Seilschaft (German Edition)
kriegen.»
«Und jetzt bist du so weit?» Nico war nicht sicher, was er da hörte. Er war auch nicht sicher, was er vor sich sah. Nervös war nicht ganz das richtige Wort für Jasons Gesichtsausdruck, eher schon fast scheu. Scheu? Oh Mann ...
«Na ja ... ich dachte, vielleicht kannst du mir geben, was ich vermisst habe ...» Das kam sehr weich und sanft, dennoch zielgerichtet.
Nico starrte ihn an, bis er seine Stimme gefunden hatte, die kürzlich ihr Volumen eingebüßt haben musste.
«Und was genau vermisst du?», fragte er heiser. «Einen Freund?»
Jason beobachtete ihn. Die Stille schwoll an, als ob die Antworten bald aus ihr herausplatzen würden. Oh nein. Da musste was schief gelaufen sein. Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatten, nicht nachdem sie sich gegenseitig in Stücke gerissen hatten. Es konnte doch nicht die Idee einer Partnerschaft vor der Tür stehen. Das Schicksal konnte nicht so grausam sein.
Oder doch.
«Also was, Jason», Nico musste seine Stimme schon wieder aus weiter Entfernung heranholen. «Freundschaft? Zuneigung, Romanze? Ein schneller Fick?»
«Nico, wofür hältst du mich? Sicher, von all dem etwas, aber noch sehr viel mehr ... und für lange ... Aber vor allem will ich niemanden, der unter mir liegt und mir schöne Augen macht und alles tut, was ich will. Ich will jemanden, der ein bisschen gefährlicher ist ...»
«Gefährlich?», echote Nico. Jason suchte nach Worten.
«Ich mag Herausforderungen. Und ich mag, gelegentlich ...», Jason prüfte unsicher Nicos Miene, wie ängstlich besorgt über die mögliche Reaktion, «verlieren.»
Verlieren? Nico musterte Jason intensiver und versuchte, sich den selbstbewussten Mann als unterwürfigen Geliebten vorzustellen, der sich seinem Willen beugte. Oder eher nicht, wenn er sich diese Augen ansah. Alles hatte seinen Preis, und Jason im Bett zu besiegen würde viel Anstrengung kosten.
«Stellen wir das jetzt mal klar. Du willst mich als ... was, deinen Liebhaber?»
«Na ja, als mein Hausmädchen nicht.» Jason grinste schon wieder lässig. Das verging ihm, als Nico ihn hart ansah.
«Ich bin kein Spielzeug, das du dir greifen und wieder weglegen kannst, wie es dir in den Sinn kommt, Jason», knurrte er.
Jasons Lächeln war völlig gewichen.
«Du willst nicht?» Dünn wie die Stimme eines Käfers. Ein verlorener Ausdruck lag in seinen Zügen, den Nico verzweifelt zu ignorieren versuchte.
«Das sage ich nicht», brummte Nico und versuchte die erotischen Träume, die er monatelang um Jason gesponnen hatte, in die hinteren Regionen seines Hirns zu verbannen. Es gab keinen Zweifel, dass er den arroganten Blonden immer noch begehrte, keine Frage, dass er ihn gerne ficken würde ... keine Frage, dass sein Glied bei der Vorstellung zuckte, diese goldene Haut unter seiner Hand zu spüren ...
Ja, er wollte es. Ohne Überlegung, ohne Einschränkung. Er wollte es.
Und dann dachte er an seine Qualen. Trotz Jasons Rache hatte Nico sich einen verdammten Monat und mehr mit Schuldgefühlen herumgeschlagen, weil er Jason zuerst in kompromittierende Posen gezwungen und unterworfen hatte. Einen Monat nagender Gewissensbisse, bis dieser Kerl hereinschneite und zugab ...
«Bevor du durchdrehst, Nico», fing Jason an, und es war klar, dass er sich bei Nicos Gesichtsausdruck unwohl zu fühlen begann. «Ich habe das noch nie vorher gemacht. Du weißt schon. Unterliegen. Normalerweise verliere ich nicht», sagte er leise.
«Dann, warum ...?», fragte Nico fast verzweifelt.
«Das warst du! In dieser verdammten Hütte. Vorher war ich glücklich und zufrieden. Du, mit deiner Kamera und deinem Gürtel ... du befiehlst über mich, du erniedrigst mich ... sollte mich das erregen?» Er hob die Stimme in Selbstanklage, sprach plötzlich leise weiter, als erschrecke ihn die Erkenntnis: «... nur weil du es bist ... weil du es bist, der das mit mir tut ...», und dann brach es aus ihm heraus: «Wie kann mich das nur erregen? Es ist falsch!»
Jason hielt inne, und Nico weidete sich am Anblick der Verärgerung und Frustration. Das war der wirkliche Jason. Verwirrt, offensichtlich. Wütend, definitiv. Und zugleich ein wenig, nur ein wenig, in Angst ...
Nico lächelte in grimmigem Triumph.
«Ins Bett.»
Sein erster Befehl, auf den weitere folgen sollten ...
Nico konnte sich nicht erinnern, wie sie ins Schlafzimmer gelangt waren, aber sie mussten den Weg irgendwie zurückgelegt haben. Er küsste Jason, sobald sie durch die Tür waren, und es war keine Spur
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