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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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wenn sie aufwachte, lag sie in ihrem Bett, schweißbedeckt, aber sicher.
    Sabine versucht, sich umzudrehen, aber es gelingt ihr nicht.
    Das ist ein Traum, sagt sie sich. Das träumst du immer wieder. Du bist nicht gefesselt. Du musst dich einfach nur entspannen.
    »Du hast sie betäubt und hierhergeschleppt? Bist du wahnsinnig?« Wieder gellt diese schrille Stimme durch Sabines Traum. »Was zum Teufel willst du denn mit ihr machen?«
    Es ist kalt. Sabine versucht ihre Augen zu öffnen. Es ist dunkel. Mehrfach klimpert sie mit den Augenlidern – es gelingt, sie kann es fühlen, sehen kann sie nichts. Sie schluckt, will sich auf die Lippen beißen. Da ist etwas in ihrem Mund. Sie will sich drehen. Es ist eisig, und ihre Hüfte schmerzt. Sie kann sich nicht bewegen, ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Sie ist gefangen. Gefangen wie damals. Ein Déjà-vu.
    Nein, schreit alles in ihr. Neinneinneinnein. Das halte ich nicht aus. Ihr wird schlecht, aber der Knebel steckt in ihrem Mund. Sie kann sich nicht übergeben.
    Ich sterbe, denkt sie und schließt die Augen.
    * * *
    »Müller, KK 11.«
    »Papanikolaou, Rechtsmedizin Duisburg. Wo ist denn Ihre werte Kollegin Thelen?« Maria Papanikolaou klang schlecht gelaunt.
    »Ähm. Wieso?«
    »Na, sie sollte heute Morgen zur Obduktion ihres Toten hier sein.«
    »Und das war sie nicht?«
    »Nein, würde ich sonst fragen?«, schnappte die Rechtsmedizinerin.
    »Sie ist nicht da.« Volker Müller biss sich auf die Lippe.
    »Zu schade, denn jetzt habe ich die Leichenschau schon vorgenommen. Ich faxe die Ergebnisse.«
    »Leichenschau?«
    »Ja, zufällig war Staatsanwalt Altmann da. Nicht wirklich zufällig, es gab noch einen weiteren Toten. Der wurde obduziert. Nach oberflächlicher Untersuchung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Thelens Toter vermutlich einem Unfall erlegen ist. Vielleicht hatte er einen Krampfanfall, aber genau feststellen konnte ich das so nicht, dafür hätte ich die Leiche öffnen müssen.«
    »Und?«
    »Und was? Warum ich ihn nicht obduziert habe? Weil Altmann meinte, dass die Leichenbeschau reichen würde. Es gibt im Moment keinen wirklichen Hinweis auf einen gewaltsamen Tod. Ihre Kollegin hätte da vielleicht den einen oder anderen Einwand gehabt, aber sie war nicht da. Und ich habe berechtigte Zweifel angemeldet, doch das reichte Altmann nicht. Ohne eine nachdrückliche Begründung fand er die Obduktion überflüssig und zu teuer.« Papanikolaou schnaufte.
    »Aber Sie hätten gerne obduziert?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Es gibt da so ein, zwei Dinge, die ich nicht erklären kann.« Sie holte tief Luft. »Wo ist denn Ihre Kollegin?«
    Volker räusperte sich. »Sabine ist verschwunden«, gab er schließlich zu.
    »Was?«
    »Na ja, sie ist weg, und keiner weiß, wohin. Ich hatte gerade den Schimmer einer Hoffnung, dass sie bei Ihnen in Duisburg ist, aber …«
    »Ein Unfall?«
    »Wir haben die Krankenhäuser in Krefeld überprüft, da ist sie nicht. Aber vielleicht hatte sie ja einen Unfall auf dem Weg nach Duisburg. Ich werde nachforschen.«
    »Tun Sie das. Ich bin noch eine Weile in der Pathologie. Falls sie auftaucht, geben Sie mir doch bitte Bescheid. Und wenn möglich, sollte sie mich anrufen. Ganz glücklich bin ich mit der Entscheidung des Staatsanwalts nicht.«
    Volker bedankte sich und legte auf. Dann rief er die Leitstelle in Duisburg an – ohne Erfolg.
    Zuerst hatte er gedacht, dass das Ganze ein Missverständnis zwischen Oliver und Sabine wäre, dann, dass sie irgendwo aufgehalten worden sei. Inzwischen machte er sich richtig Sorgen.
    »Guten Morgen.«
    Erstaunt schaute Volker Müller in das Gesicht seines Chefs.
    »Was machst du denn hier, Guido?«, stammelte er.
    »Oliver hat mich angerufen.« Polizeichef Guido Ermter war sichtlich verwirrt. »Er hat sich aber reichlich unklar ausgedrückt. Er sucht Sabine? Sie hat doch gar keinen Dienst.«
    »Nein, hatte sie nicht, den hatte Roland. Aber seine Mutter ist gestürzt und musste operiert werden, deshalb hat Sabine seine Bereitschaft übernommen.«
    »Ja und?« Guido Ermter setzte sich auf den Stuhl neben Volkers Schreibtisch und zog die obligatorische Tüte mit Gummibärchen heraus. Er riss sie geräuschvoll auf, schüttete eine Handvoll auf den Tisch und sortierte sie nach Farben. Dann steckte er sich zwei grüne Gummibärchen in den Mund und lutschte.
    »Gestern Abend wurde ein Toter im Gartenverein Inrath gemeldet, nach vermeintlichen Schüssen.«
    »Vermeintlich?« Ermter zog die

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