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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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nicht ganz in Sicherheit, aber immerhin näher dran.
    »Endlich«, sagte Dani. »Ich hab die Abgase schon vermißt.«
    »Sie machen Witze!«
    »Nö. Mir ist richtig kalt geworden, als der Motor aus war.«
    »Öffnen Sie Ihre Jacke«, sagte Shane in sachlichem Ton. »Meine Körperwärme reicht locker für uns beide.«
    Ohne zu überlegen, riß Dani den Kopf zurück, so daß sie Shane ins Gesicht sehen konnte. Prompt haute sie sich die Birne an. Ihr Kopf plumpste wieder auf seinen Brustkorb zurück.
    Das Getriebe kreischte. Der Motor heulte und hörte nicht auf zu rasseln, während sich der Laster erneut eine Anhöhe hinaufschleppte.
    Reden war da unmöglich.
    Das Gefährt kletterte höher und höher, bis schließlich nicht mal mehr die Abgase des Motors ausreichten, um Dani warm zu halten.
    Öffnen Sie Ihre Jacke. Meine Körperwärme reicht locker für uns beide.
    Es war nicht einfach in der engen Sardinenbüchse - aber Dani schaffte es schließlich, ihre Jacke aufzuknöpfen, so daß sie nicht mehr von Shanes Körperwärme isoliert war.
    Sehr rasch merkte sie, daß er recht hatte. Er produzierte genug Wärme für sie beide.
    Mit einem tiefen Seufzer kuschelte sie sich an ihn und ließ ihre Gedanken wieder über die Täler und Gipfel ihres Zauberteppichs wandern.
    Shane fühlte ihren warmen Atem an seinem Hals, fühlte, wie weich sie war, und verfluchte sein voreiliges Heiz-Angebot.
    Logik, sagte sich Shane. Das ist der Schlüssel zur Selbstbeherrschung. Schmetterling und Blume. Ein Schmetterling, der zart und sanft, aber unnachgiebig in der Blüte nach dem warm fließenden Nektar bohrt...
    Abrupt wandte Shane seine Aufmerksamkeit wieder dem Bolzen zu.
    Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als ihre Verwahrung plötzlich zu ruckein und zu rumpeln aufhörte. Blinzelnd konzentrierte er sich wieder auf die Realität. Dann prüfte er das Licht, das durch den Schlitz hereinfiel.
    Es mußte früher Nachmittag sein.
    Der Fahrer lenkte den Laster auf einen kleinen Feldweg, der von der Hauptstraße abzweigte. Er schaltete den Motor ab, stieg aus und urinierte hinter dem Wagen. Dann ging er zur Vorderseite und wetterte über den Motor, daß es die reinste Freude war-für einen Lkwler zumindest. Ein Mönch sollte solche Ausdrücke beim besten Willen nicht in den Mund nehmen.
    »Machen Sie sich bereit«, flüsterte Shane.
    »Wofür?«
    »Können Sie gehen, oder soll ich Sie tragen?«
    »Hatten wir das nicht schon mal?«
    »Antworten Sie mir bitte!«
    »Ich kann gehen.«
    »Wenn Ihnen die Beine wegknicken, trage ich Sie.«
    Daran zweifelte Dani nicht. Shanes Stimme war ebenso ausdruckslos und kühl wie der Metallkasten, in dem sie sich schichtartig zusammenquetschten.
    Mit einem Ruck öffnete der Mönch die kreischende Motorhaube. Er kam in die Fahrerkabine zurück und murmelte etwas in einem tibetischen Bergdialekt über Werkzeug und einen störrischen Schrotthaufen.
    Als sich der Fahrer ins Innere hineinlehnte, sprach er plötzlich leise und präzise englisch.
    »Rasch«, wisperte er. »Da steht ein kleines Wegheiligtum hinter dem Laster. Der Rucksack liegt schon dort. Wenn ich den Sitz aufklappe, packt eure Sachen und verschwindet.«
    »Ist die Luft rein?« fragte Shane ebenso leise.
    »Etwa zwei Meilen hinter uns patrouilliert ein kleiner Armeetrupp.«
    »Shit!«
    »Ich werde sie ablenken, aber ihr müßt euch beeilen!«
    Als der Fahrer den Sitz aufklappte, wurde Dani von der hellen Nachmittagssonne geblendet. Mehrmals flatterten ihre Lider auf und zu. Ächzend versuchte sie sich aufzurichten. Sie kam weit genug hoch, um zu sehen, daß der Fahrer wieder zur Vorderseite seines störrischen Schrotthaufens gegangen war. In der Hand hielt er eine Winde.
    Shanes freier Arm umschlang sie. Sie stieß einen Überraschungslaut aus, als er sie auf einmal in eine sitzende Position brachte.
    »Können Sie sich bewegen?« fragte er.
    Dani antwortete nicht. Sie begann sich einfach aus der Kiste herauszuhanteln.
    Die kalte Luft bohrte sich wie ein Messer in ihre Lungen.
    Rechts von ihnen erblickte Dani einen steinernen Schrein. Zerfetzte Gebetsfahnen knatterten im Wind und sandten ihre stummen Bitten um Sicherheit zu den Gebirgsgeistern hinauf.
    »Verlassen Sie den Wagen über die Beifahrerseite und verstecken Sie sich sofort hinter dem Heiligtum«, sagte Shane. »Und bleiben Sie unten, hören Sie? In der Luft kann man hundert Meilen weit sehen.«
    Dani verkniff sich ein Stöhnen und krabbelte mit steifen Gliedern aus der Kiste über

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