Seifenblasen kuesst man nicht
» Access all areas «-Ausweis und ein Schreiben des Veranstalters, der sich wahnsinnig freute, sie, Coralie Mansur, auf dem Lausitz-Ring zu begrüÃen.
»Meine Einladung!«
»Ja. Offensichtlich. Es tut mir leid.«
Coralie lieà den Brief sinken. »Ich kann nicht hin.«
»Liebes, glaube mir: Wenn David will, dass du dabei bist, musst du ihm sehr viel bedeuten. Du bist die Erste, der er das erlaubt. Mehr noch: die Erste, die er wirklich und wahrhaftig an sich heranlässt an einem solchen Tag. Bitte glaube mir das.«
»Ich kann nicht!«
»Aber warum denn nicht? Redest du dir immer noch ein, nur ein Aushängeschild zu sein? Das ist nicht wahr. Auf so etwas würde David sich nie und nimmer einlassen. Ich habe doch bemerkt, wie er dich angesehen hat. Neulich, auf dem Fest.«
»Das ist unwichtig â«
»Nein!« Asta hob die Stimme, und zum ersten Mal bekam Coralie eine Vorstellung davon, welche Power diese Frau einmal gehabt haben musste. »Es ist nicht unwichtig! Und weiÃt du, warum? Weil ich David mag. Ich gebe zu, ich habe ein gewisses Defizit in verwandtschaftlichen Beziehungen. Und jetzt zu erklären, er wäre wie ein Sohn für mich, führte zu weit. Vor über zehn Jahren, als Thomas Rumer aus der Klinik entlassen wurde, stand David hier in meinem Garten. Er war sechs, höchstens sieben Jahre alt.« Asta trat ans Fenster und sah hinaus. »Er hatte den Arm voller Modellautos. Das war seine ganz groÃe Leidenschaft. Diese kleinen Flitzer, mein Gott.« Sie schüttelte den Kopf. »Er legte sie vor mir auf den Boden und sagte: âºAsta, das ist alles, was ich habe. Ich schenke sie dir, wenn du uns nicht aus dem Haus wirfst.â¹Â«
»Welches Haus?«, fragte Coralie.
»Das, in dem die Rumers bis heute leben. Es gehört mir. Mein Mann hat es damals gebaut. Er hat nie verstanden, was der Unterschied zwischen einem Haus und einem Zuhause ist.« Asta drehte sich zu ihr um. »Das war einmal ein sehr groÃes Grundstück. Wir haben es geteilt und nebenan diese Hochsicherheitsvilla gebaut, in der ich mich nie wohl gefühlt habe. Als mein Mann starb, ging ich hierher zurück und habe das Gebäude nebenan vermietet. Für die Rumers war es ideal. Sie brauchten nach dem Unglück einen Ort, an den sie sich zurückziehen konnten. Doch dann gab es Zweifel am Ablauf des Unglücks. Die Versicherung zahlte nicht. Die Rechnungen fürs Krankenhaus, den Umbau, all das ⦠David hatte Angst, auch noch den letzten Halt zu verlieren. Er wollte seine ganzen Schätze opfern. Das war der Moment, in dem der kleine Bengel zum ersten Mal mein Herz gebrochen hat.«
»HeiÃt das ⦠die Rumers sind gar keine Millionäre?«
»Für ein paar Monate sah es sehr schlecht aus.« Asta kam zurück an den Tisch und schenkte sich noch etwas Tee ein. »Dann gestand einer von Rumers Mechanikern die Schuld für den Unfall. Die Versicherung zahlte. Es dauerte, aber sie zahlte.«
»Einer ⦠von Rumers Mechanikern â¦Â«
»René Mansur. Dein Vater.«
Coralie glaubte, der FuÃboden würde wanken und die Wände tanzten Tango. Ihr war schwindelig. »Du wusstest es? Die ganze Zeit?«
»Ich wusste es in dem Moment, in dem ich in eurer Werkstatt stand.«
»Er war es nicht.«
Asta streichelte sanft über Coralies Schulter. »Das würde jede Tochter sagen.«
»Er war es nicht! Er war an diesem Tag nicht an seinem Platz! Rumer hat das Signal von jemand anderem bekommen oder sich getäuscht! Es war sein Fehler. Sein gottverdammter Fehler, dass er nicht auf den Lollipop-Mann gewartet hat!«
»Diesen Fehler wird er sich Zeit seines Lebens nicht verzeihen. Er hat seine Gesundheit, seine Lebensfreude und nicht zuletzt eine Freundschaft zerstört.«
»Aber er ist selber schuld daran!«, schrie Coralie. Tränen traten ihr in die Augen. »Mein Vater hat die Schuld von jemand anderem auf sich genommen. Er hätte auch den Mund halten können! Dann würden wir immer noch in unserem Haus leben, ich hätte nicht umziehen und alles aufgeben müssen, wir hätten nicht ewig diese Geldsorgen gehabt und nicht ewig â¦Â« Sie schluchzte. »Nicht ewig dieses Getuschel hinter dem Rücken. Wofür? Damit Thomas Rumer in seinem eigenen Gefängnis sitzt und nicht weiÃ, wohin mit seinem Geld?«
Asta seufzte. »Ich hatte gehofft, ihr beide wärt
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