Seidenmagd
Schweinebauch, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch.«
»Es riecht wunderbar.«
»Ja, man muss aufpassen, dass das Gemüse und die Kräuter nicht zu lange kochen, sonst verlieren sie ihren feinen Geschmack.« Sie streute die fein geschnittenen Zwiebeln und etwas Lauch in das heiße Schmalz, rührte kräftig um, goss dann den Eierteig darüber. »Jetzt kann man es schon von der Glut nehmen. Die Pfanne ist heiß genug, damit das Ei stockt.«
»Woher kannst du so was?« Catharina wischte den Tisch noch mal ab, legte dann Besteck und Geschirr auf. Das Brot hatte Mette aus dem Ofen gezogen, es dampfte herrlich duftend.
»Das habe ich bei den Flohs gelernt. Die Köchin ist grandios. Deshalb möchte ich da ja auch weiterhin arbeiten.«
»Hast du schon mit Mutter gesprochen?«
Henrike schüttelte den Kopf. »Das mache ich jetzt gleich.«
Catharina schickte Mette, um die Mutter zu holen, während Henrike das köstliche Essen auftrug.
»Deine Zeit bei den Flohs war nicht vergebens«, meinte die Mutter anerkennend, nachdem sie gekostet hatte.
»Ich hoffe, meine Zeit bei den Flohs wird noch lange andauern.« Henrike holte tief Luft. »Sie haben mir eine Stelleals Beiköchin angeboten. Eine feste Stelle. Ich würde einige Taler mehr verdienen, würde dort ein Zimmer bekommen und auch dort immer mitessen können – am Gesindetisch.«
»Wirklich?« Esther schaute auf, sie lächelte.
»Ja.« Henrike atmete erleichtert auf.
»Das finde ich wunderbar. Welch eine Ehre für dich, Rike.« Esther nickte, nahm das Glas und prostete ihrer Tochter zu.
»Ja, das finde ich auch.«
»Indes, du wirst die Stelle leider nicht annehmen können, mein Kind.«
»Was?«
»Nun.« Esther wandte sich zu Catharina. »Das war kein Spiel heute Nachmittag, Käthe. Frieder von der Leyen sucht ein Kammermädchen. Und er möchte dich. Er zieht nun endgültig zu seinem Oheim und braucht deshalb auch Personal. Du schienst ihm geeignet. Und ich habe zugesagt.«
»Pardon?« Ungläubig schaute Catharina ihre Mutter an.
»Er möchte jemanden, der sich um seine Sachen kümmert – seine Wäsche und seine persönlichen Dinge.«
»Aber die von der Leyen haben doch einige Mägde.«
»Das stimmt, aber er möchte Personal für sich alleine. Einen Kammerdiener hat er natürlich schon. Er reist viel – nach Köln oder Potsdam, Berlin, Frankfurt, ja sogar Paris und London hat er schon besucht. Und auf seinen Reisen möchte er unabhängig von den Dienstleuten anderer sein.«
»Bedeutet das etwa, dass ich ihn auf seinen Reisen begleiten soll?« Catharina wurde schwindelig.
»Naturellement.«
»Aber Maman ...« Catharina sah sich hilfesuchend um. Henrike hatte jedoch den Kopf gesenkt und schaute sie nichtan. »Ich kann doch nicht ... das geht doch nicht. Was wird aus den Kindern und dem Haushalt?«
»Darüber mach dir mal keine Gedanken. Rike kann den Haushalt führen.«
»Was?« Henrike starrte ihre Mutter an. »Und was wird aus meiner Stelle beim Bürgermeister?«
»Die wirst du nicht annehmen können.« Esther lächelte. »Jedenfalls im Moment nicht.«
»Wenn ich die Stelle jetzt nicht annehme, dann stellen sie ein anderes Mädchen ein.«
»Möglicherweise. Dann wird das Gottes Wille sein.«
»Aber warum darf Käthe eine Stelle annehmen und ich nicht? Sie macht doch schon lange den Haushalt hier!«, schrie Henrike. »Und ich bin schon eine ganze Weile bei den Flohs. Ich bin mit der Arbeit dort vertraut.«
»Ich habe das so entschieden, Rike. Und daran gibt es nichts zu rütteln. Käthe wird Kammermädchen bei den von der Leyen. Mit ihren Kontakten kann sie mir weitere Aufträge verschaffen, nicht wahr, mein Kind?« Esther lächelte Catharina zu.
»Aber Mutter ...« Catharina schnappte nach Luft.
»Das ist nicht gerecht!« Henrike sprang auf, ihr Stuhl fiel polternd zu Boden. Sie stürmte aus der Küche, knallte die Tür hinter sich zu.
»Ein wenig mehr Contenance«, sagte Esther und schüttelte den Kopf, dann schenkte sie sich ein weiteres Glas Wein ein und nahm sich einen Kanten Brot. »Das Omelette ist vorzüglich. In der nächsten Zeit werden wir dank Rike bestimmt wunderbar schmausen, meine Lieben.«
Kapitel 10
»Das ist gemein.« Henrike schluchzte in ihr Kissen. »Das ist einfach nicht gerecht!«
Catharina biss sich auf die Lippe. »Rike ...«
»Geh du weg. Lass mich bloß in Ruhe.«
»Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen«, sagte Catharina leise. »Ich wusste bis vorhin nichts davon und bin auch nicht begeistert.«
»Ich glaube dir
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