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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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in den Katakomben des Potala Palastes hatten sie getrennt verbracht. Aus Rücksicht wollte Shane es Dani nicht zumuten, schon vorher in einer Zelle mit ihm eingesperrt zu sein.
    Vielleicht habe ich mich auch geirrt, dachte er, und ich war ihr gar nicht auf Anhieb unsympathisch ...
    Und vielleicht können Schweine ja fliegen ...
    Shane mochte bereits eine geraume Zeit bei buddhistischen Mönchen verbracht haben; aber er hatte noch nicht vergessen, wie eine Frau einen Mann ansah, an dem sie interessiert war.
    Das erste Mal, als Dani mich im Hotel entdeckte, haben ihre Augen ein klares Signal gefunkt.
    Verzieh dich, wie Cassandra sagen würde.
    Letztere hatte diesen Blick in ihrer Zeit als Botschafterin perfektioniert. Shane war selbst ein paarmal in den Genuß desselben gekommen, seit er für Risk Limited arbeitete.
    Nicht, daß er versucht hätte, sich an Cassandra ranzumachen. Ganz im Gegenteil!
    Da müßte ich erst mal an Gillie vorbei, dachte er trocken, und meine Mama hat keinen Dummkopf großgezogen.
    Außer vielleicht in letzter Zeit...
    ... seit kürzestem, mußte Shane sich eingestehen. Eine gewisse Lady mit haselnußbraunen Augen, deren Haar süß duftet, fährt Schlitten mit meiner Konzentration.
    Entspann dich, Dani, riet Shane ihr in Gedanken. Wir werden schon heil aus der Sache rauskommen.
    Taub vielleicht, sonst aber unversehrt.
    Hier drinnen in der Schmugglerkiste machte der Motorenlärm eine Unterhaltung unmöglich. Ansonsten hätte Shane Dani längst versichert, daß Klaustrophobie unter den gegebenen Umständen ganz normal war, im Grunde unvermeidlich.
    Sichst du den Lichtstrahl ? fragte Shane sie in Gedanken. Die Welt da draußen gibt es noch. Und wir sind auch bald wieder dort.
    Ich hoffe, du bist immer noch ein so guter Sportler wie gestern.
    Shane wußte, was Dani nicht wußte. In vieler Hinsicht stand ihnen der schlimmste Teil der Reise noch bevor.
    Der Laster erreichte den Kamm einer Steigung. Auf einmal wurde es still um sie.
    Dani kapierte, warum. Es war kein Trost.
    Die tibetischen Lastwagenfahrer kannte sie und ihre Praxis, bergab den Gang rauszunehmen und den Motor abzuschalten, so daß nur noch die Bremsen zwischen ihnen und einer Katastrophe standen; außerdem waren die Bremsseile hierzulande meist ebenso dünn wie die Luft in knapp fünftausend Metern Höhe.
    Als Dani nun plötzlich stocksteif wurde, ging auch das letzte bißchen von Shanes Konzentration flöten.
    »Alles okay mit Ihnen?« fragte er.
    Das waren die ersten gesprochenen Worte seit Beginn ihres Höllentrips.
    »Es geht schon«, stieß Dani zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Shane war nicht überzeugt.
    »Vorhin, als mein Arm noch nicht eingeschlafen war, habe ich gefühlt, wie Sic zitterten.«
    »Mir geht es gut«, wiederholte sie. »Ich hoffe bloß, daß sich das alles auch wirklich lohnt.«
    »Das tut es. Tibet wimmelt nur so von bewaffneten Soldaten, die nach uns suchen.«
    »Warum? Glauben die, wir hätten Feng getötet?«
    »Ein toter Schmuggler mehr oder weniger ist denen egal. Sie glauben, wir hätten die Seide.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe verläßliche Quellen in Lhasa«, klärte Shane sie auf. Können Sie Ihren Kopf mal für ’ne Minute hochheben?«
    Dani hob den Kopf und bumste prompt gegen eine scharfe Metallkante. Sie unterdrückte ein ärgerliches Autsch.
    »Sorry«, sagte Shane.
    Er bewegte seinen Arm ein wenig. Langsam kam das Gefühl wieder zurück, zuerst als scharfer Schmerz, dann als Nadelstiche.
    »Okay«, er krächzte ein wenig, »alles wieder normal«.
    »Normal?« brummte Dani, legte jedoch gleich wieder den Kopf auf seine Schulter. »Was ist an dieser Situation normal?«
    »Kann ich irgendwas tun, um es Ihnen bequemer zu machen?« fragte er. »Außer mich in Luft aufzulösen?«
    Shanes Fürsorge kam so unerwartet, daß Dani loskicherte.
    »Das würde auch nichts helfen«, gluckste sie. »Immerhin sind Sie weicher als die Metallkiste. Ein bißchen zumindest.«
    Der Lichtstrahl, der durch den Schlitz in der Fahrerkabine zu ihnen hereindrang, enthüllte Shanes flüchtiges Grinsen.
    »Im übrigen«, fügte Dani hinzu, »sollten Sie eigentlich derjenige sein, der sich beschwert.«
    »Warum?«
    »Sie liegen unten.«
    Shanes Brust bebte, als er nun aufprustete.
    Dani fühlte es in jeder Zelle ihres Körpers. Sie fragte sich, ob er ihr Lachen ebenso gespürt hatte. Der Gedanke war sowohl faszinierend als auch beunruhigend.
    »Wie lange müssen wir noch hier drinnen bleiben?« fragte

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