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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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aufkündigen.«
    »Und dem CIA übergeben«, erwiderte Dani düster.
    Shane holte tief Luft, ließ den Atem langsam ausströmen und mit ihm seinen Ärger.
    »Was macht das schon für einen Unterschied?« fragte er schließlich.
    »Keinen, nehme ich an«, räumte Dani ein. »Zumindest versuchen Sie nicht, sich für einen von uns auszugeben.«
    »Von uns?«
    »Einige von diesen Undercover-Typen geben sich als Forscher oder Professoren aus, um an Informationen ranzukommen.« »Wie schockierend!« Shane klang angewidert.
    »Da haben Sie verdammt recht, das ist es«, fauchte Dani. »Archäologen haben es schwer genug in den Dritte-Welt-Ländern. Wir brauchen nicht auch noch Spione und Spitzel, die sich hinter alten Kunstschätzen verschanzen.«
    Shane wollte etwas sagen, aber das plötzliche Aufheulen und Röhren des Motors kam ihm dazwischen.
    Dani versteifte sich.
    Kurze Zeit später fühlte Shane, wie sie wieder locker ließ. Er fragte sich, was sie sich wohl als Meditationsobjekt ausgesucht hatte. Behutsam wuchtete er sich herum, um einen Blick auf sie zu werfen.
    Ihre Augen waren offen, aber von langen, dichten Wimpern überschattet.
    Keine Tusche, stellte Shane fest. Sauber und glänzend. Von ihrem Blickwinkel aus kann sie höchstens mein Hemd sehen.
    Was sie da wohl vorfindet? Schweiß? Dreck?
    In Gedanken zuckte er mit den Schultern. Was immer Dani auch betrachtete, es beruhigte sie.
    Er starrte zu dem Bolzen hinauf, doch der hatte nun endgültig seine Faszination verloren. Wieder schaute er auf Danis Wimpern.
    Schwarze Schmetterlingsflügel, dachte er. Die sich ausruhen.
    Da fiel Shane das alte asiatische Rätsel ein: Letzte Nacht träumte mir, ich wäre ein Schmetterling. Ich erwachte und sah mich als Mensch.
    Oder bin ich ein Schmetterling, der träumt, er sei ein Mensch ?
    Das Rätsel war interessanter für Shane als der rostige Bolzen und weniger beunruhigend als Danis Wimpern.
    Lange Zeit lagen sie so beieinander, jeder in seine eigene Welt versunken, und rangen darum, den Lärm, Gestank und die Enge der Realität zu ignorieren.
    Abrupt änderte sich das Motorengeräusch. Der Fahrer trat dreimal wild aufs Gas.
    Der Schmetterling entschied, daß er ganz bestimmt ein Mensch war und daß dieser Mensch verdammt tief in der Tinte saß.
    Dani rollte den Kopf zu ihm und setzte zu einer Bemerkung an, doch er schnitt ihr das Wort mit einem Kopfschütteln ab.
    Der Fahrer schaltete herunter und bremste mit unnötiger Heftigkeit.
    »Soldaten«, hauchte Shane.
    Dani erstarrte.
    Der Laster hielt. Der Motor rasselte im Leerlauf.
    Trotz des Motorenlärms bekam Dani einen barschen Befehl auf chinesisch und eine unverständliche Antwort auf tibetisch mit.
    Der winzige Lichtstrahl in ihrem Sarg verschwand mit einem Mal. Er wurde von einem dunkelgrünen Vorhang blockiert. Die Brust eines Soldaten. Er trug einen roten Lackstern.
    Volksrepublik China.
    Himmel, dachte Dani. Jetzt haben sie uns doch erwischt!

8
    Instinktiv hielt sie den Atem an und versuchte, sich unsichtbar zu machen. Da fühlte sie, wie auch der Mann unter ihr sich anspannte.
    Komischerweise beruhigte sie das ein wenig. Shane kam ihr so stark, so beherrscht, so unheimlich selbstsicher vor, daß er absolut angstfrei gewirkt hatte. Aufgrund seiner Sprungbereitschaft kam sie sich nicht so allein vor.
    Dani verstand nicht genug Chinesisch, um der Unterhaltung zwischen dem Lastwagenfahrer und den Soldaten folgen zu können.
    Shane schon. Er hörte aufmerksam zu, weil er wissen wollte, wie tief sie in der Patsche saßen.
    Der Fahrer verteilte Zigaretten. Das wurde an den offiziellen Straßenblockaden auch erwartet. Man sah das als Höflichkeitsgeste an und weniger als Bestechung.
    Der Fahrer und die Soldaten standen plaudernd und rauchend im beißenden Wind herum. Während die Unterhaltung so dahinplätscherte-über das kalte Wetter und heißen Schnaps, über sture Vorgesetzte und willige Frauen -, legte sich Shanes Alarmzustand.
    Die Soldaten schnüffelten gar nicht nach zwei flüchtigen Amerikanern. Den Männern war es schlicht und einfach langweilig auf ihrem abgelegenen Posten im Hochgebirge.
    Schließlich röhrte der Motor wieder auf, und mit einer lauten Fehlzündung und einem asthmatischen Husten rumpelte der Laster, eine schwarze Abgaswolke hinter sich ausstoßend, über den Checkpoint. Nach einer kurzen Holperstrecke nahm der Fahrer wieder den Gang heraus und ließ das Fahrzeug das Gefälle hinunterrollen.
    Shane entspannte sich noch mehr. Sie waren zwar

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