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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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unwohl?«
    Catharina konnte nur den Kopf schütteln und nichts sagen. Sie ging zur Anrichte, nahm den kleinen Krug mit dem Branntwein und schenkte sich ein Glas ein.
    »Mademoiselle?« Gerald klang unsicher. »Kann ich etwas für Euch tun?«
    »Nein.«
    »Hat ... ist ... hat er Euch etwas angetan?«
    Überrascht drehte sie sich um, sah Gerald an. »Wer?«
    »Egal wer. Nun ja, Quantz ist dafür bekannt, dass er hübschen Frauen gerne an die Röcke geht. Seine Frau, so sagt man, lässt ihn schon seit Jahren auf Armeslänge verhungern.« Gerald lächelte. Es sah gequält aus.

Kapitel 30
    »Na, Kindchen, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte Thea und gab Catharina einen Becher Würzwein.
    »Die Laus nennt sich Monsieur Quantz.« Catharina verzog das Gesicht.
    »Ist er schon wieder da?« Thea seufzte. »Da lobe ich es mir, dass ich nicht mehr so gut höre. Gerald sagte, das Gepfeife klinge wie Katzenjammer.«
    »Damit hat er recht.« Catharina lächelte und stellte die Tassen auf das Tablett. Dann legte sie die Petites Fours, die sie am Morgen gebacken hatte, auf einen Teller, stellte ein Kännchen mit Rahm dazu. Schließlich füllte sie die silberne Kanne mit frisch gebrühtem Kaffee.
    »Thea, bitte klopfe für mich an der Tür«, bat sie die alte Magd. Krampfhaft hielt sie das schwere Tablett fest.
    »Ja?« Frieder klang nicht freundlich, trotzdem drückte Catharina mit dem Ellenbogen vorsichtig die Klinke herunter und trat ein.
    »Ich bringe Kaffee, Rahm und Kassonade. Außerdem ein paar kleine Küchlein.« Sie stellte da Tablett auf den Tisch und knickste.
    »Ihr dürft uns einschenken«, sagte Quantz und wandte sich wieder an Frieder. »Versucht es noch einmal. Es ist eigentlich nicht schwer. Die beiden Klappen sind nur als eine Art Verlängerung der Finger gedacht. Ihr hebt nicht den Finger, um ein Loch freizugeben, sondern drückt auf die Klappe.«
    »Das Prinzip habe ich wohl verstanden, Monsieur. Indes will mein Geist nicht begreifen, dass meine Finger sich einmal anheben müssen, damit ein Ton entsteht, und dann auf eine Klappe drücken müssen, damit ebenfalls ein Ton entsteht. Zwei entgegengesetzte Bewegungen für das gleiche Ergebnis.«
    »Euer Geist sollte begreifen, dass es so einfacher ist.« Quantz seufzte. »Aber auch dem König ist es schwergefallen, diese neue Flöte zu erlernen.«
    »Er kann es aber.« Frieder schnaufte.
    »Inzwischen.« Quantz klang belustigt. »Es ist eine Sache der Übung«, sagte er beschwichtigend. »Macht Euch keine Gedanken, Ihr werdet es lernen.«
    »Ich will es aber jetzt schon können.« Frieder lächelte. Er legte die silberne Flöte beiseite und ging zum Tisch. »Welch Köstlichkeiten. Merci, Mademoiselle.«
    Catharina knickste und verließ den Raum. Schon bald setzte das Flötenspiel wieder ein.
    »Es ist wirklich unerträglich«, murmelte Catharina.
    »Ich muss zu den Stallungen und nach den Pferden sehen.« Gerald war in die Küche gekommen und steckte ein paar Kanten altes Brot in einen Beutel. »Wollt Ihr mich nicht begleiten?«
    Catharina überlegte nicht lange. Sie nahm sich ihr Umschlagtuch und griff nach dem Korb. »Auf dem Weg kann ich gleich beim Metzger vorbeischauen, wir brauchen noch Braten und Speck.«
    Die Sonne schien, es war ein schöner Sommertag, auch wenn bereits ein leichter Herbstduft in der Luft lag.
    In den Straßen wimmelte es von Menschen, ratternd fuhren Kutschen und Karren am Marktplatz entlang. Ein Ruf scholl durch die Gassen, Hufgetrappel war zu hören.
    Catharina sah sich neugierig um, doch Gerald zog sie zur Seite. Die Gasse war schmal.
    »Das hört sich an, als wären Truppen auf dem Marsch«, sagte er.
    »Truppen?« Immer noch war Catharina nicht mit dem Soldatenjargon vertraut, auch hatte sie sich nicht an das viele Militär der Garnisonstadt gewöhnt.
    »Die Garde-Kürrassiere sind hier stationiert.«
    In Zweierreihen ritten sie an ihnen vorbei, die silbernen Brust- und Rückenpanzer glänzten in der Sonne. Ein Trainplanwagen folgte ihnen, Catharina starrte den Kutscher an.
    »Michel?«, rief sie, doch der Mann reagierte nicht.
    »Habt Ihr jemanden erkannt?«, fragte Gerald erstaunt.
    »Der Kutscher, er sah aus wie mein Bruder.«
    »Euer Bruder ist bei den Truppen?«
    Catharina nickte traurig. »Wir haben seit Jahren nichts von ihm gehört. Er hatte sich davon geschlichen und freiwillig gemeldet.«
    »Ihr habt seitdem nichts mehr von ihm gehört?« Gerald schüttelte den Kopf.
    »Nun ja, das Soldatenhandwerk

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