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Seidenmagd

Seidenmagd

Titel: Seidenmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Renk
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geknickst. Für einen Moment starrte sie auf die Tür, nachdem Sofie sie hinter sich geschlossen hatte. Dann goss sie das dampfende Wasser in die Waschschüssel und zog sich aus. Es tat gut, den Dreck der letzten Tage abzuwaschen. Sie war auch froh darüber, dass ihre Kleidung gereinigt werden würde, obwohl es ihr seltsam vorkam, dass jemand anderes das für sie machte.
    In der Reisetruhe befanden sich zwei weitere Kleider. Beide waren aus gutem, festem Wollstoff, die Ärmel lang und eng geschnitten. Das eine Kleid war braun, das andere dunkelblau. Sie legte beide Kleider auf das Bett, betrachtete sie nachdenklich. Keines schien ihr geeignet zu sein. Schließlich zog sie das blaue Kleid an. Sie griff nach der Schürze, wollte sie umbinden – doch auch eine Schürze passte sicherlich nicht für den Besuch in einem Theater.
    Catharina hatte von Opern und Theaterstücken gehört, prunkvolle Musik und leichte Unterhaltung. Dinge, die ihre Gemeinde nicht für gut hielt. Neugierig war sie schon, abersie wusste nicht, ob sie das mit ihrem Glauben vereinbaren konnte. Frieder ist doch auch Mennonit, versuchte sie sich zu beruhigen.
    Kaum war sie angezogen, klopfte es an ihrer Tür.
    »Mademoiselle, das Essen wird aufgetragen.«
    Sie folgte der Magd, die sie in den Salon führte. Dort war ein Tisch für vier gedeckt. Dunkelroter Wein funkelte in edlen Glaspokalen, Schüsseln und Platten standen bereit.
    Frieder von der Leyen stand am Fenster. Er drehte sich zu ihr um, lächelte sie an, dann aber verzog sich sein Gesicht.
    »Ist das Euer bestes Kleid?«, fragte er verwundert.
    Catharina nickte stumm.
    »Etwas anderes habt Ihr nicht?«
    »Ich habe noch ein braunes Kleid«, murmelte sie.
    »Hmm.«
    Die Tür öffnete sich wieder.
    »Darf ich vorstellen? Dies ist mein Cousin Herman von der Leyen und seine Frau. Meine Begleitung, Catharina te Kamp.«
    Sie begrüßten sich förmlich, und Catharina wusste kaum, was sie sagen sollte. Doch als sie am Tisch saßen und aßen, legte sich ihre Aufregung. Die beiden Männer diskutierten die politische Entwicklung, Madame von der Leyen aß schweigend, und niemand schien zu erwarten, dass Catharina sich an dem Gespräch beteiligte.
    Was mache ich hier eigentlich? frage sie sich. Und wo sind Gerald und Heinrich?
    Nach dem Essen zogen sich die Männer an den Kamin zurück und stopften ihre Pfeifen. Madame genehmigte sich einen Sherry und verabschiedete sich. Das war für Catharina das Zeichen, dass auch sie die Runde verlassen konnte. Erleichtertschloss sie die Tür hinter sich, lehnte sich für einen kurzen Augenblick dagegen.
    »Was hast du mit ihr vor?«, hörte sie Heinrich fragen. Er klang amüsiert.
    »Es ist ein Experiment. Sie ist so rein und unverdorben, gleichzeitig aber nicht dumm. Sie hat eine rasche Auffassungsgabe und ist interessiert.«
    »Was willst du denn herausfinden?«
    »Ob man so eine Wildpflanze veredeln kann. Heute Abend nehme ich sie mit in das Oratorium von Händel. Sie hat noch nie Kirchenmusik dieser Art gehört. Danach will ich sie zu einer Oper mitnehmen und auch zu einem Schauspiel. Ich will sehen, wie sie darauf reagiert.«
    Sie sprechen über mich, wurde Catharina klar. Schnell ging sie den Flur hinunter, ihre Wangen glühten. Eine Wildpflanze bin ich also in seinen Augen. Sie wusste nicht, ob sie das ärgern oder freuen sollte. Den tieferen Sinn hinter seiner Aussage, dass sie ein Experiment sei, verstand sie nicht, wollte aber auch nicht darüber nachdenken.
    Plötzlich hörte sie Geralds Stimme. Sie kam aus der Küche, die zu dem Flügelanbau gehörte. Dort, so dachte Catharina, ist mein Platz und nicht im Salon.
    Sie öffnete die Tür, schaute vorsichtig hinein.
    »Oh, Mademoiselle!« Gerald verneigte sich leicht. »Können wir etwas für Euch tun?« Sein Tonfall klang bissig.
    »Nun lass das Mädchen mal«, versuchte Heinrich ihn zu beruhigen.
    Catharina schluckte, dann trat sie ein und schloss die Tür hinter sich. »Gerald, Ihr seid unwirsch, und ich fürchte, ich bin der Grund dafür.«
    »Nun, es scheint, als seid Ihr zur Herrschaft aufgestiegen.«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Aber Ihr habt mit Ihnen gespeist, bekommt ein Zimmer im oberen Trakt und schlaft nicht beim Gesinde wie wir. Weiß Eure Mutter das? Würde sie das gutheißen?«
    Catharina zuckte zusammen, Tränen schossen ihr in die Augen. »Ich kann doch nichts dafür«, wisperte sie. »Monsieur ...«
    »Kindchen, nun setz dich mal«, sagte Heinrich gutmütig.
    Zögernd kam Catharina

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