Seilschaft (German Edition)
Schritte den Pfad entlang und hielt an, als er merkte, dass Jason nicht folgte.
Jason sah ihn fest an. «Ich weiß, wo wir sind. Es ist nicht allzu schwer, von hier aus zurückzuwandern.» Er verschränkte seine Arme. Nico runzelte die Stirn.
«Das Wetter kann immer noch zuschlagen, Jason, und du weißt, wie das ist. Sobald es schneit, wirst du nichts mehr sehen. Es ist besser, wir bleiben zusammen.»
Jason lachte bitter. «Besser für was ...? Für wen genau?» Er schüttelte den Kopf. «No way. Geh du zuerst, ich komme nach, aber wir gehen nicht zusammen.»
Nico knirschte mit den Zähnen. Na schön, Jason hatte so weit Recht. Es drohte keine Gefahr mehr durch Lawinen oder Spalten, auch wenn das Wetter zweifelhaft war.
Nico schulterte seinen Rucksack und ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Wenn der Idiot sich nicht vorwärts bewegte, war wohl nichts dran zu machen, und wenn sie das schlechte Wetter vermeiden wollten, zählte jeder Moment. Seine Stiefel stapften durch den Schnee, der Wind schlug manchmal seinen Kragen hoch, aber er kam problemlos voran. Wenn Jason es so wollte, schön. Sollte er doch sehen, wie er klarkam ... Nur wenn der verfluchte Idiot ein wenig zu weit östlich geriet, würde er ...
Stopp. Nicht darüber nachdenken. Jason war gut ausgerüstet. Er war kein Neuling, trotz seiner Höhenangst. Und einen Schrei würde Nico wohl hören.
Na gut, wenn er den Schrei hörte, war es vielleicht schon etwas spät ... verdammter Mist ...
Nico drehte sich um und hielt im Weitergehen Ausschau nach Jasons vertrautem rot-blauen Anorak. Sein Fuß rutschte ab. Er kämpfte vergeblich um Balance, mit einer Hand verzweifelt rudernd, die andere in seiner Jackentasche gefangen.
Ein Ruf hinter ihm – okay, wenigstens folgte ihm Jason –, dann siegte die Schwerkraft. Er fühlte einen Riss in seinem Fußgelenk, einen brennenden Stich, als hätte jemand seine Socke angezündet. Er wollte schreien, aber Schnee verschloss ihm den Mund und erstickte jeden Laut.
Scheiße, das tat weh!
«Nico», eine Hand packte seine Schulter, nicht besonders vorsichtig, und riss ihn hoch. Nico spuckte Schnee und bückte sich, griff sofort nach dem Gelenk, das ihn anbrüllte. Jason sah auf ihn herab.
«Bist du okay?» Es war die Art von Stimme, die Kinder draufhaben, wenn sie wissen, dass von ihnen erwartet wird zu sprechen, ohne dass sie es so recht wollen.
«Mein Gelenk», ächzte Nico und zwang sich, es zu untersuchen. Es fühlte sich nicht gebrochen an. Es fühlte sich allerdings auch nicht an, als ob es besonders glücklich wäre. Wahrscheinlich eine Zerrung oder ein Muskelriss, aber das war kein tröstlicher Gedanke, wenn du in den Bergen bist. Auf einmal schlug die Erkenntnis ein.
Verdammt und zur Hölle, er hatte keine Chance, die Hütte vor dem Wettereinbruch zu erreichen.
Und der Ausdruck in Jasons Gesicht sagte ihm, der andere Mann wusste das auch. Jason war still, seine Augen auf Nico, dann richtete er sie nachdenklich auf den Weg.
Nico konnte geradezu seine Gedanken lesen. Shit, das verstauchte Gelenk würde wohl nicht das schmerzhafteste Erlebnis des Tages sein. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er musste ...
«Jason», er versuchte seine Stimme ruhig und auf einer Höhe zu halten. «Ich brauche deine Hilfe, um runterzukommen.»
Lange, lange Pause. Nico wagte nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn Jason sich weigerte. Er zwang sich aufzustehen, Schnee fiel von seinen Kleidern. Er setzte zaghaft den Fuß auf. Der Schmerz und sein Gelenk führten eine laute Diskussion. Nico schloss die Augen. Er konnte humpeln, nicht mehr.
Na toll. Seine Sicherheit hing ab von einem Mann, der ihn hasste. Wenigstens würde Jason ihm nicht vorwerfen, dies geplant zu haben. Kein Mensch würde sich freiwillig in solch eine Lage begeben.
«Ja», sagte Jason langsam, als hätte er gerade erst begriffen. «Ich schätze, du brauchst mich.»
Und wieder Pause.
«Wirst du bei mir bleiben?» Nico musste Druck machen. Wenn Jason ihn alleine ließ, brauchte er jede Sekunde, die er kriegen konnte. Es war fast unmöglich, jetzt noch einen Platz zum Übernachten zu finden, und wenn er nicht erfror, konnte er nur beten, dass das Wetter es morgen gut mit ihm meinte und ein Wunder mit seinem Fuß geschah.
Jason rieb sein Kinn.
«Ach, weißt du ... ich könnte leicht die Hütte erreichen, bevor das Unwetter kommt.» Sein Ton kam leichthin, die Warnung nur im Unterton.
«Bitte, Jason», er hatte nicht jetzt schon anfangen wollen
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