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Seilschaft (German Edition)

Seilschaft (German Edition)

Titel: Seilschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Perridge , Cliff Morten
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wollte Jason nicht noch mehr aufregen. Er hatte ihren Weg geplant und bereits im ersten Morgenlicht den Gletscher in Augenschein genommen. Soweit er ihn überblicken konnte, ließ er sich gut überwinden, mit nur drei oder vier Engstellen, wo sie Spalten überqueren müssten. Der Weg war sicher, aber Jasons Angst konnte zu einer Gefahr für sie beide werden. Nico tat es bereits etwas Leid, dass er in der letzten Nacht die Schrauben so fest angezogen hatte, was Jasons Höhenangst betraf.
    «Wir werden heute gut vorwärts kommen», sagte er, als Jason zu ihm kam, eine Tasse mit dampfendem Tee in der Hand. «Das Wetter hält vorerst, obwohl mir die Wolken in der Ferne nicht gefallen. Wird haarig am Abend, aber hoffentlich sind wir dann schon raus.»
    Nico brach ab, als er Jasons gequälten Gesichtsausdruck beim Hinsetzen sah, dann wurde ihm der Grund klar, und er grinste in sich hinein, wandte sich zu seinen Sachen und packte.
    Des Neuschnees wegen musste er die Schneebrücken besonders aufmerksam prüfen. Er drehte den Eispickel in der Hand und sah Jason an.
    Der schien heute Morgen in einer eigenen Welt zu sein, aber Nico wusste aus Erfahrung, dass er oft zehn Minuten brauchte, bevor er einem intelligenten Wesen ähnelte. Jason linste ihn unter halb geschlossenen Lidern an, als ob er erwartete, dass Nico ihm befehlen würde zu strippen – oder vielleicht war das nur Nicos eigene Paranoia.
    Er stand auf und wartete auf Jason.
    Und dann waren sie draußen.
    «Ich kann nicht.» Die Angst in Jasons Stimme klang urzeitlich. Nico hatte den Eispickel quer im Eis vergraben und das Seil daran befestigt, um Jason über die Spalte zu sichern, die er selbst als Erster getestet hatte. Die Brücken hielten, er konnte das sehen, der Schnee war kompakt und dick. Woran er nichts ändern konnte, waren die Abgründe in blauschwarze Tiefen zu beiden Seiten. Jason stand wie eingefroren, ein Fuß vor dem anderen. Nico sah ihn wie hypnotisiert in den Schlund der Spalte starren. «Es ist okay, Jason. Du kannst das.»
    Auf einmal begriff Nico, dass es nur das Vertrauen zu ihm als Freund war, das Jason so weit gebracht hatte. Nur seinetwegen – weil er ihm imponieren wollte und weil er sich bedingungslos auf ihn verließ – hatte Jason den Aufstieg geschafft.
    Und selbst gestern noch, als der Zorn nach der Biwak-Nacht schon in Jason rumorte, fasste er Mut, wenn Nico ihm zusprach, und es schien, als ob in einer tieferen Schicht sein Glauben an Nico noch bestand.
    Jetzt aber war Jasons Vertrauen in seinen Grundfesten erschüttert. Er zweifelte an Nico – nicht an seiner Kompetenz, aber an der Aufrichtigkeit seiner Hilfe –, und das würde es sehr erschweren, ihn durch den Gletscher zu manövrieren.
    Jason hob langsam den Blick von der Spalte und richtete ihn auf Nico. Dabei schien seine Angst noch größer zu werden, als fürchte er Nico mehr als den Abgrund. Nico wusste, Jason hielt ihn nun für zu allem fähig. Es wäre leicht für Nico gewesen, Jason in irgendeiner Spalte verschwinden zu lassen, niemand hätte ihm je nachweisen können, dass es etwas anderes war als ein Unfall, und Jason schien mit genau dieser Möglichkeit zu rechnen. Nico dachte an die vielen Male, als Jason mit treuem Blick seine Augen suchte und, Zuversicht fassend, seine Ermunterung dankbar annahm – und dann sah er dem verstörten Mann in die Augen, der vor ihm wie vor einem Ungeheuer zurückschreckte, und es brach ihm das Herz.
    «Komm, Jason. Wir wissen beide, du kannst es.» Nicos Stimme war sanft, überredend. Jason überwand die Lähmung, die ihn erfasst hatte, und verlagerte zitternd sein Gewicht. «Ich lass dich nicht im Stich, Jason. Ich halte dich, wenn du fällst.»
    Jason schob den anderen Fuß vor.
    «Gut, Jason! Jetzt geh einfach weiter. Nicht runterschauen!» Nico fühlte einen absurden Stolz auf den Mann, als Jason tapfer seinen Weg fortsetzte, schlurfend, aber stetig gehend, als ob seine Sturheit eine höhere Ebene erreicht hätte.
    Und weiter ging es. Mit Überredungskunst, Lob und gelegentlichen Drohungen lotste Nico Jason durch den Gletscher. Jasons Selbstvertrauen wuchs, und Nico war verblüfft und gerührt, ein fröhliches Lachen zu hören. Jason strahlte ihn an, als sie sicheres Gelände erreicht hatten, und Nico lächelte zurück, erleichtert, und zog den Mann in eine schnelle Umarmung. «Gut gemacht», flüsterte er. Jason erwiderte die Umarmung kurz, bevor er gewahr wurde, was er da tat, und Nico zurückstieß.
    Nico seufzte, ging ein paar

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