Sein Anteil
herrlich!«
Willem konnte der Versuchung nicht widerstehen, robbte sich durch das große Bett und stieg in die Wanne, die spielend beiden Platz bot.
»Soll ich dir etwas anderes bestellen?«
Pia wollte schon zum Telefon greifen, das ebenfalls auf dem Tisch stand.
»Ach, nein, nichts. Ich bin nicht hungrig, vielleicht später.«
Er nahm sich nur eine Erdbeere und streckte sich aus.
Pia spielte mit ihrem Fuß zwischen seinen Beinen. Es war angenehm. Willem schloss die Augen, tauchte tiefer in das weiche warme Wasser ein und gab sich ganz einer trägen Lust und einem süßen Rest von Schläfrigkeit hin.
Seine Gedanken wanderten zu Anne-Marie und Anne-Marie zu ihm in seine Gedanken. Sie schritt langsam über eine noch feuchte Wiese direkt auf ihn zu. Das lange offene Haar war völlig durchnässt, ebenso ihr weißes Tennishemd, das auf ihren mädchenhaften Brüsten klebte. Auf ihrer bronzefarbenen Haut schimmerten verführerisch letzte Regentropfen. Ihre grünen Augen, ihre roten Lippen, ihre wie Perlen weiße Zähne – alles an ihr strahlte. Sie kam näher, streckte ihre schlanken Arme nach ihm aus, und Willem versuchte sie zu fassen. Doch Pia stupste Willem empfindlich mit dem Fuß.
»Hast du noch Zigaretten?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht sind noch welche in meiner Tasche.«
Schlagartig hatte Pia ihm seine Stimmung verdorben.
»Ach, lass! Ich werde welche bestellen. Brauchen wir sonst noch was?«
Auch Pias Stimmung war umgeschlagen.
»Du könntest nach Zeitungen fragen, die ›Times‹, ›Sun‹, einfach alles, was sie da haben.«
Pia telefonierte, und fünf Minuten später klopfte es an der Tür. Ein Zimmerkellner brachte einen Stapel Zeitungen und ein kleines Silbertablett mit einer geöffneten Packung Zigaretten.
»Wo darf ich die Sachen ablegen?«
»Einfach hier auf den Tisch«, sagte Pia recht rüde.
»Vielen Dank!«, sagte Willem.
Ohne eine Miene zu verziehen, verschwand der Kellner aus dem Zimmer.
Die »Mail« stellte in einem Leitartikel ihren Lesern die Frage: »Ist Henry Hewitt ein Held?«
Langatmig drückte der Verfasser sein Bedauern aus, dass ein angesehener Bürger wie der Kunst- und Antiquitätenhändler Henry Hewitt das Opfer eines kaltblütigen Verbrechens geworden war, und zeigte drei Absätze lang Verständnis dafür, dass der vorbildliche Vater Henry Hewitt selbst in größter Not, nämlich als man ihm seine Tochter, das ihm Liebste und Teuerste, entführte, sich nicht den britischen Sicherheitsbehörden anvertraute, sondern sich selbst mutig den Verbrechern entgegenstellte. Schuld an Hewitts Tod aber hätten nicht nur seine brutalen Killer, sondern auch die Polizei, die im Kampf gegen das Verbrechen längst den Rückzug angetreten habe, wofür die politische Verantwortung letztlich der Innenminister, überhaupt die ganze Regierung, trage, die den Sicherheitskräften die immer wieder angemahnte materielle und moralische Unterstützung verweigere.
Willem lächelte. Er dachte an seine Zeit als Journalist zurück. Damals hatte er ähnlichen Unsinn massenhaft zu Papier gebracht.
»Times« und »Guardian« berichteten, dass mindestens zwei Täter an der Entführung beteiligt gewesen seien. Einer davon sei mehr als einen Meter fünfundneunzig groß und stabil und habe Jeans und eine schwarze Lederjacke getragen. Es war von zwei Tätern die Rede, fiel Willem auf, nicht von einem Mann und einer Frau. Die Personenbeschreibung stützte sich ganz offensichtlich auf eine Aussage Anne-Maries, ebenso wie die Information, dass in jedem Fall einer der Entführer einen osteuropäischen Akzent habe. Das Lösegeld wurde immer noch nicht erwähnt, nur dass »fieberhaft« nach einem weißen Lieferwagen vom Typ Ford Escort gefahndet werde.
Anne-Marie hatte sich wahrscheinlich in der Automarke geirrt, als ihr die Polizei Fotos verschiedener Modelle vorlegte. Willem dachte, dass ihm wahrscheinlich der gleiche Fehler passiert wäre. Über dem Artikel der »Times« stand: »Polizei ist Hewitts Mördern auf der Spur«, der im »Guardian« trug die Überschrift: »Noch keine heiße Spur im Fall Hewitt«.
Über einen grauenhaften Leichenfund auf Londons Schienennetz konnte Willem in keiner Zeitung etwas entdecken.
Dafür war es auch noch zu früh. Willem ging davon aus, dass Londons große Lokalzeitung, der »Evening Standard«, frühestens in seiner Nachmittagsausgabe dazu eine Meldung bringen könnte, falls ihm der fast alltägliche Vorfall eine Meldung wert wäre.
»Und? Steht etwas Besonders
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