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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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sie rasch.
    »Etwa drei Stunden«, sagte Shane. »Vielleicht...«
    Der Rest seiner Worte ging im Kreischen des Getriebes und im neuerlichen Brüllen des Motors unter. Der Laster machte sich an die nächste Steigung.
    Dani seufzte und fragte sich, wie lange drei Stunden wohl dauern konnten.
    Lang, entschied sie. Eine Ewigkeit!
    Shane konzentrierte sich wieder auf den Bolzen, der aus dem Deckel ragte. Er prägte sich jeden Kratzer, jede Unebenheit ein, die Zeit und harte Abnutzung ins Metall gegraben hatten.
    Zwanzig Minuten krochen vorbei.
    Allmählich spürte Shane, wie sich Dani wieder verkrampfte.
    Auf einmal umgab sie erneut gesegnete Stille.
    »Drei Stunden, vielleicht auch vier«, nahm Shane ihr Gespräch da wieder auf, wo es unterbrochen worden war.
    Dani gab sich Mühe, nicht zu stöhnen.
    »Atmen Sie durch den Mund«, sagte Shane. »Langsam. Dann sind die Abgase nicht so schlimm.«
    Außerdem verging die Zeit schneller, wenn sie sich um ihren Atem kümmerte, setzte er stillschweigend hinzu.
    Vorsichtig begann Dani, durch den Mund zu atmen.
    Nach ein paar Minuten spürte Shane, wie sie sich wieder entspannte. Er drehte den Kopf herum, daß er sie ansehen konnte.
    Dani hatte die Augen so fest zusammengekniffen, daß kleine Krähenfüße an ihren Augenwinkeln zu sehen waren.
    »Machen Sie die Augen auf«, schlug Shane vor. »Suchen Sie sich etwas, worauf Sie sich konzentrieren können.«
    Zögernd öffnete Dani die Augen.
    Die Kiste anzusehen war keine so gute Idee. Sie wählte schließlich Shanes zerknittertes Khakihemd, dem sie sich ohne Anstrengung widmen konnte.
    »Denken Sie über das nach, was Sie vor sich haben«, meinte
    Shane. »Überlassen Sie es Ihrem Körper statt Ihrem Gehirn, die Balance zu halten.«
    »Das sagt sich so leicht.«
    »Versuchen Sie es.«
    Warum nicht? dachte Dani bei sich. Vielleicht funktioniert es ja. Shane wirkt erstaunlich locker.
    Plötzlich vermochte Dani sich vorzustellen, daß Shanes Hemd in Wahrheit die öden Berge und Täler der tibetischen Mondlandschaft darstellte. Sie lag auf einem fliegenden Teppich und blickte auf die weite, hüglige Landschaft.
    Auf einmal kam ihr die Transportbox viel größer vor.
    Ohne sich dessen bewußt zu sein, holte Dani tief Luft und ließ sich bereitwillig auf ihren ganz persönlichen Zauberteppich sinken.
    »Besser?« fragte Shane.
    Dani nickte.
    Shane spürte die Bewegung an seinem Bizeps. Zudem fühlte er das Nachlassen ihrer Verkrampfung.
    Gut, beglückwünschte er sie in Gedanken. Du brauchst deine Kraft für das, was noch vor uns liegt.
    »Wer sind Sie überhaupt?« fragte Dani ein wenig später. »CIA?«
    Shane stieß eine Art Wiehern aus.
    »Dann sind wir also wieder da gelandet, stimmt’s?« fragte er.
    »Sie haben gesagt, ich soll mich auf was konzentrieren. Da bleiben nur Sie oder die Kiste, und ich habe so viel von diesem Kasten mitgekriegt, daß es mir für ein Leben lang reicht.«
    »Warum glauben Sie, daß ich vom CIA bin?«
    »Sie wissen eine ganze Menge über das Leben im Untergrund, wie man sich verdünnisiert, versteckt und so weiter.«
    »Tu ich das?«
    »Ja, das tun Sie. Kein normaler Zivilist hätte mich lebend da rausbekommen.«
    Shane widersprach ihr nicht. Er konnte sich nur zu gut an die Entscheidung erinnern, die er hatte treffen müssen.
    Die Seide zu retten - oder die Frau!
    »Sie sind selbst recht ungewöhnlich«, bemerkte Shane.
    »Sie meinen im Sinne von dumm?« entgegnete Dani.
    »Das dachte ich zuerst, ja.«
    »Vielen Dank.«
    »Bitte sehr. Dann habe ich meine Meinung geändert.«
    »Warum?« fragte Dani.
    »Eine dumme Person hätte zu schreien angefangen, noch bevor wir Lhasa in dieser Streichholzschachtel verlassen hätten.«
    »Ist das ein Kompliment?«
    »Eher eine Tatsache.«
    Dani dachte ein paar Holperer lang darüber nach. Dann merkte sie, daß Shane ihre ursprüngliche Frage gar nicht beantwortet hatte.
    »Also sind Sie nun vom CIA?« insistierte sie.
    »Nein, ich gehöre nicht zur Regierung, sondern arbeite für eine Organisation namens Risk Limited.«
    »Nie gehört.«
    »Dafür stecken wir unseren PR-Leuten ja auch dicke Scheine in die Tasche«, sagte Shane, »um uns aus den Schlagzeilen rauszuhalten.«
    »Hat Risk Limited seine Büros in Asien?«
    »In den Vereinigten Staaten.«
    »Sie sind ganz schön weit weg von zu Hause.«
    »Wir haben - hatten - einen Vertrag mit der Azursekte der tibetischen Buddhisten. Einen Beratungs- und Sicherheitsvertrag. Den werden sie uns jetzt wahrscheinlich

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