Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
Kollegin.«
»Maria Goeken ist auf dem Weg von Spaichingen hierher.« Ermter schaute auf seine Armbanduhr. »Müsste sie nicht bald hier sein?«
Roland stand auf. »Ich muss zu meiner Mutter ins Krankenhaus, hab immer noch mit keinem Arzt sprechen können. Ich bin aber per Handy erreichbar, falls etwas ist.«
Ermter wischte sich mit der flachen Hand über das Gesicht. »Alle anderen befassen sich mit dem Presseecho.«
»Und wo ist Oliver?«, fragte Jürgen Fischer, der plötzlich in der Tür des Besprechungszimmers stand.
»Jürgen, bist du geflogen?« Ermter sah ihn überrascht an.
»Quasi, hatte Glück, es war ziemlich frei auf der Strecke. Außerdem tat es dem Audi gut, mal ordentlich durchgepustet zu werden.«
»Oliver ist vermutlich zu Hause.« Roland griff nach seiner Jacke. »Ich habe heute Vormittag schon versucht, ihn zu erreichen, aber er ist nicht ans Telefon gegangen.«
Ermter grübelte. »Noch einen Ausfall in meiner Abteilung kann ich nicht gebrauchen. Oliver ist instabil und braucht Unterstützung. Jürgen …?«
»Ja, ich fahre zu ihm. Wollte mich eigentlich noch kurz mit Martina treffen, aber …«
»Das kannst du auch nachher noch machen.« Ermters Stimme klang merkwürdig belegt. »Bitte«, fügte er nach kurzer Pause hinzu.
Fischer sah Ermter nachdenklich an. Hier stimmt doch etwas nicht, dachte er, verdrängte dann aber den Gedanken. Vermutlich sehe ich schon Gespenster.
»Okay, ich fahre zu Oliver und schau nach dem Rechten.«
* * *
Obwohl die Hoffnung bestand, dass Maria Goeken doch noch etwas zur Aufklärung des Mordes an ihrem Schwager beitragen konnte, würde sie das Sabine kein Stück näher bringen. Jürgen Fischer fuhr sich durch die kurzen Haare, dass es knisterte. Er nahm das Handy aus der Jackentasche und drückte die Kurzwahl von Olivers Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm sein Kollege ab.
»Brackhausen.«
»Oliver, wie geht es dir?«
»Gibt es etwas Neues von Sabine?«, fragte Oliver hektisch.
»Leider nicht. Aber wir haben eine Spur. Wie geht es dir?« Zögernd blieb Fischer im Flur stehen.
»Geht so. Ich muss gleich zu Ina und Finn dort abliefern. Ich fürchte, sie macht wieder Theater, und dafür habe ich im Moment keine Nerven.«
»Ich komme zu dir und fahre mit.«
»Wirklich, das würdest du tun?«
Keine zehn Minuten später parkte Fischer vor dem Haus, in dem Oliver wohnte. Die Einfahrt war frei, und auch nach mehrmaligem Klingeln öffnete niemand.
»Verdammt«, fluchte Jürgen.
* * *
»Sobald die Dame da ist, gebt ihr mir Bescheid.« Ermter zog die Tür zu seinem Büro hinter sich zu. Er ahnte, dass die Kollegen nun verblüfft auf die geschlossene Tür starren würden, doch im Moment war er nicht bereit, sich ihren Blicken auszusetzen.
Er nahm das Telefon und wählte Sigrids Nummer.
»Hast du sie schon erreicht?«, fragte er knapp.
»Ja. Vorhin. Sie will sich nicht mit uns treffen.«
»Und warum nicht?«
»Das hat sie nicht gesagt, aber ich denke, sie hat Angst vor deiner Reaktion.«
»Soll ich versuchen, mit ihr zu sprechen?«
»Gib ihr noch ein wenig Zeit. Ist Jürgen wieder da?«
»Ja, aber er weiß es noch nicht.«
* * *
Fischer zückte sein Handy. »Wo zum Teufel bist du?«
»Ich steh vor dem Haus!«, antwortete Oliver.
Jürgen sah sich um, weit und breit war niemand zu sehen. »Willst du mich für doof verkaufen? Ich parke direkt vor deiner Haustür.«
»Vor … Jürgen, ich bin in der Dürerstraße. Ich war in Sabines Wohnung.«
»Herrgottnocheins«, fluchte Fischer, legte auf und sprang wieder in den Audi. »Das hätte er ja gleich sagen können.«
Wenig später bog er in die Dürerstraße ein. Seit die Kastanien gefällt worden waren, sah die Straße ganz anders aus. Traurig standen die Baumstümpfe am Straßenrand, die früher schattige Straße wirkte nun kahl. Sofort sah er seinen Kollegen, der, mit dem Sohn an der Hand, unruhig vor dem Haus umherlief.
»Ich konnte doch die Katze nicht die ganze Zeit alleine lassen«, sagte Oliver. »Sie nur zu füttern wäre mir grausam erschienen. Deshalb haben Finn und ich überlegt, dass wir hierbleiben.«
»Okay.« Fischer parkte den Audi, stieg dann zu Oliver ins Auto. Oliver schnallte seinen Sohn im Kindersitz fest.
»Kannst du fahren?«, fragte Fischer besorgt und sah seinen Freund an.
»Ja, ich habe gestern Abend die letzte Tablette genommen und tatsächlich auch geschlafen wie ein Stein. Ihr habt eine mögliche Spur?« Dann warf er einen Blick über die Schulter zu
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