Seidenmagd
sie gegangen ist. Manchmal bin ich es heute noch. Sie hat die besten Küchlein gebacken und mir immer etwas Süßes zugesteckt.«
Catharina biss sich auf die Lippe. Auch ihr hatte die Magd früher süße Sachen gegeben und sie heimlich verwöhnt. Sie hatte immer ein freundliches Wort für die Mädchen auf den Lippen, verband nicht nur Schürfwunden, sondern schlichtete auch Streit und hörte sich kummervolle Worte und Sorgen der Kinder an.
Das alles leiste ich nicht, das kann ich gar nicht, dachteCatharina entsetzt. Sie hatte die Rolle der Magd und somit den Haushalt übernehmen müssen. Zu Anfang hatte die Mutter ihr viel gezeigt und sie hatten zusammengearbeitet, doch dann hatte sich Esther mehr und mehr zurückgezogen, so dass die ganze Arbeit an Catharina hängen blieb. Natürlich versuchte sie für ihre kleinen Schwestern da zu sein, aber allein der Haushalt kostete sie schon viel Kraft.
»Ja, Trine war großartig.« Catharina seufzte. »Sie hat mir viel gezeigt.«
»Mutter bringt mir das Nähen bei.« Wieder verzog das kleine Mädchen das Gesicht. »Ich bin aber nicht besonders geschickt. Meistens müssen wir die Nähte wieder lösen.«
»Mach dir nichts draus, das ist eine Sache der Übung.«
Inzwischen kochte die Hühnerbrühe. Catharina füllte eine kleine Schale und schnitt etwas frisches Brot ab. »Bring dies zu Lisbeth und frag, ob sie noch etwas braucht, ja?«
Kapitel 7
Die Tage vergingen, und Elisabeths Zustand besserte sich. Dennoch war sie schwach und konnte nur stundenweise das Bett verlassen. Nach einiger Zeit war es Esther leid, mit Mette in der Stube zu schlafen. Sie ließ Catharina die Kammer der Magd säubern und eine neue Lage Stroh in die Bettstatt legen. Die Kammer war über ein Jahr nur als Abstellraum benutzt worden, so dass sich Spinnen und Mäuse dort eingenistet hatten. Das Stroh auf dem Boden war vermodert, da die Kammer keinen Kaminzug hatte. Es war klamm und roch muffig. Catharina schauderte. Doch es half nichts,Elisabeth brauchte einen Raum, in dem sie in Ruhe gesunden konnte.
Es war Ende Februar, und obwohl Tauwetter eingesetzt hatte, war es immer noch kalt. Catharina band sich ihr Umschlagtuch fest um den Oberkörper, fegte dann das alte Stroh in den Hof und räumte die Bettstatt aus. Mit spitzen Fingern schob sie mehrere Mäusenester in einen Eimer und brachte diesen dem alten Kater. Dann erwärmte sie Wasser und nahm den letzten Rest Seife. Es dampfte, als sie das Wasser auskippte und mit viel Kraft den Boden schrubbte. Schon bald war ihr auch warm. Sie wischte die Ecken aus, putzte die Fenster. Als der Boden getrocknet war, streute sie frisches Stroh darauf und vermischte es mit Farnwedeln und Kräutern, um das Ungeziefer abzuhalten. Schließlich presste sie eine Lage Stroh in das Bettgestell und bedeckte sie mit zwei festen Leinenlaken. Nun fehlte nur noch die kleine Truhe mit Elisabeths Sachen, zwei Kerzen, die Waschschüssel, der Krug und ein Nachtgeschirr. Zufrieden sah sie sich um. Im Kohlebecken glühten die Kohlen und verbreiteten eine wohlige Wärme, es roch nach Kräutern und Seife.
Esther betrat die Kammer und nickte. »Dann kann Lisbeth ja hier schlafen und stört uns nicht mehr mit ihrem Husten.«
»Maman!« Entsetzt drehte sich Catharina zu ihr um. »Wie kannst du so etwas sagen?«
Fragend schaute die Mutter sie an. »Was?«
»Es klingt, als sei Lisbeth absichtlich krank geworden.«
»Sei nicht albern, Käthe. Natürlich habe ich das nicht so gemeint.« Esther drehte sich um und ging zurück in die Küche. »Hast du schon Essen gekocht? Außerdem musst du dringend in den Wallgarten und dort nach dem Rechten schauen. Der Giersch treibt zum Glück schon aus, und auchdie ersten Winterheckenzwiebeln zeigen sich. Im Wallgarten gibt es bestimmt eine Menge zu tun.«
»Bestimmt«, seufzte Catharina leise, verdrehte die Augen und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Müde folgte sie ihrer Mutter, ihr Kreuz schmerzte, und ihre Arme fühlten sich schwer an. Sie hatte etliche Eimer Wasser aus dem Brunnen geholt, über dem Ofen erhitzt und schließlich geschrubbt und gescheuert.
»Was gibt es heute zu essen?« Esther hob die Deckel von den Töpfen. »Ich muss in den nächsten Tagen einiges an Wäsche für die französischen Offiziere waschen.«
»Bist du jetzt auch unter die Waschfrauen gegangen?«, fragte Catharina und biss sich dann ob ihrer frechen Worte auf die Lippen.
»Nein, aber angeblich werden die Truppen abgezogen. Und deshalb haben mich die
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