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Seilschaft (German Edition)

Seilschaft (German Edition)

Titel: Seilschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Perridge , Cliff Morten
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nicht da war. Keine Chance. Die Gelegenheit zum Reden war verpasst, sie hatten sich für andere Aktivitäten entschieden. Es gab keinen Rückspulknopf in der Realität.
    Nico fand es selbst rätselhaft, dass die Tür offen blieb.
    «Was ist, wenn ich nicht reden will?», fragte Nico langsam. Jason fing an zu grinsen und hörte sofort damit auf, als er Nicos Stirnrunzeln sah. Bloß nicht dieses verdammte Grinsen.
    «Ich dachte, du magst das. Reden», sagte Jason achselzuckend, aber seine Augen blinzelten nervös. «Die Dinge klären.»
    «Die Dinge sind geklärt, Jason. Du hast mich gefickt und dich verpisst. Ende der Geschichte. Sicher, dazwischen gab es einige Komplikationen, aber was sind schon ein paar Vergewaltigungen unter Freunden, eh?» Nico hörte seine eigene Stimme nicht. War sie weniger harsch und hart als der Fels, an dem ihre Freundschaft zerschmettert war?
    Jason trat unruhig von einem Fuß auf den andern. Zum ersten Mal verließ sein Blick Nicos Gesicht, er stand da wie ein ausgeschimpfter Hund, unfähig, Augenkontakt zu halten. Nico sah ihn unverwandt an und empfand eine leichte Genugtuung dabei, Jason so zu sehen. Aber nicht genug, um ihn eintreten zu lassen.
    Doch zu seinem eigenen Erstaunen blieb die Tür immer noch offen.
    «Ich ...», fing Jason an, brach wieder ab. Wasser tropfte seine Gesichtszüge entlang. Auf einmal sah Nico, wie groß die Pfütze war, die sich unter Jason bereits gebildet hatte, wie völlig durchnässt der Mann war. Das musste extrem ungemütlich sein.
    Gut.
    «Du ...?», fragte Nico höflich. Jason biss die Zähne zusammen und studierte den Boden noch etwas eindringlicher. Nico wartete geduldig.
    «Nico, es tut mir Leid. Ich habe mich sehr schlecht verhalten.» Es kam in einem Rutsch heraus, fast wie ein kindliches Schuldbekenntnis. Nico legte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn nachdenklich und irritiert. Kleine Risse bildeten sich in seinem harten Zorn, als Jason ihn nun fragend ansah und Nico diesen ängstlichen, schuldbewussten Blick auffing.
    Nico befeuchtete seine Lippen, bevor er sprach. «Weiß ich. Ich war dabei. Ich war der Kerl, den du schlecht behandelt hast.»
    Jasons Temperament regte sich wieder. «Ich wollte dir sagen, dass es mir Leid tut. Hätte mich nicht darum kümmern sollen, wie? Was war es für dich, ein schneller Fick?»
    «Was?» Nico hatte plötzlich Schwierigkeiten, der Konversation zu folgen.
    Und da war er wieder, der aufgeregte, verlegene und immer noch leicht ärgerliche Jason – wie er ihn kannte.
    «Tut mir Leid», murmelte Jason hastig, und das Blitzen in seinen Augen erstarb.
    Der Blonde wartete auf Nicos Antwort. Tropf. Tropf. Tropf. Nico sah, der Mann war darauf gefasst, dass die Höllenhunde aus dem Wohnzimmer stürmten und sich auf ihn stürzten. Sah, wie die vormals stolzen und trotzigen Augen flirrten, unfähig, den Blick länger als Sekunden auf ein Ziel zu richten. Sah, wie Jasons Hand zur Faust geballt war, die Knöchel weiß. Und sah das Zittern.
    «Komm rein», seufzte er und trat von der Tür zurück.
    Einen Moment tat Jason gar nichts. Er blinzelte zu Nico, als befürchte er einen Scherz, dann sah er ungläubig in den Flur und zurück auf Nico.
    «Danke.» Jason trat in den Flur, als wäre er nie zuvor in Nicos Haus gewesen. Ein dunkler Fleck entstand unter ihm. Er blieb stehen und wartete auf Anweisung.
    «Warum hast du keine Regenjacke angezogen?»
    «Ich habe nicht auf das Wetter geachtet. Hatte andere Dinge im Kopf.»
    Nico runzelte die Stirn.
    «Danke, dass du mich reingelassen hast.»
    Nico verschränkte die Arme vor der Brust. «Nur damit ich nicht erklären muss, warum der Retter der Galaxis auf meiner Türschwelle den Erkältungstod starb.»
    «Meine Nachdrehs sind beendet. Du kannst mich unbesorgt umbringen, ohne das Studio zu verärgern. Sie wären dir dankbar. Noch mehr Medienrummel um den Film.»
    «Also bist du hier, um zu sterben?», schnaubte Nico spöttisch. Der Spott verging ihm, als Jason ihn mit einem Ausdruck ansah, als ob Nico mit der Bemerkung einen gewissen Grad an Wahrheit erreicht hätte. Plötzlich fühlte Nico sich sehr, sehr schwach.
    «Warum bist du hier?», fragte er leise.
    «Um mich zu entschuldigen.» Jasons Blick war fest. Es war der Ausdruck eines Menschen, der sich zu einem Weg entschlossen hatte und ihn gehen würde, ohne Rücksicht auf Kosten und Konsequenzen. Ave Caesar, morituri te salutant.
    Nico drehte sich um und ging zur Küche. Er brauchte etwas Warmes zu trinken.
    «Kommst

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