Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
Ahnung, ob sie sich vorher keine Gedanken darüber gemacht hat, dass es illegal ist, was sie tun. Die andere war eher sauer, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so naiv sind. Warum sie das gemacht haben, haben sie nicht gesagt?«
»Sie sagten, er wäre ja tot, und sie würden das Geld sowieso erben und wollten sich ein paar schöne Tage machen.«
»Hm. Ich weiß nicht, ob sie das Geld tatsächlich erben. Möglicherweise hält da der Staat die Hand auf, wenn man belegen kann, dass es aus illegalen Geschäften stammt.«
»Ich hatte den Eindruck, dass sie meinten, es stehe ihnen zu. Die Art und Weise, wie sie das Geld abgehoben haben, ist natürlich illegal.«
Fischer zog das Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Hallo, Guido«, sagte er. »Ja, ich bin gut angekommen und jetzt mit der Kollegin Hälble unterwegs in Spaichingen. Habt ihr die Telefonverbindungen von Maria Goeken überprüft? Ah, gut. Gib mir Bescheid, sobald ihr etwas habt.« Er lauschte, nickte dann. »Okay. Gibt es sonst noch etwas Neues?«
Kurz darauf beendete er das Gespräch und steckte das Handy seufzend in die Jackentasche.
»Und?«, wollte Verena wissen.
»Wir kommen nur schleppend weiter.«
Verena kaute an ihrer Unterlippe. »Noch mal zurück zu den beiden Damen. Hatten die auch Kontakt zur Mafia?«
»Soweit ich weiß, nicht. Die Exfrau wohl auf keinen Fall, die hat sich von Goeken getrennt, lange bevor er auf diese Art kriminell wurde. Wie das mit der Schwägerin ist, ist noch nicht ganz klar. Irgendwoher muss sie ja von dem Geld gewusst haben.«
»Das werden wir sie fragen.« Verena nickte zufrieden.
»Uns läuft die Zeit davon«, sagte Fischer bedrückt. »Mit jeder weiteren Stunde erkaltet die Spur mehr. Zuletzt war Sabine bei Maria Goeken, soviel wir wissen.«
»Wann wurde die Brandleiche gefunden?«
»Samstagnachmittag.«
»Maria Goeken hat ausgesagt, dass sie am Samstag nach Spaichingen gefahren ist und nachmittags ankam.«
»Ja.« Fischer nickte. »Und wahrscheinlich bezeugt Iris Goeken das auch.«
»Richtig. Was nicht viel heißt. Wir können versuchen, es nachzuvollziehen – vielleicht hat sie getankt oder irgendwo Rast gemacht. Aber selbst wenn – sollte sie etwas mit dem Tod an ihrem Schwager zu tun haben, ist sie auch hochverdächtig, was das Verschwinden deiner Kollegin angeht. Vielleicht hat Sabine nie die Wohnung der Schwägerin verlassen, vielleicht hat die Goeken noch Komplizen.«
»Dummerweise klingt das plausibel. Ich wünschte, wir hätten andere Lösungen.« Wieder strich sich Fischer durch das raspelkurze Haar.
Verena schaltete das Radio an.
»Hier ist Radio Donauwelle, euer Sender für den Kreis Spaichingen, und euer Sek Retarovitsch ist immer noch am Mikro. Es ist Montagabend, und die Woche nimmt kein Ende. Das war ›Monday, Monday‹ von den Mamas und Papas für alle Mamas und Papas, die uns zuhören. Es ist kurz vor sieben, und nach den Nachrichten folgt der Wetterbericht mit Jörg Frosch. Vorher spielen wir für euch noch ›Take it easy‹ von den Eagles.«
* * *
»Wo ist er?«, fragte Guido Ermter.
»Wir haben ihn ins Verhörzimmer gebracht.« Mehmet wies den Gang hinunter.
»Warum zum Teufel ist er denn abgehauen? Er hatte doch sowieso keine Chance zu entkommen.«
»Ich glaube nicht, dass es mit Sabine zusammenhängt. Er hat Angst – entweder vor uns und dem Ordnungsamt oder vor seinem Chef. Ich habe nämlich den Eindruck, dass sein Chef gar nicht weiß, wie es in dem Laden aussieht.«
»Du meinst, er ist vor lauter Panik davongelaufen?« Ermter grinste.
»Du hast gut lachen, du warst ja nicht da und hast den widerlichen Geruch nicht einatmen müssen. Es ist grauenvoll. Die Fleischcontainer werden jetzt zur Müllverbrennungsanlage Elfrath gebracht, aber ich fürchte, es wird eine Weile dauern, bis es dort wieder einigermaßen normal riecht.«
»Na gut, dann werden wir mal sehen, ob er uns etwas erzählen kann. Ich habe schon versucht, Oliver zu erreichen, doch er geht nicht an sein Handy.«
»Soll ich schnell bei ihm vorbeifahren?«, fragte Volker. »Wäre schon wichtig, dass er Scheelens Aussage entweder bestätigt oder widerlegt.«
»Ja, das wäre gut«, stimmte Ermter zu. »Ist die Spurensicherung schon vor Ort?«
»Ja.« Uta kam in den Flur. »Sie haben sich gerade gemeldet. Siegfried ist absolut nicht begeistert von dem Gebäude. Er sagte, sie bräuchten Atemschutzmasken.«
»Warum ist die Spurensicherung dort?
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