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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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Jedenfalls nicht ständig.«
    Sie tauschten ihre Sorgen aus, ihre Nöte, sprachen über die Lage der Stadt, die Lebensmittel, die immer knapper wurden und die schlechten Brennstoffe.
    Als Esther und Catharina nach Hause gingen, fühlten sie sich satt – vom Essen, Wein, Gesprächen und Informationen. Esther wusste nun, wo sie noch Kohlen beziehen konnte und wo es günstig Rüben gab. Catharina hatte einige Küchengeheimnisse erfahren und würde gleich morgen einiges ausprobieren. Der Abend hatte ihnen gut getan, und als sie im Hausflur standen, küsste Esther ihre Tochter auf die Wange. »Schlaf gut, ma chéri.«
    Überrascht sah Catharina auf. Ihre Mutter neigte nicht zu Herzlichkeit.
    Einige Tage später kam Elisabeth zwei Stunden früher als gewöhnlich aus der Schule. Ohne ihren Mantel auszuziehen, setzte sie sich an den Küchentisch und legte den Kopf auf die Tischplatte.
    »Was ist los, Mäuschen?«, fragte Catharina besorgt. Sie ging zur ihrer kleinen Schwester und legte ihr die Hand auf die Stirn. Das Mädchen glühte.
    »Mir war so schwindelig. Deshalb habe ich den Schulmeister gebeten, mich eher gehen zu lassen«, flüsterte Elisabeth.
    »Komm, leg den Mantel ab.« Behutsam zog Catharina der Schwester den Mantel aus. »Und jetzt legst du dich in dein Bett. Ich bringe dir gleich einen Tee und mache dir eine Brühe.« Sie half ihrer Schwester auf die Beine, doch das Mädchen schwankte so stark, dass es nicht alleine die Stiege hochkommen würde.
    »Mutter!«, rief Catharina entsetzt. »Mutter, komm schnell.«
    Esther saß in der Stube und flickte Wäsche der französischen Offiziere.
    »Was ist denn?«, sagte sie ungehalten, als sie die Tür zur Diele öffnete.
    »Elisabeth ...« Nur mit Mühe konnte Catharina ihre Schwester halten.
    »Mon dieu! Was ist passiert?«
    »Sie kam gerade aus der Schule. Ich glaube, sie fiebert.«
    »Elisabeth?« Esther hob den Kopf des Kindes an, doch es reagierte nicht. »Lass sie uns nach oben schaffen. Mon dieu, mon dieu, sie wird doch nicht ernsthaft erkrankt sein?«
    Gemeinsam schafften sie es, das Mädchen nach oben zu schleppen. Catharina zog ihre Schwester behutsam aus und legte sie in das Bett, während die Mutter wieder nach unten eilte, Wasser und Lappen holte.
    »Wir müssen sie vorsichtig kühlen. Das Fieber scheint in ihr zu lodern.« Sie tauchte die Leinentücher in das lauwarme Wasser, wickelte sie dem Kind um die Waden und legte ihr ein Tuch auf die Stirn.
    »Ich friere«, jammerte Elisabeth, ihre Zähne klapperten.
    »Ja, Kind. Gleich wird es besser.« Esther deckte sie zu. »Geh zu Anna ter Meer. Mutter ter Meer weiß allerlei über Heilkräuter und hat Anna auch so einiges beigebracht. Vielleicht kann sie uns helfen. Danach kochst du eine kräftige Hühnerbrühe.«
    Catharina nickte verängstigt. »Was, glaubst du, ist es?«
    Esther schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Vorsichtig strich sie über den Hals des Mädchens. »Vielleicht nur ein Winterfieber, hoffentlich nicht die Bräune. In der neuenStadt sind wohl einige Fälle aufgetreten.« Die letzten Worte flüsterte sie nur noch.
    »Mir ist so schlecht«, wisperte Elisabeth.
    »Nun, nun«, versuchte Esther sie zu beruhigen. »Käthe, beeil dich!«
    Geschwind lief Catharina nach unten, schlüpfte in Mantel und Stiefel, die dicke Haube zog sie nicht auf, dazu blieb keine Zeit. Ter Meers wohnten auf der Oberstraße, in der Nähe des Schwanenmarktes. Der Weg war nicht weit, doch es hatte Tauwetter eingesetzt, der Schnee schmolz, und das vereiste Pflaster war sehr rutschig. Sosehr sie sich beeilte, es dauerte einige Zeit, bis sie das Haus erreicht hatte. Atemlos klopfte sie an der Eingangstür.
    »Mademoiselle te Kamp? Was führt Euch her?«, fragte Abraham ter Meer überrascht.
    »Meine Schwester, Lisbeth ... sie ist erkrankt. Meine Mutter schickt mich.«
    »Was können wir tun?« Abraham zog sie am Ellbogen ins Haus.
    »Mutter meinte, Eure Frau wüsste vielleicht Heilmittel oder Kräuter ...« Nun stiegen Catharina Tränen in die Augen.
    »Anna?«, rief Abraham. »Madame te Kamp braucht dich. Geht in die Küche, dort ist meine Frau«, sagte er zu Catharina.
    Sie lief die Diele entlang und stürzte in die Küche. »Madame Anna«, rief sie verzweifelt. »Lisbeth ist krank.«
    Anna ter Meer saß auf der Küchenbank und schnitt Brot für ihre Tochter Marijke, die neben ihr saß, und blickte erstaunt auf.
    »Was hat sie denn? Nun beruhigt Euch, Catharina.« Annastand auf und wischte sich die Hände an

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