Seidenmagd
Woche.«
»Käthe, wenn du einmal dabei bist, kannst du ruhig alles waschen. Es ist mild und sonnig, dazu bläst ein frisches Lüftchen – wunderbares Wetter, um Wäsche zu trocknen.«
»Ja, Maman.« Catharina seufzte ergeben.
Auch in den nächsten Tagen gab es einiges zu tun, daher hatte Catharina kaum Zeit, um nachzudenken.
Henrike weigerte sich, die Schlafkammer zu verlassen, jeden Abend weinte sie sich in den Schlaf. Von ihrer Schwester ließ sie sich nicht trösten, sie wollte weder mit ihr sprechen, noch sich in den Arm nehmen lassen.
»Es ist nicht meine Schuld«, sagte Catharina schließlich. »Ich will das genauso wenig wie du.«
»Das kann ich kaum glauben«, meinte Henrike verstockt.
»Nun, das bleibt dir überlassen. Ich kann dir nur versichern, dass ich alles dafür geben würde, um die Stelle nicht annehmen zu müssen.« Catharina drehte sich um und zog die Decke bis zum Kinn. Ihr fiel es schwer, zur Ruhe zu kommen. Wie sollte sie sich das Leben als Kammerzofe vorstellen? Wie würde der Tagesablauf sein und wie hatte sie sich zu verhalten? Alles Fragen, die sie gerne ihrer Schwester gestellt hätte. Henrike hatte deutlich mehr Erfahrung im Umgang mit den hochgestellten Persönlichkeiten und den herrschaftlichen Haushalten, doch sie war zu verletzt, um die Sorgen und Nöte ihrer Schwester zu verstehen.
Esther ließ vom Schreiner eine kleine Reisetruhe für Catharina anfertigen. Sie prüfte die frisch gewaschene Wäsche ihrer Tochter, wies sie an, einige schadhafte Stellen zu flicken,und nahm Maß. Zwei Kleider sollte Catharina zusätzlich bekommen, drei Hauben und ein neues Umschlagtuch.
»Der Mantel tut es noch«, meinte Esther, nachdem sie ihn kritisch untersucht hatte. »Nächsten Winter brauchst du einen neuen Kragen, aber bis dahin wird es so gehen.«
Die Wäsche lag ordentlich gefaltet und gestapelt in der Stube. Mir jedem weiteren Stück wuchs Catharinas Angst. Jeder weitere Tag brachte sie näher an die ungewisse Zukunft und weiter weg von ihrer Familie und ihrem Zuhause.
»Muss ich wirklich dort wohnen?«, fragte sie die Mutter. »Ich könnte doch morgens hin und abends zurück.«
»Nein, Monsieur von der Leyen besteht darauf, dass sein Personal bei ihm im Haus wohnt. Und da er nun zu seinem Oheim und der Tante gezogen ist, wirst du dort wohnen müssen. Am Sonntag darfst du den Gottesdienst besuchen und anschließend für ein paar Stunden zu uns kommen, sofern ihr nicht auf Reisen seid.«
Ich will das alles nicht, dachte Catharina verzweifelt. Doch es gab keinen Ausweg. Nach der vorletzten Nacht in ihrer Kammer folgte die letzte Nacht. An dem Morgen stand Henrike mit ihr auf und bereitete das Frühstück, während Catharina einige wenige persönliche Sachen in einen Korb packte. Die Truhe mit ihrer Kleidung stand im Flur. Einer der Knechte der von der Leyen würde sie im Laufe des Tages abholen.
Noch einmal ging Catharina in den kleinen Hof, fütterte die Hennen. Für einen Moment blieb sie stehen, sog die Luft tief ein, den vertrauten Duft des Kräutergarten und des Heus, das im Stall lagerte. Sie hatten vor wenigen Wochen ein Ferkel gekauft, das in den nächsten Wochen und Monaten die Küchenabfälle bekommen und im Herbst geschlachtet werden würde.
Wie ist das bei den von der Leyen? fragte sich Catharina. Ziehen sie auch eigene Schweine heran und schlachten selbst? Sie konnte es sich nicht vorstellen, aber bald schon würde sie es wissen.
»Es tut mir leid«, sagte Henrike leise. Unbemerkt war sie der Schwester in den Hof gefolgt.
Überrascht drehte sich Catharina herum. »Oh.«
Henrike schlang ihr die Arme um den Hals und drückte sich an sie. »Es tut mir so, so leid. Ich bin eine dumme Gans«, schluchzte sie. »Mutter gegenüber sollte ich Zorn empfinden, statt dich zu strafen. Ich bin ebenso ungerecht wie Mutter.«
»Nein, das bist du nicht.« Catharina drückte ihre Schwester an sich. »Überhaupt nicht. Ich weiß, dass Mutters Entscheidung dich zutiefst verletzt hat, sie hat deine ganze Lebensplanung auf den Kopf gestellt.«
»Deine doch auch.«
»Ja.« Catharina stöhnte auf. »Und ich habe Angst vor der Zukunft.«
»Warum?« Henrike drückte sie ein Stück weg und sah sie an. »Und wovor?«
»Wie ... alles dort ist. Wie ich mich zu verhalten habe. Was ich machen muss. Einfach alles. Bis auf die wenigen Male im Februar war ich noch nie in einem hochherrschaftlichen Haus. Ich weiß überhaupt nichts ...«
»Ach, mach dir keine Gedanken. Sie sind bestimmt ebenso
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