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Seidentanz

Seidentanz

Titel: Seidentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Richtung. Aber vielleicht lag es daran, daß ich ihnen nicht folgen wollte. Ich entsinne mich noch genau, wie befremdend das auf mich wirkte.
    Deswegen habe ich ein Herz für Kinder.«
    Ich lehnte das Gesicht an seine Schulter, atmete den Geruch seiner Haut ein.
    »Ich bin nicht immer sehr scharfsinnig.«
    Er lachte, und ich lachte auch.
    »Im Grunde sind wir uns sehr ähnlich.«
    »Im Grunde, ja.«
    Er streichelte mein Haar.
    »Jemand hat mal gesagt, heirate nur die Frau, die du als Freund nehmen würdest, wenn sie ein Mann wäre.«
    »Trifft das auf mich zu?«
    »Nein. Männer unter sich sind nicht lustig. Und ich will ein bißchen Spaß im Leben haben.«
    Ich hörte auf zu lachen. »Würdest du mich heiraten?«
    Die Frage war nicht geplant gewesen. Sie rutschte mir einfach so heraus. Auch er war plötzlich ernst geworden.
    »Hättest du denn Lust?«
    Ich kam mir plötzlich töricht vor.
    »Ich… ich weiß es nicht.«
    »Sehr klar ist das nicht, was du da sagst.«
    Ich sah ihm flüchtig in die Augen.
    »Ich glaube, ich möchte schon. Oder hältst du mich für verrückt?«
    Er streichelte meinen Handrücken mit dem Zeigefinger.
    »Keineswegs.«
    Ich seufzte.
    »Ob du es glaubst oder nicht, es ist das erste Mal, daß ich einem Mann einen Antrag mache. «
    Er kicherte leise. »Eine Frau in deinem Alter sollte wissen, was sie sagt oder tut.«
    »Du bringst mich ganz schön durcheinander. Vor allem, wenn du splitternackt bist.«
    Er wälzte sich auf mich, sprach leise an meinem Mund.
    »Du mich auch. Du magst mich vielleicht für naiv halten, aber ich wußte nicht, daß Liebe so sein kann.«
    Sachte und lustvoll streckte ich mich unter seinem Körper aus, machte mich ganz flach, um soviel wie möglich von seiner Haut zu berühren.
    »Und dein Vater, Kunio? Wird er das nicht merkwürdig finden, daß du eine Fremde ins Haus bringst?«
    »Aber du bist doch keine Fremde!«
    »Nein?«
    Er lächelte; wenn er schwieg, sprachen seine Augen für ihn.
    Ich schmiegte meinen Kopf in die Beuge seiner Schulter.
    »Das sehe ich wohl irgendwie ein.«
    »Dazu vergißt du eine Kleinigkeit«, sagte er. »Ich hatte schon mal eine amerikanische Frau.«
    Langsam und nachdrücklich preßte ich die Lippen auf seinen Hals, spürte die Zartheit seiner Haut, atmete ihren Geruch ein.
    Ein lustvoller Schauer durchrann ihn. Ich flüsterte rauh: »Hat sie dich auch so geküßt?«
    »Sie machte meistens die Augen zu.«
    »Hat sie deinen Eltern gefallen?«
    »Eh?«
    Sekundenlang machte er ein betroffenes Gesicht, bevor er in Gelächter ausbrach.
    »Sie haben sie nur auf einem Foto gesehen. Nein, nein, das wäre eine Katastrophe gewesen. So wie sie war…«
    Sein Lachen verschwand. Er beugte das Gesicht zu mir herunter und küßte mich.
    »Jeder macht Fehler, das ist unvermeidlich. Aber wir sollten unser Leben nicht vergeuden. Ich glaube, wir bekommen nicht zweimal die gleiche Möglichkeit geboten. «
    Ich hörte seinen Herzschlag und meinen Atem. Er sagte die Wahrheit, eine Fremde war ich nicht. Und in bezug auf alles andere hatte er auch recht.
    »Und was meine Familie betrifft«, fuhr er fort, »Hanako mag in allem eine Bestimmung sehen, und Rie wird dir sagen, daß keine vernünftige Frau freiwillig in die Ehe geht.«
    Ich zog eine Grimasse.
    »Ich bin unvernünftig genug, daß ich dich will. Offen gesagt, ich würde es bei keinem anderen riskieren.«
    »Da muß ich mich wohl geschmeichelt fühlen.«
    Er nahm meine Hand, besah sich die Handfläche und legte sie auf seine: Unsere Hände waren fast gleich groß, von gleicher Farbe und gleicher Form. Er verglich beide Hände mit einer Art von Erstaunen, bevor er kindlich auflachte.
    »Seltsam, daß wir uns so ähnlich sehen. Sogar die Hände, ne?«
    Vielleicht bilden wir uns das nur ein, dachte ich. Aber das, eben das, ist die Liebe. Unser Glück wurde ausgelöst durch die Worte heiterer Zärtlichkeit, die wir tauschten, durch das Anein-anderdrängen unserer Körper. Wir küßten uns, bis unsere Lippen pochten, tranken unsere Wärme, spürten sie durch alle Poren unserer Haut. Als er in mich eintauchte, öffnete sich mein Körper wie ein schwellender Wasserspiegel, warm, sicher und stark. In unseren Ohren wuchs das Rauschen; unsere Hüften bewegten sich im Gleichklang. Verborgen in unserem tiefsten Inneren war Traum und schwebendes Geheimnis, aber so natürlich, daß es sich kaum lohnte, darüber nachzudenken. Die Finsternis kreiste über uns, doch wir sahen unser Lächeln im Dunkeln, fühlten uns mit

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