Seidenfpade
dar.
Wichtiger vielleicht sogar als La Pena.
»Mr. Kodjimura und Mr. Ishida sind vergangene Woche hiergewesen«, sagte Katja in unbeteiligtem Tonfall.
Der feurige Schnaps behagte dem Kolumbianer.
»Zusammen?« fragte er.
»Ja. Sie haben sich prächtig amüsiert, obwohl ich glaube, daß Mr. Ishida ein hübsches Sümmchen am Spieltisch verlor.«
»Das passiert ihm immer«, bemerkte La Pena. »Er ist dieser Tage mehr am Glücksspiel als am Geschäft interessiert. Genau deshalb wird Kodjimura ihm auch ein zweites Arschloch bohren.«
»Bin genau deiner Ansicht. Doch die Yakuza wird in jedem Fall der Harmony treu bleiben.«
Noch wichtiger für Katja war jedoch, daß sie über die Yakuza ihre Beziehung zum mächtigsten Mann Japans, Yukio Koyama, einfädelte. Er war das hochgeachtete Bindeglied zwischen den Yakuza und dem immensen Reichtum Japans. Mit Koyama gelänge ihr derjenige Fischzug, um den sie so lange gerungen hatte: einen gierigen Abnehmer für die Kunstschätze, die sie dank ihrer ausgezeichneten Verbindungen zu dem brachliegenden Sowjetreich gleich lastwagenweise aus Rußland herausschaffen konnte.
Ihr erster Gast trank sein Glas in einem Zug aus und knallte es in wortloser Aufforderung auf den Tresen.
Der Barkeeper blickte Katja an.
Unmerklich schüttelte sie den Kopf, aber so, daß der Kolumbianer es nicht sah. Aguadiente war das bevorzugte Getränk unter den kolumbianischen cartelistas. La Pena konnte riesige Mengen davon in sich hineinschütten, bevor man es ihm anmerkte.
Aber dieser Fusel machte ihn dennoch aufbrausend und unberechenbar. Die Gastgeberin wollte nicht, daß das Treffen der Harmony in einem häßlichen Streit endete.
»Deshalb habe ich Mr. Kodjimura und seinen Patron zu unserer kleinen Konferenz nächsten Monat in Seattle eingeladen«, berichtete Katja. »Ich fürchte, bis dahin wird Mr. Ishida jedoch kein Faktor mehr sein.«
» Verdad?«
»So ist es«, fuhr sie mit unverhohlener Befriedigung fort. »Offenbar hat er sich eine schmerzhafte und ziemlich ernste Geschlechtskrankheit eingefangen. Ich fürchte, daß selbst die beste Behandlung ...«
Taktvoll verschwieg Katja den Rest.
La Pena lachte hämisch. Mit einer herrischen Handbewegung forderte er den Barkeeper auf, ihm nachzuschenken.
»Erinnere mich daran, deine Nutten das nächste Mal, wenn ich hier übernachte, auf Infektionen hin untersuchen zu lassen«, meinte der Schwerenöter.
»Infektionen dulde ich hier niemals, mi corazon «, flötete Katja.
Sie nahm dem Barkeeper die Flasche aus der Hand, bevor er La Penas Glas auffüllen konnte.
»Es ist klar«, sagte Katja, »daß Kodjimura derzeit der mächtigste Yakuza-Führer in Japan ist.«
Der Kolumbianer blickte Katja mit seinen durchdringenden schwarzen Augen an.
»Mr. Kodjimuras Patron scheint zu einem Gespräch über eine Teilnahme an unseren hier getroffenen Übereinkünften bereit zu sein«, fügte Katja hinzu.
Nun goß sie selbst sein Glas zur Hälfte mit dem öligen Schnaps voll.
»Scheint bereit zu sein?« wiederholte La Pena.
Er ergriff das Glas und goß sich das Zeug in die Kehle. Brüsk hielt er ihr das leere Glas noch mal hin und fuhr ärgerlich fort: »Ist das das Beste, was du auftreiben konntest, meine schöne Madonna?«
Katja lächelte wie die Schauspielerin, die sie war.
»Kodjimuras Mitwirkung ist leider unentbehrlich«, fauchte nun der gute Mann. »Ohne ihn bleibt Asien unseren Drogen verschlossen. Der Bund, den du Harmony nennst, wäre sinnlos, wenn die halbe Welt nicht mitmacht.«
Das Lächeln der Russin vertiefte sich noch aus Respekt vor der Intelligenz des Kolumbianers.
»Du hast ja so recht«, murmelte sie. »Ich habe viel darüber nachgedacht.«
La Pena sah es nicht besonders gern, wenn Frauen selbständig dachten; aber er mochte den enormen Zuwachs an persönlichen Dollars, den ihm sein Beitritt zur Harmony bescherte.
»Mr. Kodjimuras Patron«, sagte Katja, »ist auch nicht anders als wir. Er möchte nur sichergehen, daß wir seine Stellung innerhalb seiner Machtsphäre und der unsrigen gebührend zu schätzen wissen.«
Mit zunehmender Ungeduld hielt ihr La Pena sein Glas hin.
Katja berührte es mit dem Flaschenhals und goß herzhaft noch einen kleinen Schuß der feurigen Flüssigkeit hinein. Dann setzte sie, wie eine Mutter bei ihrem Sohn, die Flasche mit einer energischen Bewegung auf der Bar ab - eine Geste, mit der sie unmißverständlich signalisierte, daß das alles war, was der Herr noch bekommen würde.
»Ich kann
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