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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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nicht mal ein neues Fahrrad kaufen zu können?«
    Â»Ich«, flüsterte Coralie, »ich hab geglaubt, ihr hättet nicht bemerkt, wie es mir ging.«
    René stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf sie zu. Er zog sie hoch, nahm sie in die Arme und strubbelte ihr durch die Haare. »Das haben wir, Chouchou , das haben wir. Und ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Aber den Namen Rumer will ich nie wieder in unserem Haus hören.«
    Coralie suchte nach Worten. »Und … David?«
    Â»David?« Er hielt sie auf Armeslänge von sich weg und musterte ihr Gesicht. »Ist da etwas? Sag die Wahrheit.«
    Â»Da ist nichts.«
    Â»Halte dich fern von ihm, das ist alles, was ich dazu sagen kann. Lass dir von diesen Leuten nicht den Kopf verdrehen. Ich bin einmal auf einen Rumer hereingefallen. Ich habe alles gegeben. Alles geopfert. Doch als es darum ging, mir mit einem einzigen Satz den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, da war ich für ihn auf einmal weniger als ein Nichts. Denk daran. Denk immer daran, was die Rumers uns angetan haben.«

17.
    Und Coralie dachte daran. Den ganzen Morgen, als sie sich durch die Straßen schleppte und die Zeitungen in die Briefkästen warf. Als sie in den Tannenweg einbog und an der verschlossenen Garage der Rumers vorbeikam. Als sie auf Astas Haus zuschlich wie eine Diebin, die hier nichts verloren hatte. War sie auf David hereingefallen? Er hatte sie geküsst und noch im gleichen Atemzug zugegeben, dass er das nur aus Berechnung getan hatte. Es war ein Fehler gewesen, ihm zu helfen. Wenn sie vorher gewusst hätte, wie diese Familie tickte …
    Â»Coralie?«
    Asta musste auf sie gewartet haben. In der Hand hielt sie einen Becher mit heißem, dampfendem Tee. »Ich dachte, nach so einer Nacht …« Die alte Dame brach ab und musterte ihr Gegenüber besorgt. »Was ist los?«
    Â»Ich habe nicht geschlafen. Danke.« Coralie stellte das Fahrrad kurz ab, nahm den Becher und schnupperte. Es roch nach Kräutern und irgendwie medizinisch.
    Â»Wie war es denn?«
    Â»Schön.«
    Â»David war sehr früh zu Hause. Kurz nach Mitternacht. Ich habe ihn gehört.«
    Coralie trank ein paar Schlucke. Der Tee tat gut. Sie hatte nach dem Gespräch mit ihrem Vater nicht mehr schlafen können und war für die eine Stunde wach geblieben, während Laura leise schnarchend in ihrem Bett gelegen hatte.
    Â»Wir auch, ungefähr. So gegen eins. Wir sind mit der U-Bahn gefahren.«
    Â»Und?«
    Coralie reichte Asta den Becher. »Was meinst du mit ›und‹? Der Film ist klasse. Das Essen war großartig. Und die Party hinterher auch. Tschüss, ich muss weiter.«
    Sie merkte, dass Asta ihr hinterhersah, bis sie mit der Straße fertig war und um die Ecke bog. Noch nie war ihr die Arbeit so schwergefallen. Wenn sie an den Schultag dachte, dann war das Beste, was ihr in diesem Zusammenhang noch einfiel, dass es der letzte vor den großen Ferien war. Noch zwei Wochen Zeitungen, und dann … London. Langsam, ganz langsam erhob sich aus dem wabernden Grau der Zeit ein Schild mit der Aufschrift: Ende. Du hast es geschafft.
    Am S-Bahn-Eingang klampfte wieder der junge Mann auf seiner Gitarre. The answer, my fried, is blowing in the wind …
    Sie kramte nach einem 50-Cent-Stück und warf es in seinen Hut. Er sah hoch, lächelte und hörte auf zu spielen.
    Â»Lange nicht gesehen«, sagte sie.
    Â»Ich war im Krankenhaus.«
    Er sah nicht gut aus. Blass und mager war er.
    Â»Was Schlimmes?«
    Â»Nein. Routineuntersuchung. Wie geht’s?«
    Â»Abgesehen davon, dass Bob Dylan sich im Grabe umdrehen würde, wenn er dich so hört … Warum spielst du immer dieses alte Zeug?«
    Â»Weil die Leute es hören wollen.«
    Â»Hast du nichts Eigenes?«
    Â»Doch.«
    Er rückte sein Instrument wieder zurecht. Innerlich verwünschte Coralie bereits wieder ihre Anteilnahme. Sie hörte, wie die S-Bahn einfuhr. Ihre S-Bahn, die sie jetzt verpasste. Egal. Zehn geschenkte Minuten, die bekam man auch nicht alle Tage. Sie ging in die Hocke. Seine Finger glitten über die Saiten, eine leise Melodie erklang. Sie erinnerte entfernt an alte Sagen und Märchen. Dann kam der Rhythmus dazu. Und dann seine Stimme.
    Â»Trägst dein Lächeln wie ne Rüstung
    Brauchst für Jeans nen Waffenschein
    Schießt mit Blicken wie ne Guzzi
    Doch zu Haus bist du allein.
    Stehst

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