eigenes Unternehmen.«
    Katja zwitscherte: »Nicht auf Aruba!«
    »Darauf können Sie wetten«, gab Shari zur Antwort.
    Und sie meinte, was sie sagte. Shari hatte sehr schnell gemerkt, daß Katja die gefährlichste von all jenen war, die auf dem Anwesen ein und aus gingen.
    »Noch etwas«, murmelte Katja. »Ich habe gehört, daß einige von euch frühzeitig losgeflogen sind und ein wenig - wie sagt man noch? - im Aruba-Hilton-Casino gezockt haben.«
    Mehrere Mädchen warfen verstohlene Blick auf ein umwerfend schönes irisches Mädchen mit roten Haaren namens Imelda, die ein Apartment in London und eins in Paris besaß.
    »Damit ist sofort Schluß«, fuhr Katja schneidend fort. »Eure Kunden heute abend sind einige der einflußreichsten Männer der Welt.«
    »Ich hab sie nie in der Times gesehen«, murmelte Imelda.
    »Nur Society-Aufsteiger und Politiker erscheinen in den Nachrichtenblättern«, sagte Katja. »Diese Männer sind viel zu reich und zu mächtig, um eine solche Publicity zu erlauben.«
    »Na und?« reagierte Imelda mit einem Schulterzucken.
    »Also dürfen diese Männer nie in die Lage geraten, wo sie in der einen Nacht eine Dame in einem Casino aufgabeln, nur um sie am nächsten Abend hier auf dem Anwesen wiederzutreffen«, erläuterte die Chefin.
    »Keiner unserer Kunden hat sich dort blicken lassen«, wandte Imelda ein. »Ich hab es überprüft... bin ja nicht von gestern, wissen Sie!«
    »Von unseren nicht-ansässigen Kunden noch niemand«, winkte Katja ab, »aber es werden heute abend auch jede Menge Hiesiger da sein. Einer davon ist der Vorsitzende der örtlichen Zweigstelle der Bank Leumi, ebenso wie der Zweigstellendirektor der Londoner Seven Oaks Bank.«
    »Bankiers? Ich dachte, das hier wäre eine Party für internationale, äh ...« Imelda suchte nach einem neutralen Ausdruck, »Geschäftsleute - kann man sie wohl nennen.«
    »Wegen der Bankiers funktioniert die Harmony so prima auf Aruba«, flüsterte Shari Imelda zu. »Die Wasser der Karibik tun Wunder, wenn es darum geht, Blut von Gold zu waschen.«
    »Wirklich?« entgegnete Imelda.
    Sie klang, als würde sie das näher erklärt haben wollen; doch Katja schnitt Shari, die dem Wunsch Folge leisten wollte, das Wort ab.
    »Der Background unserer Klienten geht euch nichts an«, befand Katja. »Sorgt nur dafür, daß sie sich gut amüsieren.«
    Noch während sie das sagte, nahm sie sich insgeheim vor, Imelda von ihrer Liste zu streichen. Das Mädchen war entweder total naiv oder auf Informationen aus.
    In beiden Fällen stellte sie eine Gefahr dar.
    Besonders jetzt, wo soviel von ihrer sorgfältig ausgeklügelten Strategie hinsichtlich der Seide abhing.
    Ilja, dachte Katja nervös, wo bist du? Hast du sie schon?
    Darauf gab es keine Antwort. Nicht, bevor Ilja Kasatonin anrief, jedenfalls.
    Wenn er anrief.
    Das wird er sicher, sagte sie sich fest. Er muß einfach.
    Nichts von Katjas Nervosität zeigte sich jedoch auf ihrem Gesicht, während sie fortfuhr, die Reihe der Mädchen abzuschreiten, hier einen Ausschnitt zurechtrückte und dort einen beson-
    deren Effekt überprüfte. Beinahe war sie fertig damit, als sich Boston mit einer unauffälligen Bewegung meldete.
    »Die Limousinen fahren soeben vor«, verkündete er.
    »Auf die Plätze, Mädchen«, befahl Katja und klatschte gebieterisch in die Hände. »Das Spiel beginnt.«

5
    Die erste weiße Nobelkarosse glitt leise die Auffahrt vor dem Haupthaus heran. Mit geübter Hand brachte der Chauffeur das Fahrzeug genau mit der Passagiertür vor dem Eingang zum Halten. Die Rücktür schwang auf, noch bevor der Butler sie erreicht hatte. Ein beleibter, pausbäckiger, aber nichtsdestotrotz muskulöser Latino in einem rotbraunen Seidenanzug stieg aus. Sein blütenweißes Hemd war trotz Klimaanlage in der Limousine schweißgetränkt. Das dunkle, grobe Gesicht glänzte vor Erwartung.
    Er verfluchte abwechselnd auf spanisch und englisch das hiesige Wetter und die Welt im allgemeinen. Sein Vokabular war derart deftig, daß selbst ein erfahrener

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