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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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den Kopf.
    »Panzerreiter!« Gerald schien zu bemerken, dass sie ihm nicht folgen konnte. »Vermutlich habt Ihr es nicht bemerkt,die Reiter trugen einen Brustpanzer, einen Kürass. Deshalb nennt man sie Kürassiere.«
    Nun nickte sie verstehend.
    »Es waren sogar ganz Besondere«, fuhr Gerald fort.
    »Ja?«
    »Auf den Schabracken war das königliche Wappen gestickt, die Reiter gehörten der Leibwache des Königs an.«
    »Woher wisst Ihr das alles?«
    »Ich bin jetzt zum dritten Mal mit Monsieur in Potsdam, und mir geht es hier wie Euch – ich habe wenig Aufgaben und Pflichten. Auf meinen Gängen durch die Stadt begegne ich oft des Königs Soldaten, auch den Garde-Kürassieren.«
    »Wärt Ihr gerne bei der Armee?« Catharina sah ihn fragend an.
    Gerald runzelte die Stirn. »Die Garde-Kürassiere sind in so mancher Schlacht zu Ruhm gelangt, haben auch manches Opfer bringen müssen.« Er seufzte. »Aber ich tauge nicht zum Soldaten.«
    »Mich wundert es, dass mein Bruder dazu taugt.«
    »Er muss ein guter Reiter sein.«
    »Unser Vater hatte ein Pferd, er hat Michel das Reiten beigebracht.«
    »Und Euch?«
    Catharina schüttelte den Kopf. »Als unser Vater starb, hat Mutter das Pferd verkauft, sehr zu Michels Entsetzen. Vielleicht war das auch ein Grund, weshalb er zu den Truppen des Königs gegangen ist.«
    Sie erreichten den Zinsstall. Wie immer waren die Pferde schon versorgt, die Ställe ausgemistet. Langsam ging Catharina durch den Stallgang, streichelte dort über weiche Nüstern, klopfte hin und wieder einem Tier den Hals. Am hinterenEnde des Gebäudes standen die Kutschen aufgereiht. Catharina hörte ein leises Winseln und Jammern. Suchend sah sie sich um. Unter einer Kutsche lag ein Hund und wimmerte. Vorsichtig ging Catharina in die Hocke.
    »Na?«, murmelte sie. »Was hast du denn?«
    Der Hund hob den Kopf, sah sie mit traurigen Augen an.
    »Was macht Ihr an der Kutsche?«, rief plötzlich eine raue Stimme. Catharina fuhr erschrocken hoch. Der Stallknecht stand in der Tür und funkelte sie wütend an.
    »Nichts.« Sie stand auf und hob die Hände. »Ich habe ein Geräusch gehört, ein Winseln und habe nachgeschaut. Unter der Kutsche liegt ein Hund.«
    »Ist die Töle immer noch da? Alte Hundsfott, soll endlich verrecken, das Vieh!«
    »Er sieht gar nicht so alt aus«, sagte Catharina verwundert.
    »Ist er auch nicht. Nur einige Monate ist er alt, aber als Wachhund nicht zu gebrauchen. Überhaupt ist er nicht zu gebrauchen, er ist verkrüppelt.« Der Bursche spuckte verächtlich auf den Boden.
    »Verkrüppelt?«
    »Na, hab ihn halt getreten, weil er geschlafen hat, statt zu wachen. Muss ihm das Bein gebrochen haben. Jetzt hab ich ihn nicht mehr gefüttert, verrecken soll er!«
    »Ihr habt was getan?«
    »Es ist eine Töle, eine verdammte, verflohte Töle.« Er drehte sich um und ging.
    »Du Armer.« Catharina hockte sich wieder zu dem Hund, streckte vorsichtig die Hand aus und ließ ihn schnuppern.
    »Was macht Ihr da?« Gerald kam aus der Stallgasse. Catharina wies auf den Hund. Gerald kniete sich neben die Kutsche, ließ den Hund an seiner Hand riechen und zog ihndann vorsichtig hervor. Das Tier winselte, leckte ihm aber auch die Hand.
    »Der Stallbursche hat ihn getreten und ihm wohl das Bein gebrochen.« Catharina stiegen Tränen in die Augen.
    »Das arme Tier«, murmelte Gerald und nahm den kleinen Hund vorsichtig hoch.
    »Was machen wir denn nun mit ihm? Er soll verrecken, meinte der Bursche.«
    »Wir nehmen ihn mit. Vielleicht kann Thea das Bein richten«, beschloss Gerald.
    Vorsichtig trug er ihn nach Hause.

Kapitel 31
    »Wo ward Ihr?« Frieder funkelte sie verärgert an. »Ich habe Euch überall gesucht.«
    »Verzeiht, Monsieur. Ich dachte, Ihr wäret unterwegs.« Catharina senkte den Kopf.
    »Monsieur, schaut mal.« Gerald ging an ihr vorbei in den Hausflur. »In den Stallungen lag dieser Hund zum Sterben. Er ist noch ziemlich jung, ihm wurde ein Bein gebrochen.«
    »Parbleu! Wer tut denn so etwas?« Frieder beugte sich über den Hund. »Kann man ihm helfen?«
    »Thea weiß bestimmt, was zu machen ist.« Gerald brachte das Tier in die Küche, wo Thea den Brotteig knetete.
    »Was bringt ihr da?« Sie kniff die Augen zusammen und wischte sich die Hände ab. Catharina erzählte ihr, was sie im Stall erlebt hatte.
    Eilig räumten sie den Tisch frei, breiteten eine Decke aus.
    »Bei verletzten Tieren muss man vorsichtig sein«, murmelte Thea. »Wenn sie Schmerzen haben, beißen sie manchmal.«
    »Einen

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