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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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bereit«, schimpfte Esther.
    »Es tut mir leid«, murmelte Catharina und kniete sich vor den Kamin, um das Feuer wieder zu entfachen. »Ich habe verschlafen.«
    »Nicht nur du, sondern wir alle.«
    Die Haustür fiel krachend ins Schloss.
    »Nanu?«, wunderte sich Esther. »Geht Rike, ohne etwas gegessen zu haben?«
    »Sie ist eh schon spät dran und wird wohl bei Flohs etwas bekommen.« Endlich flackerte das Feuer auf. Catharina wischte sich die Hände ab, nahm den Sauerteig, den sie am Abend vorbereitet hatte, und knetete mit flinken Bewegungen Mehl hinein. »Mette, hol mir Speck und Zwiebeln aus dem Vorratsraum.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, Rike fühlt sich dort wohler als hier«, sagte Esther und nahm den Kessel, um ihn am Brunnen mit frischem Wasser zu füllen.
    Da kannst du durchaus recht haben, dachte Catharina, sprach es aber nicht aus. Noch kein einziges Mal hatte sich Esther nach Elisabeth erkundig, geschweige denn war sie nach oben gegangen, um nach dem Mädchen zu sehen. Wieder machte das Verhalten der Mutter Catharina wütend. Bin ich ungerecht? fragte sie sich. Vielleicht denkt sie ja, dass Lisbeth friedlich schlummert und sich gesund schläft, aber sollte sie nicht trotzdem nachschauen? Es ist, als gäbe es das Kind gar nicht. Vielleicht sind wir alle für sie eine Last. Der Gedanke wog schwer, zu schwer, als dass sie ihn weiter verfolgen mochte. Jetzt stand erstmal der Haushalt an und musste erledigt werden. Gerne hätte sie sich mit jemandem darüber ausgetauscht, aber außer mit Henrike konnte sie mit niemandem frei reden. Anna ter Meer hatte ihr bisher immer bei Fragen zu Seite gestanden, ihr zugehört und gute Ratschläge erteilt, doch auch Anna hatte sich verändert. Catharina nahm es ihr übel, dass sie noch nicht einmal nach Elisabeth hatte schauen wollen, auch wenn sie tief in sich verstand, warum Anna so entschieden hatte.
    Für Mette war es eine willkommene Abwechslung, in der Woche zu Hause zu bleiben. Sie buk das Brot mit Catharina,versorgte die Hühner, half runzelige Wurzeln zu schälen und klein zu schneiden.
    Als das Brot im Ofen war, ging Catharina nach oben, um nach ihrer Schwester zu schauen. Lisbeth war wach, fühlte sich aber noch schwach. Das Fieber war zurückgegangen, doch ein übler Husten quälte das Mädchen nun.
    »Wir haben noch getrockneten Spitzwegerich und einige Fichtennadeln«, sagte Catharina nachdenklich. »Daraus koche ich dir Tee, der dir helfen wird. Es ist auch noch Hühnerbrühe da. Mette bringt dir gleich eine Schale, Lisbeth.«
    »Ich habe aber keinen Hunger«, krächzte das Mädchen.
    »Du musst trotzdem etwas essen, damit du bei Kräften bleibst.«
    Lisbeth nickte ergeben.
    Bisher hatte die Familie Glück gehabt, selten waren die Kinder schwer erkrankt. Doch im Winter husteten alle hin und wieder, Erkältungen waren an der Tagesordnung, und auch Durchfall und Erbrechen suchten sie manchmal heim. Für diese Erkrankungen hatte Esther einen kleinen Kräutervorrat angelegt.
    »Wir müssen Tee für Lisbeth kochen«, erklärte Catharina Mette. »Sie hat Husten.«
    »Dagegen hilft Tee?«
    Catharina lächelte und strich der Schwester über das blonde, lockige Haar, das alle Frauen der Familie zierte.
    »Nicht der Tee, der aus Amsterdam und Rotterdam geliefert wird. Wir machen aus diesen getrockneten Kräutern und Wurzeln einen Aufguss und seihen ihn dann ab.«
    Mette schnupperte an dem irdenen Gefäß und zog dann die Nase kraus. »Das riecht bitter.«
    »Es schmeckt auch so. Wir geben ein wenig Honig dazu, dann kann man es trinken.«
    »Woher weißt du das alles? Hast du das in der Schule gelernt?«
    »Nein.« Lachend schüttelte Catharina den Kopf.
    Die meisten Kinder der Bürger Krefelds besuchten die Schule, die der Magistrat eingerichtet hatte. Sie lernten lesen, schreiben und rechnen. Da in Krefeld Deutsch gesprochen wurde, Frankreich aber die Handelsmacht hatte, wurde auch Französisch unterrichtet. Die meisten Familien sprachen auch Niederländisch, viele konnten es lesen und schreiben und gaben dies an ihre Kinder weiter.
    Selbst die Kinder der meist katholischen Arbeiter hatten eine Schule im Kloster. Sie erhielten jedoch oft nur drei oder vier Jahre Unterricht, während die Söhne und Töchter der bürgerlichen Schicht deutlich länger die Schule besuchen konnten.
    »Viele Dinge hat mir Mutter beigebracht, andere Sachen habe ich von anderen gelernt. Erinnerst du dich noch an Trine?«
    »Unsere Magd?« Mette zog einen Flunsch. »Ich war traurig, als

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