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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Bauch.
    »Das sollten wir nicht am Telefon besprechen.«
    Nachdem sie ihr Gespräch beendet hatten, überlegte Fischer einen Moment lang, ob es wohl Probleme mit Florian gab und ob er ihn anrufen sollte, verwarf den Gedanken jedoch. Zuerst wollte er hören, was Martina ihm zu sagen hatte.
    Das ungute Gefühl blieb jedoch. Er wählte die Nummer von Guido Ermter.
    »Jürgen hier«, meldete er sich. »Ich bin auf dem Rückweg.«
    »Gut zu hören.«
    »Gibt es was Neues?«
    »Nicht viel. Wir warten jetzt auf Frau Goeken und hoffen, dass sie ein wenig Licht ins Dunkel bringt. Es gibt eine Verbindung zwischen Jens Scheelen und Peter Goeken. Die liegt aber schon Jahre zurück. Wir überprüfen das. Alles Weitere besprechen wir nachher. Ich habe noch einen Aufruf in der Presse gemacht, aber bisher sind nur die üblichen Spinner aufgetaucht, keine konkreten Hinweise.« Er schien zu zögern.
    »Das kann doch gar nicht sein! Irgendwann müssen wir doch mal weiterkommen.«
    »Ja …« Wieder stockte Ermter.
    Seltsam, dachte Fischer. Weiß Guido etwas, was er mir nicht sagen will, weil ich die lange Autofahrt noch vor mir habe?
    »Sag mal«, begann Ermter dann. »Was macht eigentlich Florian?«
    »Florian?« Fischer räusperte sich. »Was ist mit ihm?«
    »Ach, nur so«, wiegelte Ermter ab. »Ich habe gerade nur an ihn gedacht. Er wohnt doch jetzt bei dir?«
    »Ja.«
    »Und was macht er so?«
    »Bisher noch nichts. Aber wir arbeiten daran.« Zu seiner Ungeduld gesellte sich ein leichter Unmut. Irgendetwas war zu Hause passiert, das sagte ihm sein Bauchgefühl. Es hatte etwas mit Florian zu tun. Fischer beendete das Gespräch, setzte den Blinker und wechselte auf die linke Spur. Er hatte den Audi und würde das ausnutzen. Er gab Gas.
    Die nächsten hundert Kilometer kämpfte er mit sich, fragte sich immer wieder, ob er seinen Sohn anrufen oder ob er erst Martinas Bericht abwarten sollte. Er raste die Strecke förmlich dahin und sprach mit sich selbst. Dann zog ein Kastenwagen auf die linke Spur, und nur das ABS verhinderte Schlimmeres. Fischer fuhr den nächsten Rastplatz an, trank zwei Kaffee, die so schlecht schmeckten, als wären sie im Präsidium gebraut worden, und rauchte einige Zigaretten.
    Danach ließ er es langsamer angehen. Er verfolgte sämtliche Nachrichten im Radio, brachte sich auf Vordermann, was die politischen und aktuellen Ereignisse anging. Alle Gedanken an Florian und Sabine versuchte er zu verdrängen, so gut es eben ging.
    * * *
    Guido Ermter räumte seinen Schreibtisch auf. Viel gab es nicht zu tun, die Akten lagen dank seiner Sekretärin auf einem Stapel, die Bleistifte waren angespitzt, und alles, was er unterschreiben sollte, war in der Mappe, die in der Mitte des Tisches lag. Der Computer war an, und das Telefon schwieg.
    Ich muss hier raus, dachte er. Das ist alles zu viel für mich. Mein Gott, warum kommt immer alles auf einmal?
    Seine Sekretärin Christiane Suttrop betrat das Büro. »Hier sind die neusten Aussagen von ›Zeugen‹.« Sie verdrehte die Augen. »Nichts Brauchbares dabei, wenn ich es richtig gesehen habe.«
    »Leg es mir hin.« Ermter stand auf und griff nach seiner Jacke. »Bin gleich wieder da.«
    »Du gehst?«
    »Ich muss mal an die frische Luft.«
    »Aber du bist doch gerade erst gekommen.«
    Ermter antwortete nicht, sondern ging an ihr vorbei in den langen Flur. Vom anderen Ende kam ihm Tom Lähr entgegen. Er winkte mit einigen Blättern.
    »Vielleicht habe ich da was«, rief er.
    »Gut, geh schon mal in den Besprechungsraum, ich komme gleich.« Ermter ließ seinen verblüfften Kollegen im Flur stehen.
    Der Aufzug war in der siebten Etage, zeigte die Anzeigentafel. So lange warte ich nicht, dachte Ermter und stieß die Glastür zum Treppenhaus auf. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal, rannte die Treppe quasi hinunter. Im Foyer war es ruhig, nur ein stadtbekannter Obdachloser saß auf der schwarzen Bank im Wartebereich.
    Die Tür öffnete sich automatisch nach außen, und Ermter ging auf den Vorplatz des Präsidiums. Er holte tief Luft, dann wandte er sich nach links und ging die Oststraße entlang bis zu dem kleinen Kiosk auf der Ecke.
    »Eine Packung Marlboro«, sagte er atemlos, »und ein Feuerzeug.«
    Er nahm die beiden gewünschten Dinge entgegen, riss die Zellophanhülle von der Schachtel und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Dann trat er wieder auf die Straße, zündete die Zigarette an und inhalierte tief. Der Hustenanfall, der ihn daraufhin schüttelte, war

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