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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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paar Schlucke des Trankes einzuflößen.
    »Das hast du gut gemacht.« Henrike zog sich die Bettdecke bis zur Nase.
    »Noch ist Lisbeth nicht über den Berg.« Catharina schlossdie Augen. Sie fühlte sich wie zerschlagen, und dennoch blieb die Sorge um ihre Schwester.
    »Nein, aber sie hat getrunken, ein wenig Brühe gegessen, und auch das Fieber ist gesunken.«
    »Dennoch ...«, murmelte Catharina.
    »Käthe ... was war mit Mutter?«
    »Mutter!« Catharina schnaubte. »Sie hat Lisbeth die Wickel umgelegt und ist in die Stube gegangen, um zu nähen. Es ist nicht zu fassen. Es ist doch ihre Tochter. Ich wusste erst gar nicht, was ich tun sollte, habe mich aber dann daran erinnert, was die Kräuterfrau immer gemacht hat.«
    »Mutter kann das wohl nicht.«
    »Nein, aber ich verstehe es nicht.« Sie biss sich wütend auf die Lippen.
    »Ich schon«, sagte Henrike leise.
    »Ja?« Catharina setzte sich auf und sah ihre Schwester an. Sie hatten die Kerze schon gelöscht, doch der Mond warf sein Licht in den kleinen Raum.
    »Sie hat Vater gepflegt. Vergebens. Und vermutlich hat sie nun nicht mehr die Kraft dazu.«
    Catharina schluckte. »Möglicherweise hast du recht, trotzdem ist es ihre Pflicht, sich um die Mädchen zu kümmern. Sie sagte – wir sind alle in Gottes Hand, und das stimmt sicherlich auch. Aber dennoch kann man etwas tun, versuchen, Leid zu lindern und Krankheiten zu bekämpfen. Ich glaube nicht, dass Lisbeth die Bräune hat, dann wäre das Fieber nicht so schnell gesunken. Doch ohne den Aufguss wäre das wahrscheinlich nicht geschehen.« Catharina redete sich in Rage. Es tat ihr gut, ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. »Mutter hat einfach weiter genäht und sich nicht gekümmert.«
    »Durch ihre Näharbeiten ernährt sie uns, und sie hat dirzugetraut, dass du dich kümmerst. Wahrscheinlich war ihr klar, dass es nicht die Bräune ist, ansonsten hätte sie die Kräuterfrau geholt und sich mehr gekümmert.«
    »Das glaube ich nicht«, grummelte Catharina und kuschelte sich wieder in das Kissen. »Aber wir sollten leiser sein, sonst wecken wir Lisbeth noch.«
    »Zum Glück schlafen Mutter und Mette in der Stube, so hat Lisbeth wenigstens Ruhe, und sie können sich nicht anstecken.«
    »Ja.« Catharina dachte nach. Natürlich war es besser für Mette, nicht mit der Kranken in einem Raum zu schlafen, aber ganz wohl war ihr auch nicht dabei, dass ihre kranke Schwester nun alleine schlief. Was, wenn sie aufwacht und etwas trinken möchte? Was, wenn das Fieber wieder steigt?
    Catharina seufzte, dann schlüpfte sie aus dem Bett, zog die dicken Strümpfe wieder an und nahm ihr Kissen.
    »Was machst du?«, fragte Henrike verwirrt.
    »Ich schlafe bei Lisbeth.«
    »Was?«
    »Ich möchte sie nicht alleine lassen.«
    Catharina tat gut daran, bei ihrer Schwester zu schlafen. Lisbeth war unruhig, und das Fieber stieg nach ein paar Stunden wieder. Leise schlich die große Schwester nach unten, bereitete aus der restlichen Lindenrinde einen weiteren Aufguss und holte saubere Leinentücher und Wasser. Wieder machte sie Wadenwickel, flößte Elisabeth ein wenig von dem Aufguss ein, gab ihr Wasser und kühlte ihre Stirn. Als das Mädchen Schüttelfrost bekam, deckte sie es mit einer weiteren Decke zu.
    Am frühen Morgen – der Hahn krähte zaghaft – sankElisabeth endlich in einen tiefen Schlaf. Erschöpft lehnte Catharina sich zurück. Sie zog sich die Decke bis zum Kinn, versuchte sich noch ein wenig auszuruhen, doch viel Zeit blieb ihr nicht mehr, gleich musste das Frühmahl bereitet, das Brot gebacken werden.
    Immer wieder schreckte sie hoch, versank in einen leichten Schlummer. Der Ruf ihrer Mutter weckte sie schließlich.
    »Käthe!«, schallte es durchs Haus.
    Erschrocken fuhr Catharina hoch und stellte entsetzt fest, dass es schon hell war. Sie musste doch fest eingeschlafen sein. Besorgt schaute sie zu Lisbeth, doch das Mädchen atmete tief und gleichmäßig, die Wangen hatten die unnatürliche Rötung verloren.
    Dieu merci, dachte Catharina, es geht ihr besser. Dann eilte sie ins Nachbarzimmer. Auch Henrike schlief noch tief und fest.
    »Rike! Wach auf! Wir haben verschlafen!«
    »Hmm?«, murmelte Henrike und rieb sich die Augen. »Sacrèment, es ist ja schon hell!« Sie sprang aus dem Bett und griff nach ihrer Kleidung. »Ich komme zu spät zur Arbeit!«
    Auch Catharina hatte sich hastig angezogen und eilte nun die Treppe hinab. Es war kühl im Haus.
    »Das Feuer ist heruntergebrannt. Weder Brotteig noch Grütze sind

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