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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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und balancierte nach vorn zu ihm.
    »Alles in Ordnung?«, sagte er, lauter als nötig.
    »Geht bald wieder – ich fühl mich schon besser.«
    Reeve kauerte neben ihm und hielt den Kopf so, als würde er seinem Freund ins Gesicht sehen. Tatsächlich aber musterte er durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille den Garten, in dem der Mann und der Hund nach wie vor spielten. Jetzt kam ein anderer Hund um die Ecke des Hauses getrottet und schnüffelte dabei im Gras. Als er sah, dass ein Spiel im Gang war, galoppierte er hinunter zum Rasen. Der erste Hund wirkte nicht allzu erfreut, und sie gingen beide aufeinander los und schnappten sich gegenseitig nach der Schnauze, bis der Mann mit dem Ball einen Befehl bellte.
    »Platz!«
    Und sie legten sich beide vor ihm hin.
    Der Mann auf dem Deck beobachtete noch immer das Boot. Er hatte kein Wort gesagt, hatte angesichts des unerwarteten Treibguts nicht einmal die Nase gerümpft. Reeve klopfte Duhart auf den Rücken, ging dann zurück zum Heck und warf den Außenbordmotor wieder an. Er entschied, dass er jetzt eine Ausrede zum Umkehren hatte, also wendete er und brachte das Boot dadurch näher ans Ufer, wo die zwei Hunde inzwischen miteinander spielten.
    »He«, rief der Mann mit den Hunden seinem Freund zu, »du bist diesmal dran nachzusehen, ob Blood vorm Haus auf den Rasen geschissen hat!«
    Das war die Bestätigung, die Reeve gebraucht hatte. Die zwei Männer waren keine Eigentümer – sie waren nicht einmal Gäste -, sondern Wachleute, gemietete Aufpasser. Kein anderes Anwesen wies, soweit er hatte sehen können, derartige Schutzvorkehrungen auf. Allerdyce war ihm als ein Mann geschildert worden, der größten Wert auf seine Privatsphäre legte, ja geradezu als ein Zwangsneurotiker – genau die Sorte Mensch, die sich Security-Männer und Wachhunde und vielleicht sogar noch mehr als das zulegte. Reeve musterte unauffällig den Rasen, konnte aber nichts entdecken, keine Stolperdrähte oder Kameras. Was natürlich nicht bedeutete, dass keine da waren. Er konnte es nicht erklären, aber er hatte das Gefühl, Allerdyce’ Haus gefunden zu haben.
    Er zählte die anderen Villen, die zwischen Allerdyce’ Haus und dem Ende des bebauten Geländes lagen. Es waren fünf. Wenn sie mit dem Auto aus Alexandria kamen, würden sie an fünf Toreinfahrten vorbeikommen. Das sechste Tor würde das des Chefs von Alliance Investigative sein.
    Reeve freute sich schon darauf, ihn kennen zu lernen.
    Sie tuckerten zurück zum Bootsklub, stiegen ins Auto und fuhren wieder in die Richtung von Allerdyce’ Haus. Duhart hatte nicht viel gesagt; er sah noch immer ein bisschen grau um die Nase aus. Reeve zählte die Häuser ab und forderte ihn dann auf zu halten. Neben dem Tor war eine Gegensprechanlage montiert und darüber eine Videokamera. Hinter dem Gittertor trottete ein Kampfhund vorüber. Die Steinmauern zu beiden Seiten des Tores waren hoch, aber nicht unüberwindlich. Auf der Mauerkrone war nichts zu sehen, weder Stacheldraht noch Glasscherben, noch Dornen, und das verriet Reeve eine ganze Menge.
    »Kein Mensch würde die ganzen Sicherheitsvorkehrungen treffen, die wir gesehen haben, und dann die Mauer rings um das Haus ungeschützt lassen.«
    »Also?«
    »Also muss es irgendwelche Sensoren geben.«
    »Es gibt die Hunde.«
    Reeve nickte. »Es gibt die Hunde«, pflichtete er ihm bei. Aber wenn die Hunde nicht unterwegs waren, dann würde es andere, weniger erkennbare, schwerer zu bewältigende Schutzmaßnahmen geben. »Ich hoffe bloß, die sind rund um die Uhr draußen«, sagte er.
     
    Das Schlauchboot war groß genug, um einen ausgewachsenen Mann zu tragen, und dazu preiswert.
    In dieser Nacht fuhr Duhart Reeve zum Piscataway Park, am Potomac, gegenüber von Mount Vernon.
    »Einerseits würde ich gern mitkommen«, flüsterte Duhart, als sie am Wasser standen.
    »Andererseits ist mir lieber«, sagte Reeve. Er war ganz in Schwarz – Kleidung, Sturmhaube und dazu die Gesichtsfarbe, die er in Waynes Laden gekauft hatte -, aber weniger zu seiner Tarnung als vielmehr wegen der Wirkung, die sein Aussehen vermutlich auf Allerdyce haben würde. Und auf jeden anderen. Er brauchte jetzt nur über den Fluss und dann knapp anderthalb Kilometer stromaufwärts zu paddeln – lautlos, im Schutz der Dunkelheit, ohne etwas, das ihn hätte verraten können. Er hoffte, es waren keine Gartenpartys im Gange, keine mitternächtlichen Umtrünke auf den Sonnendecks. Er hoffte, es war auf dem Potomac zu dieser

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