Seifenblasen kuesst man nicht
wenn wir die Unterhaltung nicht weiter fortsetzen. Ich mache solche dummen Spielchen nicht mit. Egal, wer von beiden sich das ausgedacht hat.«
»David nicht!«
»Dann du? Jetzt enttäuschst du mich aber. Glaubst du wirklich, ich tue so, als wäre ich in David verschossen? Und er? Zwingt sich, das Gleiche zu tun? Wofür? Damit er sich bei seinem Vater einschleimen kann? Ist das abgefuckt! Ich glaube es nicht!«
»Mädchen, Mädchen!« Entsetzt hob Asta die Hände. »Du hast das völlig falsch verstanden! Ich bin die Intrigantin, sonst niemand! Ich hatte die Idee, dass David dich fragen könnte. Ich habe ihn geradezu überrumpelt damit.«
Auch das noch, dachte Coralie. Das wird ja immer peinlicher. Wer weiÃ, mit welchem Kräutertee sie ihn dazu gebracht hat, einzuwilligen.
»Du bist so anders«, fuhr Asta fort.
»So dämlich, meinst du«, korrigierte Coralie.
»Nein! Jetzt hör doch endlich mal auf, dein Licht dauernd unter den Scheffel zu stellen. David hatte ein Problem. Er wollte eben nicht mit Jasmin hin, die hat ihn aber quasi schon fest eingeplant. Da habe ich ⦠nun ja, ganz kurz am Gartenzaun in ihrer Gegenwart gesagt, er hätte doch schon meiner entzückenden kleinen Nichte versprochen, mit ihr hinzugehen.«
Schweigen. SchlieÃlich fragte Coralie, ungläubig, als ob sie sich verhört hätte: »Nichte? Welche Nichte?«
»Es tut mir so leid! Das hätte ich nie tun dürfen. Es ist mir einfach so herausgerutscht. Wie sonst hätte ich denn deine Anwesenheit bei mir erklären sollen?«
»Vielleicht mit der Wahrheit? Dass ich die Zeitungsausträgerin in seinem Ghetto bin?«
Laura räusperte sich. »Ãhm ⦠Er weià nicht, wer du bist?«
Ratlos setzte Coralie sich wieder hin.
»Oh.« Asta nutzte den kurzen Moment stiller Bestürzung, um einen Schluck Kaffee zu trinken. »Ich glaube, das hat er nicht mitbekommen. Er hat dich ja immer nur bei mir gesehen und sich wahrscheinlich gedacht, wir zwei gehören zusammen. Egal. Es war mein Fehler. Und glaube mir, selbst wenn er es wüsste, würde es ihm nichts ausmachen.«
»Bist du dir da so sicher?«
»Ja«, beantwortete Asta Coralies Frage mit fester Stimme. »Absolut. Das ist ihm völlig egal. Ihn belastet etwas anderes. Er glaubt, du bist aus irgendeinem Grund sauer auf ihn, weil du ihn für einen reichen, eingebildeten Schnösel hältst.«
»Oooch. Das ist doch gar nicht wahr«, widersprach Coralie scheinheilig.
»Doch, das tust du. Ich kann verstehen, dass du dich über ihn geärgert hast. Aber David ist anders. Ich kenne ihn von Kindesbeinen an. Ich bin fast eine Art GroÃmutter für ihn.«
»Kann es sein, dass du mit deinen pseudo-verwandtschaftlichen Beziehungen ein bisschen verschwenderisch umgehst?«
Asta schlug die Augen nieder. Sie schob ihre Tasse von sich, und für einen kurzen Moment sah es so aus, als ob sie aufstehen und gehen würde. Coralie hätte den letzten Satz gerne zurückgenommen. Nicht, weil er in ihren Augen nicht stimmte. Sondern weil sie damit etwas in Astas Herzen getroffen haben musste, das wehtat.
»Ich bin eine alte, einsame Frau.« Asta hob die Hand, als ob sie Wiederspruch schon im Ansatz ablehnen würde. »Ich habe kaum noch Freunde in meinem Alter, die meisten sind schon tot. Und neue lernt man nicht mehr kennen. Oder man fürchtet sich vor Verbindlichkeit, denn wie ist man selbst noch dazu in der Lage? Wenn man jung ist, sind Beziehungen nicht die Welt. Sie kommen und gehen. In meinem Alter gehen sie eigentlich nur noch.«
Laura sah zu Boden. Auch Coralie biss sich auf die Lippen. Sie war zu hart zu Asta gewesen. Sie hatte ja noch nicht mal eine Ahnung, wie es war, zwanzig zu sein. Schon dieses Alter kam ihr unendlich erwachsen und spieÃig vor. Siebzig, das lag jenseits ihrer Vorstellungskraft.
»Wir werden niemals Freunde sein«, fuhr Asta fort. »Das geht einfach nicht. Aber ich mag dich, und so zimmere ich mir ein Verwandtschaftsverhältnis zurecht, das ich einordnen kann. Eine Nichte darf man gernhaben, ohne etwas zu erklären oder zu verlangen. Und so ist es mir herausgerutscht. Es tut mir leid. Wenn du willst, gehe ich zu David und stelle das klar. Selbstverständlich akzeptiere ich auch, dass du nicht mit ihm ins Kino gehen willst. Es war eingebildet von mir, einfach etwas über deinen Kopf hinweg zu
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