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Seilschaft (German Edition)

Seilschaft (German Edition)

Titel: Seilschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Perridge , Cliff Morten
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zur Hütte schaffen konnte.
    Und die war groß genug, dass sie getrennte Zimmer haben würden. Beruhigende Aussicht.
    Nach einer Weile raffte Nico sich auf, holte seine Kamera heraus – haha, Jason hatte vergessen, sie ihm abzunehmen – und machte ein Foto.
    Es war das letzte auf dem Film.

Gipfelstürmer

    Die Dreharbeiten gingen weiter. Die Dreharbeiten gingen immer weiter. Sie beanspruchten Nicos ganzen Tag, und noch in seinen Träumen bekämpfte er Aliens, doch dann waren sie keine verkleideten Menschen, sondern echt und furchtbar, die Waffen triefend von Blut, und sie stanken, dass eine Herde galoppierender Rhinozerosse angehalten hätte.
    Sein angefangenes Gemälde verstaubte in einer Ecke.
    Der Gedichtband, an dem er gearbeitet hatte, lag seit Wochen auf dem Boden. Nico schenkte ihm höchstens Beachtung, wenn er darüber stolperte, und dann nur so viel, um ihn an eine andere Stelle zu kicken.
    Alles in allem waren es ein paar beschissene Monate.
    Jason war nach England zurückgekehrt, bald nachdem sie vom Berg heruntergekommen waren, ohne sich zu verabschieden. Nico hatte nichts anderes erwartet. Zur Hölle, selbst wenn sie wahre und aussichtsreiche Liebe dort oben in den Bergen gefunden hätten, wäre Jason nach England zurückgekehrt. Er hatte sein Leben, und es drehte sich nun nicht mehr um ihren gemeinsamen Film.
    Was noch anstand, waren die Nachdrehs. Soweit er wusste, hatten sie schon begonnen. Aber sie fanden einige Kilometer entfernt statt, und eine Begegnung mit Jason war nicht zu erwarten.
    Jason war verschwunden, ohne ein Wort mit ihm zu reden. Aber der Mistkerl hatte es irgendwie angestellt, Nicos Kamera mitgehen zu lassen, die ihn viele Jahre begleitet hatte, einsatzbereit auch da, wo teures Gerät versagte. Nico würde sie vermissen. Der Film war längst im Feuer verbrannt. Wahrscheinlich gab es ein paar Dinge, die Jason vergessen wollte, und die meisten davon waren auf diesem Film festgehalten worden.
    Fick ihn. Sollte er sehen, wo er blieb.
    Die Berge waren ferne Vergangenheit. Jasons Anschuldigungen drifteten manchmal durch sein Bewusstsein, hin und wieder erschien ein Bild von ihm in seiner Erinnerung – wenn er ehrlich war, sehr viel öfter als nur «hin und wieder» –, aber der Kerl hatte seine Rache gehabt. Was immer es sein mochte, das Jason zu verbergen hatte, er hatte lieber die Freundschaft mit Nico preisgegeben als dieses Geheimnis.
    Warum zur Hölle dachte er immer noch an ihn? Er war weg. Raus mit dem Bastard aus den Gedanken. Konzentration auf die Arbeit.
    Diesen Appell wiederholte er sich täglich. Mehrmals. Es war sein Motto.
    Nun rollte er sich auf dem Sofa zusammen und fand nicht den Antrieb, sich zu rühren.
    Es klingelte an der Tür. Klingelte. Und klingelte.
    Wahrscheinlich Silvio. Der Junge hatte herausgefunden, dass Nico tendenziell das erste Klingeln ignorierte, und konnte mit dem Finger auf der Klingel warten, bis Nico rot vor Ärger vor ihm stand.
    Nico knirschte mit den Zähnen, aber das trug nicht zur Lärmbeseitigung bei.
    Vor sich hin brummend, schwang er die Beine vom Sofa und stakste zur Tür.
    «Ja?», seufzte er, als er öffnete, dann stand er starr.
    Anscheinend hatte es geregnet, seit er vom Set zurückgekommen war. Jason stand auf der Türschwelle, sein blondes Haar dunkel vor Nässe, in Strähnen zurückgestrichen. Er hatte bloß ein T-Shirt an und zitterte leicht. Aber Nico sah nur grüne Augen, die ihn mit vorsichtiger Wachsamkeit abtasteten, unsicher, wie der Empfang sein würde.
    Lange, lange Pause.
    Noch eine lange, lange Pause.
    Jason verschob seine Position ein wenig, die Augen unablässig auf Nico gerichtet, wie um jede Sekunde darauf gefasst zu sein, einem Schlag ausweichen zu müssen. Sein T-Shirt klebte anhänglich wie Trost suchend an seiner Brust und betonte die Form seiner Muskeln. Aber er war ein Bastard, egal, wie sexy er jetzt aussah. Und der Bastard wartete darauf, dass Nico sprach.
    Nico stand unbeweglich, die Hand noch auf der Klinke. Zuletzt war es Jason, der die Stille brach.
    «Was ist ... wirst du mich reinlassen?»
    «Kommt drauf an. Gibst du mir einen guten Grund, warum ich das tun sollte? Oder erst mal einen guten Grund, warum ich diese Tür nicht lieber gleich wieder schließen sollte?»
    Jason sah die Tür an, als bemerke er ihre Existenz erst jetzt. Er hob die Brauen.
    «Ich bin überrascht, dass du das nicht schon getan hast. Ich will reden, Nico. Nur reden.» Jason suchte in Nicos Augen nach einem Zeichen von Milde, das

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