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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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Dachfenster waren, im Gegensatz zu den anderen, dunkel. Dort oben wohnen gewiss die Dienstboten, sagte Catharina sich.
    »Käthe!«, rief Esther. Ihre Stimme klang dumpf aus der Toreinfahrt.
    Schnell folgte Catharina der Mutter. Esther klopfte an eine Tür auf der Rückseite des Hauses. Auch der Hof wurde von dem Licht aus den vielen Fenstern erhellt. Ein niedriger Anbau grenzte den Hof vom Nachbargrundstück ab. Catharina sah sich neugierig um. An den Hof grenzte ein Garten, dernun schneebedeckt war. Sie konnte nirgendwo einen Schuppen für Hühner oder Schweine entdecken, hörte aber das Schnauben von Pferden.
    »Madame te Kamp! Parbleu, was führt Euch denn um diese Zeit und bei diesem Wetter hierher?« Eine korpulente Frau öffnete die Tür. Sie schien von ihrer weißen Schürze zusammengehalten zu werden, kleine graue Löckchen hatten sich vorwitzig unter ihrer Haube hindurchgeschlängelt, ihre Wangen waren rot gefärbt, und Lachfältchen hatten sich tief um ihre Augen eingegraben.
    Sie sieht nett aus, dachte Catharina, freundlich.
    »Mamsell Luise, ich wollte die bestellten Kostüme für die Karnevalsfeiern abliefern.« Esther lächelte.
    »Kommt rein, kommt rein!«
    Mamsell Luise sprach mit einem deutlichen französischen Akzent, es klang sehr lustig, fand Catharina.
    »Ist das etwa Eure Tochter? Bon sang, das kann gar nicht sein – sie ist ja fast erwachsen. Ihr könnt nicht eine so große Tochter haben!« Mamsell Luise schlug die Hände zusammen.
    »Catharina ist zwanzig. Sie ist mir eine große Hilfe«, sagte Esther spröde.
    Catharina folgte den beiden Frauen durch die Tür in einen kleinen Vorraum. Links war eine Tür, die wohl zum Anbau führte, geradeaus ging es zur Küche. Für einen Moment schloss Catharina verzückt die Augen. Es duftete köstlich nach frischem Brot, Braten und Gewürzen. Dann schaute sie sich neugierig um. So eine Küche hatte sie noch nie gesehen. Es gab einen großen Kamin, zwei Öfen und einen riesigen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Schimmernde Kupfertöpfe hingen an schmiedeeisernen Halterungen vonder Decke, große Schüsseln und irdene Gefäße standen auf dem Tisch. Auf den Öfen simmerten und kochten verschiedene Gerichte in Töpfen und Pfannen. Eine Magd drückte Verzierungen aus einer Tülle auf die Küchlein, die sie gerade dampfend aus dem Ofen gezogen hatte.
    »Der junge Herr ist heute überraschend angekommen.« Mamsell Luise strich sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Monsieur von der Leyen, er ist immer sehr speziell.« Sie verdrehte die Augen. »Und wir müssen ein Festmahl aus dem Ärmel schütteln. Außerdem hat er seltsame Knollen aus Potsdam mitgebracht, die ich zubereiten soll – aber er konnte mir nicht sagen, wie. Sie sollen wohl eine neue Leibspeise des Königs sein.« Mamsell Luise zeigte auf einen Korb, der neben dem Küchentisch stand.
    »Knollen?«, fragte Catharina verwundert und hockte sich neben den Korb. Es roch nach Erde, aber nicht muffig. Vorsichtig berührte sie eine der Knollen mit dem Zeigefinger.
    »Pommes de terre, so hat er sie genannt. Erdäpfel. Ich hoffe, sie schmecken nicht so, wie sie aussehen.« Die Mamsell seufzte. »Aber das soll Eure Sorge nicht sein. Nele, lauf zu Madame und sag, dass Madame te Kamp da ist!«
    Die Magd wischte sich die Hände ab, richtete die Haube und krempelte die Ärmel herunter. Catharina sah ihr nach. Wie mochte es sein, in diesem Haus zu dienen? Sie kannte die von der Leyen nur von ihren Besuchen bei den Gottesdiensten, manchmal sah man Madame und Monsieur durch die Stadt reiten oder fahren. Sie besaßen mehrere Kutschen, hatten vor der Stadt einen ganzen Stall voller Pferde und offenbar auch welche auf dem Grundstück.
    Der alte Kommerzienrat Friedrich von der Leyen, der sich Frederik nannte, war seit vierunddreißig Jahren mit Margaretha,gebürtige van Aken, verheiratet. Die Ehe war harmonisch, leider jedoch kinderlos. Mit seinem Bruder Heinrich hatte der Kommerzienrat vor etlichen Jahren die Seidenweber Firma »Friedrich und Heinrich von der Leyen« gegründet. Viele Krefelder waren bei ihnen beschäftigt, der Verkauf der Seidenbänder lief trotz des Krieges gut.
    Doch auch Heinrich, dessen Ehe mit Maria Schorn nicht ganz so friedlich verlief wie die seines Bruders, war ohne Erben geblieben. Als beiden klar wurde, dass ihre Ehen keine Kinder hervorbringen würden, nahmen sie die Söhne Conrad, Friedrich und Johan ihres früh verstorbenen Bruders Peter in die Firma und Familien auf. Frederik

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