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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Duhart nickte. »Warum können wir dann nicht einfach dran vorbeikreuzen ? Ich meine, im wörtlichen Sinne.«
    Duhart riss die Augen auf. »Sie meinen, mit einem Boot?«
    »Warum nicht?«
    »Abgesehen von ein paar Fähren, bin ich mein Leben lang noch nicht einem Boot gewesen.«
    »Ich bin viel Boot gefahren. Ich bring’s Ihnen bei.«
    Duhart guckte skeptisch.
    »Das wäre einen Versuch wert«, sagte Reeve. »Außerdem bezahle ich, schon vergessen?«
    Was für Eddie Duhart ein mehr als überzeugendes Argument war.
     
    Am nächsten Tag fuhren sie auf dem Weg zur Bootsvermietung am Watergate Hotel vorbei. Die »Bootsvermietung« war in Wirklichkeit ein Klub und vermietete eigentlich nicht, aber Eddie hatte Geld unter der Hand versprochen, und das Boot würde schon nach ein paar Stunden wieder da sein. Der Eigentümer wollte außerdem eine Kaution, und die musste man noch aushandeln. Aber schließlich war man sich einig. Sie hatten ihr Boot.
    Es war ein Zweisitzer mit Außenbordmotor, allerdings keinem besonders starken. Direkt nebenan gab es einen Ruderklub, und Reeve befürchtete schon, von Ruderern überholt zu werden. Sie hatten sich eine gute Karte besorgt, der sie entnehmen konnten, dass sie nicht ganz 25 Kilometer von Mount Vernon entfernt waren. Laut Duhart würden sie aber Jeffrey Allerdyce’ Haus schon vorher erreichen. Die Frage, wie sie das Haus als solches erkennen würden, hatten beide nicht angeschnitten. Reeve vertraute seinem Instinkt. Und zumindest taten sie etwas. Er hatte nichts gegen Observieren, wenn es etwas zu observieren gab, aber bislang hatten sie nur Löcher in die Luft gestarrt.
    Es war ein schöner Tag mit grellem Sonnenschein und hoch dahinjagenden Wolkenfetzen. Während sie stromabwärts den Potomac entlangtuckerten, wehte ihnen eine steife Brise in den Rücken. Alexandria zog rechts an ihnen vorbei, und Duhart meinte, sie würden bald den Distrikt erreichen, in dem sich das Anwesen von All erdyce befand. Reeve hatte ein kleines, mit grünem Gummi bezogenes Fernglas dabei. Es war unauffällig, aber leistungsstark. Es war nicht billig gewesen, aber wie Wayne erklärt hatte, gehörte es bei der Marine zur Standardausrüstung. Reeve ließ es an seinem Nacken baumeln, während er das Boot steuerte und von Zeit zu Zeit den Schubhebel bediente, um den Motor ein bisschen auf Touren zu bringen. Heute trug er wieder seine Touristenkluft, ergänzt durch eine Sonnenbrille, die er im Flugzeug gekauft hatte, und einen weißen Segler-Schlapphut, den er sich vom Bootseigner ausgeliehen hatte.
    Nachdem sie Alexandria hinter sich gelassen hatten, ging Reeve vom Gas. »Vergessen Sie nicht«, sagte er, »wir haben zwei Versuche, also nicht nervös werden. Tun Sie so, als seien Sie entspannt.«
    Duhart nickte. Der Wind hatte sich gedreht und ließ jetzt das Boot ein bisschen schaukeln. Duhart war nicht direkt grün im Gesicht, aber er redete nicht viel, als konzentrierte er sich ausschließlich aufs Atmen.
    Sie erreichten eine Reihe von zwei- und dreigeschossigen, palastartigen Villen, mit Säulen und Portiken, Pavillons und Landungsstegen. Die meisten von diesen trugen Schilder, die höflich das Anlegen verboten. Reeve sah auf den Rasen rechteckige schwarze Bogenlampen – die, wie er vermutete, durch Bewegungssensoren aktiviert wurden. Er sah einen älteren Mann einen Rasenmäher über einen Rasen schieben, der so glatt wie ein Billardtuch war. Duhart schüttelte den Kopf, um ihm – als ob es nötig gewesen wäre – zu verstehen zu geben, dass das nicht Allerdyce war.
    Auf einem der hölzernen Sonnendecks faulenzte ein Mann, die Füße auf einem Hocker, auf der Armlehne seines Liegestuhls einen Drink. Auf dem manikürten Rasen hinter ihm jagte ein großer Hund einen zerlöcherten roten Ball, den ein anderer Mann warf. Der Hund schnappte zu und schüttelte den Ball heftig hin und her – die altbekannte Genickbrechtechnik. Reeve winkte dem Mann auf dem Deck fröhlich zu. Der Mann winkte mit drei Fingern zurück, während Daumen und Zeigefinger weiter das Glas festhielten – eine sehr herablassende Geste. Ich bin hier oben, sagte er damit, da, wo du nie sein wirst.
    Was Reeve allerdings bezweifelte.
    Er beobachtete noch immer die zwei Männer und den Hund, als Duhart kotzte.
    Es kam rosa und halbverdaut hoch: ein halbes Baguette Spezial und eine Dose Cherry Coke. Der Gegenwert von $ 3,49 dümpelte jetzt auf der Wasseroberfläche, während Duhart die Stirn auf die Bordwand legte. Reeve stoppte den Motor

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