Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
Vom Netzwerk:
her. »Ich glaube nicht, dass Sie mit dem Hund da reindürfen. Dies ist eine Abdeckerei. Wir verwerten Fleisch.«
    »Das riecht hier aber ganz anders«, murmelte Mehmet. »Und ich glaube nicht, dass es etwas ausmacht, wenn nun auch noch ein Hund hier reingeht. Das stinkt ja pervers.«
    Scheelen drehte sich wütend um. »Ich habe doch gesagt, dass wir Probleme mit der Kühlung haben. Normalerweise riecht es nicht so streng.«
    »Riecht? Streng?« Mehmet lachte gequält. »Es stinkt abnorm nach Verwesung.«
    »Die Viecher sind nun mal tot. Die duften nicht.«
    »Wie werden die Tiere verwertet?«, fragte Volker. Er war den beiden in das Gebäude gefolgt und blieb nun angeekelt stehen. Was er für das Geräusch der Kühlanlage gehalten hatte, war stattdessen das Summen von Tausenden von Fliegen.
    »Wir sind ein K3-Betrieb. Wir verarbeiten Abfälle und Nebenprodukte von Schlachtern, Küchen und Speiseabfälle. Wir sortieren, zerkleinern und sterilisieren die Abfälle. Aus dem gewonnenen Fleischbrei wird Tierfutter hergestellt.« Wieder sah Scheelen hektisch zu den Kollegen der Wache Mitte, vor allem den Hund ließ er nicht aus den Augen. »Die Fette werden zum Teil getrennt verarbeitet und als Schmierfett verwendet.«
    In der Halle gab es mehrere große Container, daneben eine Zerkleinerungsstation mit zwei Laufbändern, und im Hintergrund konnte man die Sterilisationsanlage sehen. Über einem der Container schwebte eine dunkle Fliegenwolke.
    »Sie haben übers Wochenende Fleischabfälle ohne Kühlung hier stehen lassen?«, schrie Jonas Stahn. »Das wird Folgen haben.«
    »Die Sicherung ist durchgebrannt. Dafür kann ich doch nichts. Was hätte ich denn machen sollen?«, verteidigte sich Scheelen.
    »Notdienst?« Stahn verdrehte die Augen.
    »Ich geh dann mal«, sagte Rainer Müller. »Dieser Gestank ist etwas zu viel für die empfindliche Nase meines Hundes.«
    »Moment.« Volker folgte ihm nach draußen. »Der Hund hat angeschlagen.«
    Müller nickte seinem Namensvetter zu. »Richtig.«
    »Also war Sabine Thelen hier?«
    »Er ist einer Spur vom Wagen bis hierher gefolgt. Ich denke schon, dass er wenigstens hier draußen eine tatsächliche Spur hatte. Benno hat eine feine Nase, er vertut sich selten. Im Gebäude ist es allerdings zwecklos. Der Verwesungsgeruch ist zu stark, das hält keine Hundenase aus.«
    Volker Müller nickte. »Okay, er hat also eine Spur von Sabine gehabt.« Nun schnaufte er. »Wie alt kann die Spur sein?«
    Rainer Müller sah sich um. »Betonboden, durchbrochen von Unkraut. Kein fließendes Gewässer.« Er überlegte. »Wir hatten überraschend gutes Wetter in den letzten Wochen, nur am Wochenende hat es geregnet. Hmm. Ich denke, die Spuren könnten bis zu zehn Tage alt sein. Vielleicht auch älter.«
    Volker riss die Augen auf. »Wirklich?«
    »Ja, Geruchspartikel können sich lange halten, wenn das Wetter mitspielt und die Umgebung. An Gräsern und Pflanzen überdauern sie eine Weile.«
    »Scheiße!«
    Verwundert sah Müller ihn an. »Was ist daran scheiße?«
    Aber Volker hörte ihn schon nicht mehr, er war umgekehrt und ging wieder in die Halle. »Scheelen?«, rief er. »Scheelen?«
    »Ja?« Immer noch knetete der Mann seine Hände. Der Schweiß lief ihm über die Stirn, obwohl es in der Halle nicht heiß war.
    »Sie kennen also Sabine Thelen? Wann war Frau Thelen das letzte Mal hier? Und warum war sie hier?« Noch während er die Fragen stellte, bereute er es schon. Scheelen sah nicht so aus, als könne er zwei Fragen hintereinander beantworten.
    »Wann sie zuletzt hier war?« Jens Scheelen kratzte sich hinter dem Ohr. »Letzte Woche?« Er sah Volker fragend an.
    Hauptkommissar Volker Müller schüttelte den Kopf. »Fragen Sie nicht mich, ich weiß es nicht.« Er sah zu Jonas Stahn. »Habt ihr irgendetwas gefunden?«
    Stahn verneinte. »Es gibt dort hinten einen Kühlraum. Da willst du nicht rein, glaub es mir. Ansonsten sind diese Halle und das kleine Büro alles, was es hier gibt. Kein Keller, kein Dachboden. Sabine ist hier nicht, außer sie liegt irgendwo unter den Tierkadavern. Ich habe Hilfe aus Duisburg angefordert, die Container werden abgeholt und untersucht.« Er hustete. »Ich denke, hier hätte auch ein Leichenspürhund keine Chance.«
    »Scheelen, Sie kommen mit uns«, sagte Volker barsch. »Ins Präsidium.«
    » Was ? Warum?«
    »Weil ich es sage.« Eilig verließ Volker die stinkende Halle, zückte sein Handy und rief Ermter an. »Guido, ich komme gleich mit einem

Weitere Kostenlose Bücher