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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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ihre codierte Privatdatei, in der sie alle Anrufe speicherte, auch ihre Gedanken, solange ihr Hirn noch nicht vom eisgekühlten Wodka - der sie beinahe ebenso zwingend im Griff hatte wie Kasatonin - aufgeweicht war.
    Aber im Gegensatz zu ihrer Sehnsucht nach Kasatonin konnte sie ihre Sehnsucht nach dem süßen Vergessen, das sie im Wodka fand, einigermaßen kontrollieren.
    Sie tippte weniger als eine Minute lang, wobei sic ihre eigene Kurzschrift benutzte. Routinemäßig kopierte sie das Dokument auf eine ihrer privaten Disketten.
    Als Katja ihr sündteures Kleinod wieder von der lackierten Oberfläche ihres Schreibtisches nahm und an ihr Ohrläppchen steckte, zitterten ihre Hände nicht mehr.
    Kühl wandte sie sich um und inspizierte ihre Erscheinung im
    Spiegel neben der Tür. Eine wunderschöne, mysteriöse Frau in einem eisgrünen Kleid trat ihr daraus entgegen. Sie wirkte gefaßt und bereit, sich der feindlichen Welt zu stellen.
    Als Katja zum Hauptgebäude zurückkehrte, war die Party bereits in ein Sauf- und Sexgelage ausgeartet. Es blieb ihr nurmehr wenig Zeit, um das Nötige zu veranlassen, also ging sie direkt zu Tony Liu.
    Der kleine Asiate saß allein vor dem prasselnden Kaminfeuer. Nachdenklich starrte er den blauen Paß in seiner Hand an.
    Bei Katjas Kommen hob er den Kopf. Er musterte sie voller Respekt.
    »Sie sind eine sehr kluge Frau«, sagte er. »Ich habe Sie unterschätzt.«
    »Sie meinen das Geschenk? Das war doch nur eine Kleinigkeit.«
    »Nicht nur das ...«
    Katja wartete und hoffte, daß sie den stolzen, diskreten Chinesen nicht irgendwie beleidigt hatte.
    »Die meisten Frauen«, begann Liu ruhig, »beherrschen einen Mann mittels der Kunst, sich auszuziehen. Aber Katja Pilenkowa beherrscht ein Dutzend Männer, indem sie ihr Kleid anbehält.«
    Liu sprach ohne Groll, als ob er das Ganze wirklich lustig fände.
    Vielleicht traf das sogar zu.
    Doch Katja war auf der Hut, denn sie spürte, daß er mit sich kämpfte.
    Er spielte noch eine Weile mit dem Paß herum, dann schob er das Geschenk in die Innentasche seines Jacketts.
    »Ich habe geglaubt, derartige Schwächen überwunden zu haben«, sagte er, »aber seltsamerweise ist es Ihnen gelungen, auch eine gewisse Herrschaft über mich zu erlangen.«
    Katja war eine liebenswürdige Gewinnerin. Sie lächelte Liu an, als ob er tatsächlich ein hochgeschätzter Freund wäre.
    Was im Moment auch stimmte - um Kasatonins willen, wenn schon aus keinem anderen Grund.
    »Lassen Sie uns lieber über Freundschaft sprechen als über Herrschaft«, sagte sie sanft.
    Liu lächelte ironisch.
    »Wie merkwürdig es doch zusammenpaßt«, murmelte er, »daß Ihre Kontrolle über mich auf eine Zeit zurückgeht, in der ich in den Armen einer Frau schwach geworden bin. Wäre da nicht diese Schwäche gewesen, hätte ich nie einen Sohn gehabt und dieser hätte nie einen Sohn bekommen. Dann würde ich mich nun nicht in Ihrer Schuld befinden.«
    »Wir sind alle gegenseitige Schuldner«, versicherte Katja ihm. »Das ist der Grund, warum es die Harmony gibt.«
    Liu blieb stumm.
    In diesem Augenblick war sie beinahe froh, vom diskreten Tony Liu einen Gefallen erbitten zu können. Wie sämtliche Männer hier und anderswo besaß auch Tony Liu einen ausgeprägten Stolz. Er konnte ein gefährlicher Feind sein.
    Katja jedoch brauchte gefährliche Freunde.
    »Mr. Liu«, raunte sie, »sind Sie nicht mit dem Anführer der Karen verwandt, dem Mann, den man den Generalissimo der Mohnkapseln nennt?«
    Sofort nahm Lius gedankenvolle Miene wieder die alte Maske an. Umgehend breitete sich das unterwürfige Grinsen auf seinen glatten Zügen aus.
    »Wir sind verwandt, das stimmt«, bejahte Liu.
    »Es gibt ein Städtchen namens Baoshan in der oberen Region des Lancang Jiang oder Mekong, wie er meist genannt wird -dort, wo er im Himalajagebirge entspringt«, beschrieb Katja die Lage. »Ich glaube, Ihr Verwandter kontrolliert diese Region.«
    Liu nickte. »Das Volk der Karen kontrolliert das ganze Gebiet dort, obwohl es teilweise auf dem Territorium der Volksrepublik China liegt.«
    »Könnten die Karen ein wertvolles Paket von dieser Stadt nach, sagen wir, Hongkong befördern?«
    Abermals nickte Liu. »Wenn das Paket klein und wertvoll genug ist, um das Risiko einzugehen.«
    »Es ist nicht groß - und wertvoller für die Harmony als alles Rohopium, das die Untertanen der Karen in einem ganzen Jahr produzieren. In zehn Jahren.«
    Überraschung flackerte kurz hinter Lius Maske auf.
    »Das ginge

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