Seifenblasen kuesst man nicht
â¦Â«
»Nein. Nein! Alles nur Gerüchte!«
»Aber â¦Â« Marions Augen leuchteten. Coralie hatte gar nicht gewusst, dass ihre Mutter ein leidenschaftlicher Fan von italienischen Schwarz-WeiÃ-Filmen war. »Was war denn dran an der Geschichte von Audrey Hepburn und Gregory Peck?«
»Gregory war ein Gentleman. In jeder Lebenslage. Weshalb es auch absolut nichts über ihn zu erzählen gibt.« Das vergnügte Leuchten in Astas Augen straften diese Aussage Lügen.
Marion rutschte näher zu Asta. »Waren Sie denn auch bei den Dreharbeiten zu Ein Herz und eine Krone dabei?«
»Ich habe sogar mitgespielt!«
»Nein!«
»Doch! Ich war eine der amerikanischen Journalistinnen ganz am Ende bei der Pressekonferenz â die übrigens fast eins zu eins in Notting Hill wieder auftauchte. â Den Film kennt ihr aber?« Sie drehte sich zu Coralie und Laura um.
Coralie nickte eifrig, hatte aber nur eine vage Ahnung, wovon die beiden da eigentlich redeten. Notting Hill â war das nicht eine dieser Schmonzetten aus dem Klassiker-Regal der Videothek, dem man sich nur in höchster Verzweiflung näherte, wenn einem ganz rührselig war?
» Notting Hill ?«, antwortete Marion mit einem kleinen Kieksen in der Stimme. »Mit Hugh Grant und Julia Roberts? Kennen Sie die etwa auch?«
»Nur flüchtig, wirklich nur flüchtig. Diese vielen neuen Remakes und diese jungen Nachwuchsstars â¦Â« Ein Knall, dieses Mal aus der Garage, erinnerte Asta daran, warum sie hier war. »Oh, das klingt aber gar nicht gut.«
»Mein Mann bringt alles wieder zum Laufen. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Coralie schaltete die Kaffeemaschine an und holte vier Becher aus dem Regal.
»Ihr Mann â¦Â« Asta warf einen Blick durchs Küchenfenster in den Hof. »Seit wann hat er diese Werkstatt schon?«
» Seit sechs Jahren. Davor war er festangestellt als Mech aniker in einer groÃen Werkstatt in Halensee. Aber er war im Herzen immer ein Schrauber.«
»Immer?«
Marion stand auf und nahm eine Dose mit Zuckerwürfeln aus dem Küchenschrank. »Immer.«
Irritiert sah Coralie zu ihrer Mutter. Es hörte sich so an, als ob sie das Gespräch sehr plötzlich beenden wollte.
»War Papa nicht auch mal bei ein paar ganz groÃen Rennen dabei?«, fragte Coralie. Die alten Heldensagen. Immer hatte sie die Augen verdreht und davon nichts hören wollen. Auf einmal kamen sie ihr aber sehr interessant vor.
»Schon möglich.« Ihre Mutter stellte die Büchse auf den Tisch, suchte dann nach Milch im Kühlschrank und tat dabei so, als ob sie sich sehr konzentrieren müsste.
»Welche Rennen denn?«, fragte Asta.
»Unwichtig. Ich habâs vergessen.«
Coralie wunderte sich. Seit wann war etwas, das mit schnellen Autos zu tun hatte, unwichtig? »Woher kennen Sie meine Tochter eigentlich?«
»Wir begegnen uns jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe. Glauben Sie mir, im Alter wird man nur deshalb einsam, weil man entgegen all seiner Gewohnheiten zum Frühaufsteher wird. Zu den Zeiten, zu denen ich heute aufstehe, bin ich in meinen guten Jahren gerade mal ins Bett gefallen. â Oh danke, meine Liebe. Keine Milch, die vertrage ich nicht mehr so gut. Gegen was man alles Intoleranzen entwickelt â¦Â«
Asta nahm die Tasse von Marion entgegen. Coralie schob ihr die Zuckerdose zu und nahm, gemeinsam mit Laura, am Tisch Platz. Die Kaffeemaschine gurgelte die letzten Tropfen Wasser auf den Filter. Marion blieb stehen. Sie nahm die Ordner unter den Arm und sah aus, als ob sie sich gar nicht weiter in das Gespräch einmischen wollte. Vielleicht fürchtete sie auch nur, dass die Rede noch einmal auf Renés Vergangenheit kommen könnte.
»Ich gehe ins Wohnzimmer. Es tut mir leid, aber der Papierkram macht sich leider nicht von alleine.«
»Sie haben viel zu tun, nicht wahr?«, fragte Asta.
Marion nickte. Die steile Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen grub sich wieder ein. »Viel Arbeit, wenig Geld. Zu uns kommen leider nur selten reiche Leute mit ihren Luxusschlitten. Wir sind eher für die da, die im Stall ihres GroÃvaters beim Ausmisten plötzlich auf einen Haufen verrostetes Blech stoÃen und davon träumen, dass da eines Tages ein Oldtimer draus werden könnte.«
Asta lächelte. »Dann retten Sie also Träume.«
DrauÃen knallte es wieder. Marion fuhr sich mit der Hand
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