Seidenmagd
nett wie die Flohs, auch wenn der Haushalt der von der Leyen noch größer ist.«
»Aber ich soll das Kammermädchen für Frieder sein – bedeutet das, dass ich den ganzen Tag flicken und nähen soll? So viele Sachen kann er doch gar nicht haben, dass ich von früh bis spät beschäftigt bin.«
»Das wird sich finden. Bei Flohs ...«
»Käthe? Wo bist du?«, rief Esther laut und ungehalten. »Wir müssen los!«
»O nein.« Catharina war es, als würde sich ein Ring um ihr Herz schließen.
»Alles wird sich fügen«, versuchte Henrike sie aufzumuntern und schob sie in Richtung Küche.
Zögernd erst schritt Catharina vorwärts, dann holte sie tief Luft und straffte die Schultern. Es ließ sich weder ändern noch aufhalten, also wollte sie mit erhobenem Kopf und ohne sichtbare Furcht der Zukunft entgegen treten.
Kapitel 11
»Wie geht es dir?«, fragte Abraham ter Meer seine Frau besorgt.
»Ganz gut, die morgendliche Übelkeit lässt nach.« Anna lächelte und legte die Hand auf ihren sich allmählich wölbenden Bauch. Insgeheim sorgte sie sich sehr, die Geburt ihrer Tochter war schwer gewesen, ein zweites Kind hatte sie verloren. Doch diesmal, so hoffte sie, würde alles gut gehen.
»Katrina war heute Morgen hier.« Anna verzog das Gesicht. Obwohl sich ihr Verhältnis zu ihrer Cousine, die mit Abrahams Bruder Adam verheiratet war, in den letzten Jahren verbessert hatte, herrschte doch keine wirkliche Herzlichkeit zwischen ihnen.
»Wie geht es ihr?«
»Gut, aber sie macht sich Sorgen um Mutter.«
Änne ter Meer war den Winter über mehrfach krank gewesen und noch nicht wieder zu Kräften gekommen.
Abraham nickte. »Ja, ich mache mir auch Sorgen um sie. Sie will die Mühle nicht aufgeben.« Er seufzte.
»Sie führt die Rossmühle seit dem Tod eures Vaters. Es ist ihre Lebensaufgabe.«
»Sicher. Außerdem führt sie ihren Haushalt, kümmert sich um die Weber und betreut die Webersfrauen im Kindbett. Mutter wird nicht jünger, bürdet sich aber immer mehr auf.«
»Wir könnten sie zu uns holen«, sagte Anna zögerlich.
Abraham schüttelte den Kopf. »Das hatte ich auch überlegt und ihr angeboten, doch sie lehnt das ab.«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht. Möglicherweise möchte sie uns nicht zur Last fallen.«
»Aber das würde sie nicht tun. Und das Haus ist groß genug. Wir könnten sogar noch anbauen, im Hof neben der Scheune ist genügen Platz.«
»Ich weiß, mein Herz.« Er nahm ihre Hand, drückte sie zärtlich. »Doch sie will das Haus in der Mühlenstraße nicht verlassen. Dort hat sie mit meinem Vater gelebt, uns Kinder bekommen, und dort ist Claes gestorben. Zu viele Erinnerungen, gute wie schlechte, hängen an dem Haus.«
Anna überlegte. »Auch das Haus deiner Mutter ist groß. Adam führt die Rossmühle mit ihr zusammen. Katrina und Adam wohnen im Haus meines Onkels direkt nebenan. Katrina sollte Änne mehr beistehen. Ich rede noch einmal mit ihr.« Annas Augen blitzten auf, wie immer, wenn sie eine Idee hatte.
»Hast du etwas von Fritz und Aaron gehört?«, fragte Abraham leise.
»Nein.« Anna senkte den Kopf. Sie hatte vor Jahren den Waisenknaben an Kindesstatt angenommen. Inzwischen war er fast erwachsen und zusammen mit ihrem Cousin Aaron nach Moers in die Lehre gegangen. »Die Post kommt nur unregelmäßig dieser Tage. Ich mache mir Sorgen.«
»Der Junge wird schon keine Dummheiten machen. Er hat aus seinen Fehlern gelernt. Ich habe Weihnachten lange mit ihm gesprochen. Er bereut sehr, welchen Kummer er dir bereitet hat.«
Im Herbst, als Fritz von Annas und Abrahams Vermählung erfahren hatte, hatte er sich freiwillig zu den preußischen Truppen gemeldet. Er ertrug den Gedanken nicht, dass seine Ziehmutter ein weiteres Mal heiraten würde, hatte er doch die Schwierigkeiten ihrer ersten Ehe hautnah miterlebt. Anna und Abraham fanden ihn, bevor er in den Dienst des Königs treten konnte, und holten ihn nach Hause.
»Was wird aus Fritz werden?«, fragte Anna sorgenvoll.
»Die Zeit wird es zeigen. Ich habe einen Brief von seinem Lehrherrn bekommen, die Jungs stellen sich gelehrig an, sind fleißig und achtsam. Nach seiner Ausbildung werden wir schon etwas für ihn finden.«
»Es sieht nicht gut aus mit der Weberei?« Obwohl sie es als Frage formulierte, kannte Anna die Antwort schon.
Wieder schüttelte Abraham den Kopf. »Ich fürchte, wir werden langfristig umplanen müssen. Die von der Leyen beherrschen das Geschäft mehr und mehr. Uns kleinen Verlegern bleibt kaum
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