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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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über den Herd und lief dann die Stiege hinauf.
    »Lisbeth? Lisbeth, wie geht es dir?«, wisperte sie.
    Ihre Schwester schien zu schlafen, regungslos lag das Mädchen in ihrem Bett.
    »Lisbeth?«, fragte Catharina eindringlich und trat zu der Schwester. »Schläfst du?«
    Elisabeth stöhnte leise und bewegte unruhig den Kopf.
    Gott sei Dank, dachte Catharina und stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte, meine Schwester lebt. Vorsichtig legte sie dem Mädchen die Hand auf die Stirn, zog sie sogleich erschrocken zurück – Elisabeth glühte.
    »Mon dieu! Was machen wir denn jetzt?« Catharina eilte nach unten. »Maman, Lisbeth fiebert ganz schrecklich.«
    »Ja, ich habe ihr Wadenwickel gemacht, aber das scheint nicht zu nützen.« Esther seufzte.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Madame ter Meer hat dir Kräuter mitgegeben?«
    »Ja, Lindenblüten für einen Aufguss und eine Tinktur aus Bienenharz und ...«
    »Linde kann helfen, das Fieber zu senken. Mach einen Aufguss.«
    Verwirrt sah Catharina zu ihrer Mutter, doch diese nähte weiter, so als wäre nicht das Leben ihrer Tochter in Gefahr.
    »Maman?«
    Da Esther immer noch nicht hoch schaute, gab Catharina auf. Sie lief in die Küche, legte die Sachen aus dem Korb vor sich auf den Tisch. Da waren ein kleines Säckchen mit Lindenblüten und das Fläschchen mit der Tinktur aus Bienenharz.
    »Was hatte Madame ter Meer gesagt? In den Aufguss ausLindenrinde muss man die Tinktur träufeln. Aber wie viel gebe ich hinein? Und was mach ich dann damit? Mach ich Umschläge, oder soll Lisbeth den Aufguss trinken?« Catharina strich sich über die Stirn, krempelte dann die Ärmel hoch. Das Brot war noch nicht gebacken, das Essen nicht vorbereitet, und gleich würde Mette aus der Schule kommen. Doch Elisabeth war wichtiger. Über dem Herd hing ein gusseiserner Topf mit nun kochendem Wasser. Catharina nahm einen tönernen Krug und gab etwas von der getrockneten Lindenrinde hinein, schaute in den Krug und gab dann noch ein wenig mehr dazu. Unschlüssig hielt sie den Krug in den Händen, schließlich gab sie sich einen Ruck und schüttete das heiße Wasser hinzu. Sie rührte um, nahm dann das kleine Fläschchen mit der Tinktur.
    »Ein paar Tropfen, hat sie gesagt«, murmelte Catharina. »Wie viel mag das wohl sein?« Unsicher gab sie ein paar Tropfen aus dem Fläschchen in den Krug, rührte dann um.
    Und wenn ich das nun falsch dosiert habe? fragte sie sich. Es half aber alles nichts. Nichts zu tun würde Elisabeth nicht helfen, und die Zeit lief ihr davon. Beherzt nahm sie den Krug und einen Becher und stieg die Treppe in das Dachgeschoss hinauf.
    Elisabeth schien sich nicht gerührt zu haben. Vorsichtig goss Catharina etwas aus dem Krug in den Becher, trat dann zum Bett.
    »Mäuschen? Bist du wach?«
    Elisabeths Augenlider zitterten, doch das Kind öffnete nicht die Augen.
    »Lisbeth, du musst das trinken.« Catharina pustete in den dampfenden Becher.
    Was mach ich jetzt nur? dachte sie verzweifelt. Schließlichsetzte sie sich auf die Bettkante und strich ihrer Schwester zärtlich über die Wange. »Lisbeth, aufwachen, komm, du musst etwas trinken, es wird dir helfen.« Sie spürte die ungesunde Hitze, die von dem Kind ausging.
    Lieber Gott, dachte sie verzweifelt, ich kann das nicht alleine. Was mache ich denn jetzt nur?
    Sie erinnerte sich daran, als sie einmal schrecklichen Auswurf und Fieber gehabt hatte. Die Heilfrau hatte bei ihr lauwarme Wadenwickel gemacht. Auch Esther hatte von Wickeln gesprochen. Catharina hob die Bettdecke an, und tatsächlich waren Elisabeths Waden mit Leinenstreifen umwickelt. Die Wickel waren warm und feucht. Catharina hob erst das eine, dann das andere Bein des Mädchens, nahm die Tuchstreifen ab. Auf der Kleidertruhe stand die gefüllte Waschschüssel. Catharina tauchte die Leinenstreifen in das Wasser, wrang sie aus und wickelte sie wieder um die Waden des Mädchens. Schnell, viel zu schnell wurde das Tuch wieder warm. Weil Catharina nicht wusste, was sie sonst tun sollte, wiederholte sie die Tätigkeit ein ums andere Mal. Zwischendurch eilte sie nach unten, um das Brot zu backen und die Grütze zu kochen. Ein weiteres Huhn musste sein Leben lassen, um ausgekocht zu werden. Bald schon zog köstlicher Duft durch das Haus, doch Catharina nahm ihn nicht wahr, die Sorge um ihre Schwester schnürte ihr die Kehle zu.
    Nach einer Stunde schien ihre Mühe von Erfolg gekrönt zu sein. Endlich öffnete Elisabeth die Augen, und Catharina schaffte es, ihr ein

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