Seilschaft (German Edition)
es ist eine Liebesgabe mit Widmung an mich?»
«Ja, klar. Was sonst?»
«Jason, pass mal auf: Dieses Feuerzeug war ein Geschenk eines weiblichen Fans an Silvio. Kurz nachdem wir vom Berg zurück waren, fragte er mich, ob ich es versehentlich eingesteckt hätte, weil er meines hatte. Wir hatten sie in einer Kneipe zufällig verwechselt. Bis er mich danach fragte, war mir das Teil nicht einmal aufgefallen. Jason!» Er fuchtelte vor Jasons stierem Blick herum. «Begreifst du, was ich sage? Das Mädchen schrieb: Ich liebe dich, Silvio!» Nico rüttelte ihn. Jason sah so schafsähnlich aus, dass Nico sich fragte, ob er die Zusammenhänge noch einmal erklären musste.
«Du hast also nicht mit ihm geschlafen?»
«Nein, Herrgottverdammtnochmal! – Und jetzt kannst du mir mal sagen, Jason, warum hast du mich nicht darauf angesprochen? Mich zur Rede gestellt, wie man das normalerweise in solchen Fällen macht, wenn du schon auf diese absurde Idee kommst?»
«Wollte ich erst ... aber weißt du noch, was du an dem Morgen als Erstes gesagt hast, als du aus dem Biwak kamst?»
«Nein!», rief Nico verzweifelt. Gott, welche Bedeutung konnte ein Spruch haben, den er verschlafen vor sich hin gemurmelt haben mochte?
«Du sagtest: ‹Mann, tut mir der Arsch weh ... jetzt weiß ich, wie Silvio sich nach unserer Klettertour gefühlt haben muss.›» Jason starrte Nico Rechenschaft fordernd an.
«Ja, Mann, mir tat der Arsch weh ... was denkst du, ich halte üblicherweise nicht hin, normalerweise bin ich der, der ...»
«Sag mal, stellst du dich blöd?» Jason schrie fast. «Es geht hier darum, dass du mir zu verstehen gegeben hast, dass du dieselbe Nummer mit Silvio abgezogen hast ...»
«Hä?» Nico war fassungslos. «Silvio hatte Schmerzen, weil er auf den Arsch gefallen ist! Bestimmt nicht, weil ich ihn gefickt habe! Er ist auf dem Abstieg hingefallen, mit dem Hintern auf spitze Steine ... Das musst du doch mitgekriegt haben! Am Set wurde zwei Wochen lang über nichts anderes geredet, weil sein Arsch so blau und grün marmoriert war, dass der Dreh für seine Nacktszene verschoben werden musste ...»
Jason zwinkerte zweimal verblüfft. «Oh Gott, bin ich blöd ...»
Wenn es etwas gab, das Nico zum Glauben an höhere Mächte verleiten konnte, dann war es die Bösartigkeit des Zufalls – die tückische Koinzidenz von Kleinigkeiten, die eine Katastrophe auslösen konnte und einen zweifeln ließ, ob das wirklich noch Zufall war.
«Trotzdem hättest du mich darauf ansprechen sollen ...», sagte Nico kläglich.
«Damit du dir ins Fäustchen lachst, wenn du siehst, wie viel es mir ausmacht? Dir auch noch zeigen, wie verletzt ich war? Das ist das Letzte, was ich getan hätte.» Jason verzog das Gesicht in zornigem Trotz. «Ich kam mir so verarscht vor, Nico. Ich begriff nicht, wie du es so weit kommen lassen konntest zwischen uns, wenn du mit ihm zusammen warst. Du musstest doch wissen, dass es mir ernst war. Und dann auch noch auf dieselbe Tour aufgerissen zu werden wie dieser kleine Wichser ... Ich dachte, du hast mich getäuscht und reingelegt. Also beschloss ich, dir auch wehzutun – wie’s weiterging, weißt du ... es ist ein bisschen entgleist ...»
Nico rang nach Worten.
«Du blöder, sturer Bastard ...»
«Dumm gelaufen», meinte Jason kleinlaut.
«Dumm gelaufen?» Nicos Stimme überschlug sich fast, hysterisch schrill. «Wir quälen uns gegenseitig bis aufs Blut, wir jagen uns Todesangst ein, wir leiden monatelang getrennt voneinander, und alles wegen eines beschissenen Feuerzeugs und eines dummen Spruchs? – Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist, Jason.»
Jason saß mit gesenktem Kopf. Zuletzt lächelte er dünn: «Dämliche Silvio-Fans. Wissen die, wie viel Schaden sie anrichten?»
«Idiot», sagte Nico, aber zum ersten Mal lächelten beide.
«Als du herkamst, dachtest du immer noch, ich habe was mit Silvio?», fragte Nico nach.
«Ich hatte mehrfach gehört, dass er jetzt eine Freundin hat. Aber ich war immer noch überzeugt, dass er vorher dein Lover war.»
«Und wenn du nicht von einer Freundin gelesen und gehört hättest und geglaubt hättest, wir sind noch ein Paar ... wärst du je gekommen?»
«Ja, Nico. Ich wusste, dass ich zu dir gehen würde, als ich zum ersten Mal das Foto von dem Felsblock sah.» Er schwieg eine Weile, offenbar in Erinnerung an seine Gedanken beim Betrachten dieses Fotos. «Du würdest eine Menge für mich tun, nicht wahr? Ich habe eine Weile gebraucht, um das auf die Reihe zu
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