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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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kalter Schauder, als ob Fingernägel über ihren Nacken strichen.
    Eine Mischung aus Angst und sexuellem Hunger durchfuhr Katja. Für sie war das ein und dasselbe. Sie hatte sich noch nie zu einem Mann hingezogen gefühlt, den sie manipulieren konnte. Und sie fürchtete sich vor jedem, den sie nicht kontrollieren konnte. Besonders vor einem.
    Ilja Kasatonin.
    Es fröstelte und überrieselte sie gleichzeitig heiß. Rasch durchschritt sie ihre Räumlichkeiten zu ihrer Bar mit dem kleinen Gefrierschrank. Sie öffnete ihn und nahm eine Flasche Wodka heraus.
    Der gefrorene Flaschenhals stieß klirrend an ein Whiskeyglas. Der Wodka war so kalt, daß sich sofort beim Eingießen eine dünne Frostschicht auf der Außenseite des edlen Kristalls bildete.
    Bevor Katja sich auch nur einen winzigen Schluck von der Flüssigkeit erlaubte, nach der sie so hungerte, verschloß sie die Flasche wieder und stellte sie in das Gefrierschränkchen zurück. Ihre Bewegungen waren beherrscht, ja beinahe ritualisiert.
    Sie beherrschte den Wodka. Nicht er sie.
    Katja nippte an der großzügigen Menge. Dann kippte sie die Hälfte mit einem Schluck hinunter. Wärme breitete sich in ihrem Magen und dann in ihrem ganzen Körper aus.
    »Ahhhh«, murmelte sie.
    Nach einem Abend mit den feigen, geldgierigen Bankiers brauchte sie die Wärme in ihrem Innern, die dem Balsam karibischer Nächte gleichkam.
    Mit dem eisigen Glas in der Hand stand Katja da und dachte über die Dinnerparty nach, die sie heute abend im Namen der Harmony gegeben hatte. Genau ein Dutzend der wichtigsten Bankiers von Aruba waren an der Tafel versammelt gewesen. Und dieses Dutzend hatte auf ihre von dem smaragdgrünen Abendkleid so raffiniert ent- und gleichzeitig verhüllten Brüste gestarrt.
    Aber es war kein einziger richtiger Mann unter ihnen, dachte Katja verächtlich. Jeder von ihnen hat Angst, mich anzufassen, geschweige denn, mit mir zu schlafen.
    Sie hatten eine tödliche Angst vor jenem Augenblick männlicher Schwäche, wenn sie in den Armen einer Frau die Kontrolle verloren.
    Deshalb stürzten sie sich auf Huren, das wußte Katja. Bei einer Hure sind sie immer der Herr und Meister, selbst im schwächsten aller Momente, wenn ihre aufgeblasenen Schwänze ihren jämmerlichen Samen verspritzten.
    Mit einem kalten Lächeln auf den Lippen stand Katja in der Dunkelheit. Sie hatte schon sehr früh gelernt, daß die meisten Männer den Verlust sexueller Kontrolle ebenso fürchteten wie den Tod.
    »Meinetwegen auf den kleinen Tod, wie die Franzosen sagen«, flüsterte Katja und erhob ihr Glas zu einem zynischen Toast.
    Selbst die brutalen Bosse der Harmony fürchteten, sich auf diese Weise zu verlieren.
    Bei ihr.
    Diesen Horror teilten sie mit den blutleeren Bankiers, den leidenschaftslosen Anwälten und rückgratlosen Politikern rund um den Erdball.
    Weise von ihnen, billigte Katja ihnen zu. Sie wissen, wie ich meinen Tschetschenen-Vormund tötete, als ich ihm schließlich erlaubte, mich zu verführen. So einfach ... eine Spritze in seine Eichel, mit ein wenig Gift - und einem dramatischen Ende. Herztod, hatte die Polizei gemeint.
    Die Mitglieder der russischen Unterwelt wußten es jedoch besser. Sie respektierten Katja wegen ihrer Schläue, mit der sie in die Schuhe des Tschetschenen-Gangsters geschlüpft war.
    Und fürchteten sie!
    Katja hatte dafür gesorgt, daß die Männer der Harmony von der Geschichte erfuhren.
    »Auf die Angst«, sagte Katja von oben herab. »Das einzige Aphrodisiakum, das tatsächlich wirkt!«
    Sie leerte ihr Glas mit einem raschen Kopfschwung.
    Manchmal kam es ihr so vor, als gäbe es nur noch Vorstandseunuchen, Bürokraten und Erbsenzähler. Kreaturen ohne innere Stärke. Insekten mit großen Ängsten und kleinen Visionen. Beim bloßen Gedanken, einem von ihnen Zugang zu ihrem Körper zu gewähren, wurde ihr ebenso kalt, wie ihr vom Wodka warm wurde.
    Nochmals ging sic zu dem Gefrierschränkchen, öffnete es und genehmigte sich einen Fingerbreit. Mit einem entschlossenen Ruck schloß sie die Tür.
    Den letzten, sagte sie sich. Den habe ich mir heute abend verdient.
    Sie trank den Wodka schnell und wild, als ob sie mit ihrer Hast die Tatsache, daß sie ihre Regeln zu dem Wann und Wieviel dieses Alkohols brach, irgendwie verschwinden lassen könnte.
    Und, was macht es schon? dachte Katja bitter. Ich bin allein. Meine Schlafzimmertür steht offen, aber keiner besitzt genug Mumm, um die Herausforderung anzunehmen.
    Ruhelos schritt Katja wieder in ihr

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