Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
uns auch so. Jürgen!« Ihr Händedruck war warm und angenehm fest, bemerkte Fischer.
»Schön, dass du es hierher geschafft hast. Wir haben die Betrüger ausfindig gemacht.«
»Betrüger?«
»Ja, die beiden Goeken-Damen. Aber alles der Reihe nach. Möchtest du einen Kaffee? Bestimmt, nach der langen Fahrt. Allerdings schmeckt die Brühe hier nicht besonders.«
»Das scheint bei allen Polizeidienststellen gleich zu sein«, sagte Fischer grinsend.
Sie führte ihn in das Gebäude. Fischer staunte über die Fliesen im Flur und die Holztreppe, die nach oben führte. Das wirkte doch viel freundlicher als das graue Linoleum in Krefeld. Im Sekretariat, das derzeit unbesetzt war, blubberte die Kaffeemaschine.
»Jens, der zuständige Kollege, kommt gleich«, sagte Verena und nahm zwei Tassen aus dem Schrank. »Milch, Zucker?«
Fischer lehnte ab. »Ihr habt die beiden Goekens gefunden?«
»Richtig. Im ›Graf Zeppelin‹ – den kennst du dank Stuttgart 21 bestimmt aus dem Fernsehen. Die beiden haben sich eine Suite mit bestem Baustellenblick genommen und sind dann auf die Fildern ins Casino.«
»Casino?«
»Ja, das Spielcasino.«
»Ist ja ein Ding.«
Kurze Zeit später saßen Fischer und Verena Hälble im Besprechungsraum der Wache. Jens, der Stuttgarter Kollege, setzte Fischer ins Bild. Iris Goekens Lebensgefährte hatte sich als Peter Goeken ausgegeben und das Geld von der Bank abgeholt. Da das Konto gedeckt war und der Mann den gültigen Personalausweis vorlegen konnte, gab es bei der Bank keinen Zweifel, und das Geld wurde ihm ausgehändigt.
»Wo hatte er denn den Personalausweis her?«, fragte Fischer erstaunt.
»Den hat Maria Goeken, die Schwägerin, aus der Wohnung geholt.«
»Woher wusste sie von dem Geld?«
»Das hat sie uns nicht gesagt. Ist das wichtig für euch?«
»Möglicherweise. Wie habt ihr sie gefunden?«
»Sie hat ihr Auto ganz protzig im Halteverbot vor dem SI -Center abgestellt, da sind die Musicalhallen und eben auch das Casino drin. Nachdem wir erfahren haben, dass die Geldabholung getürkt war, hatten wir das Autokennzeichen im Computer, und so haben wir sie schließlich gefunden.« Jens sah Fischer nachdenklich an. »Es ist Betrug, aber mehr auch nicht. Wir konnten sie nicht in Gewahrsam nehmen.«
»Ja, ich weiß. Aber bei uns geht es um Mord. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Schwägerin sehr viel mehr weiß, als sie zugibt. Unsere Kollegin Sabine war zuletzt bei Maria Goeken, und seitdem ist sie verschwunden. Sabine, nicht die Goeken. Spurlos bisher. Und Peter Goeken wurde ermordet. Vielleicht von seiner Schwägerin, damit sie an das Geld kommen konnte?«
Verena sah ihn nachdenklich an. »Da ist was dran, an dem Gedankengang. Wir sollten sie noch einmal befragen.«
Jens nickte. Er blätterte in seinen Unterlagen. »Die beiden Damen haben das Hotel verlassen und wollten nach Spaichingen fahren, haben sie angegeben.« Er sah auf und schaute Verena an. »Dein Zuständigkeitsbereich.«
»Gut, dann besuchen wir die beiden.«
»Ich würde gerne mitkommen.« Fischer runzelte fragend die Stirn.
»Ja, kein Thema. Du darfst nicht befragen oder sonst etwas tun, aber mitkommen darfst du!«
Die ersten Minuten lenkte Verena den Wagen schweigend durch Spaichingen. Dann wandte sie sich Fischer zu.
»Also, bevor ich jetzt großen Blödsinn verzapfe – Iris Goeken ist Mitverdächtige? Und der Tote, Peter Goeken, hatte mit der Mafia zu tun?«
»Ja, Goeken war für die Mafia tätig. Aber er war auch einfach nur so ein Ekel und hat sich mit vielen Leuten angelegt. Es gibt viele mögliche Motive, aber keines, das überzeugt. Wir fischen irgendwie im Trüben.«
»Also, ich würde mich ja an die Mafia halten.« Verena grinste.
»Wie gesagt, das ist möglich, aber da fehlt uns ein stichhaltiges Motiv. Er war nur ein kleines Licht, hat einigen Leuten Unterschlupf gewährt in seiner Wohnung, hat einige Botengänge erledigt. Sonst ist er nicht auffällig geworden. Und seit einem halben Jahr hat er gar nichts mehr gemacht. Vorher hat er allerdings noch mal ordentlich Kohle kassiert.«
»Wie viel?«
»Achtzigtausend Euronen.«
»Es wurde schon für weniger gemordet«, sagte Verena. »Allerdings erschienen mir die beiden nicht wie eiskalte Mörderinnen.«
»Dummerweise sieht man eiskalten Mörderinnen nicht an, was sie getan haben.« Fischer lachte. »Welchen Eindruck hattest du von ihnen?«
Verena überlegte. »Die Exfrau war peinlich berührt, dass wir sie erwischt haben. Keine
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