Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
wiegte den Kopf. »Kommt darauf an. Wenn der Täter sich nicht mehr hier aufhält und wir keine DNA -Spuren finden, sieht es schlecht aus.«
Zehn Minuten später wurde Christoph Depenbrock in die vierte Etage des Polizeipräsidiums gebracht. Unter seiner Sonnenbräune war er blass, seine Augen waren gerötet, und er fuhr sich immer wieder fahrig durch die Haare.
Fischer empfand Mitleid mit ihm. Wahrscheinlich war für Depenbrock das Leben jäh zusammengebrochen.
»Haben Sie Feinde?«, fragte Ermter ihn, nachdem sie die Personalien aufgenommen hatten.
»Feinde?« Depenbrock sah ihn verwirrt an.
»Ihre Frau ist überfallen worden. Möglicherweise wurde sie ermordet.« Guido unterdrückte den Impuls, die Gummibärentüte aus der Tasche zu ziehen.
»Jutta ist die Freundlichkeit in Person. Sie versteht sich gut mit den Nachbarn, ist aktiv im Karnevalsverein und mit mir zusammen bei den Schützen. In ein paar Jahren möchten wir das Königshaus anführen …« Er vergrub verzweifelt das Gesicht in den Händen. »Das kann doch nicht alles auf einmal vorbei sein«, murmelte er. »Es ist wie ein schlechter Traum.«
»Hatte sie mit irgendjemandem in der letzten Zeit Streit?«
»Streit? Nein, nein, gewiss nicht. Sie hat für jeden ein freundliches Wort, immer einen Scherz auf den Lippen.«
Ermter machte sich eine Notiz.
Das komplette Gegenteil von Goeken, dachte Fischer. Aber irgendetwas muss Goeken und die Depenbrock verbinden. Irgendwo muss es eine Spur geben, der Mord hat einen persönlichen Hintergrund, das spüre ich.
»Kennen Sie einen Peter Goeken?«
Depenbrock dachte nach, schüttelte dann den Kopf. »Nie gehört.«
»Was machte Ihre Frau beruflich?«
»Sie war Hausfrau. Sie hatte früher in der Gastronomie gearbeitet, aber die Arbeitszeiten sind familienunfreundlich. Wir haben uns immer Kinder gewünscht, aber es hat lange nicht geklappt … und jetzt …« Er vergrub den Kopf in den Händen. »Ich kann das nicht fassen.« Ein Weinkrampf erfasste ihn.
»Noch wissen wir nicht, ob die Tote Ihre Frau ist«, versuchte Ermter, ihn zu beruhigen.
»Und wann wissen Sie das?«, schluchzte Depenbrock. »Es war jemand in der Wohnung, es wurde eingebrochen, und Jutta ist nicht da. Bitte finden Sie meine Frau«, flehte er, sackte dann wieder in sich zusammen. »Ich will meine Frau wiederhaben.«
»Ayla, bring dem Mann ein Glas Wasser«, sagte Ermter und ging an ihr vorbei in das Besprechungszimmer.
»Haben wir schon etwas von der Spurensicherung?«
»Ja, die Terrassentür wurde aufgehebelt, jemand ist gewaltsam eingedrungen. Im Haus sind Kampfspuren und auch Blutspuren. Die erste Schnellanalyse hat ergeben, dass das Blut in dieselbe Blutgruppe fällt wie das seiner Frau.« Volker schaute auf. »Es sieht schlecht für sie aus.«
»Können wir den ungefähren Zeitpunkt des Überfalls ermitteln?«
»Die Terrassentür führt zum Garten, der ist recht groß und nicht einsehbar von den Nachbarhäusern. Im Briefkasten befand sich das Sonntagsblättchen. Möglicherweise ist also schon vor Sonntag eingebrochen worden. Uta und Markus haben die Nachbarn befragt. Frau Depenbrock ist seit Freitag nicht mehr gesehen worden.«
»Was wissen wir über die Frau?«
»Sie hatte zwei Verkehrsdelikte, mehr nicht«, sagte Ayla leise. »Einmal Falschparken und einmal eine Geschwindigkeitsüberschreitung.«
»Sonst nichts?«
Ayla schüttelte bedauernd den Kopf.
»Sie hat in der Gastronomie gearbeitet«, sagte Fischer. »Vielleicht gibt es da eine Verbindung zu Goeken.«
»Das könnte eine Spur sein. Geben wir dem Mann ein wenig Zeit, sich zu beruhigen, und fragen dann noch einmal nach.«
Doch Christoph Depenbrock beruhigte sich nicht, stattdessen weinte er haltlos und hyperventilierte. Sie riefen den Arzt, der ihm ein Beruhigungsmittel spritzte.
»Für heute ist er nicht mehr vernehmungsfähig. Hat er Angehörige, die sich um ihn kümmern können? Ansonsten muss ich ihn in die Klinik einweisen.«
»Seine Schwester ist hierher unterwegs.« Ermter seufzte.
»Günther Vinkrath hat angerufen«, sagte Christiane Suttrop, »und dir das hier gefaxt.« Sie reichte ihm das Blatt von der Spurensicherung.
»Sie haben an der Terrassentür Fingerabdrücke gefunden. Die können natürlich von sonst jemandem sein, dem Ehemann, seiner Frau, einem Nachbarn, aber sie sind an einer auffälligen Stelle. Außerdem gab es noch einen zweiten dieser Fingerabdrücke im Badezimmer, zusammen mit Blutspuren. Möglicherweise haben sie auch DNA -Spuren
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