Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)
die Stirn und schüttelte den Kopf. »Dauert aber nur zwei Sekunden, das zu checken.« Er zog ein Handy aus der Tasche. »Sie wissen nicht zufällig die Nummer der Alliance?«
Reeve sagte sie ihm auf. Duhart drückte ein paar Tasten und trank einen weiteren Schluck Kaffee.
»Mhm, ja«, sagte er schließlich, »Mr. Dulwaters Büro, bitte.« Während er zuhörte, starrte er Reeve an. »Ach, wirklich? Nein, keine Nachricht, danke, Ma’am.« Er beendete das Gespräch und steckte das Handy wieder ein.
»Und?«, fragte Reeve.
»Scheint heute nicht im Haus zu sein.«
»Aber er arbeitet dort?«
»O ja, er arbeitet dort. Und sie hat mir noch was gesagt.«
»Nämlich?«
»Der Name spricht sich offenbar Doo-latter aus.«
»Ich möchte Sie gern etwas fragen«, sagte Reeve, nachdem ihr zweiter Kaffee – nebst einem Stück Apfelkuchen für Duhart – gekommen war.
»Schießen Sie los.«
»Angenommen, Alliance möchte, dass in Übersee ein bestimmter Job erledigt wird. Angenommen, sie heuern zwei Privatdetektive von einer europäischen Firma für eine Observation an.«
»M-hm.« Duhart schaufelte sich Kuchen in den Mund.
»Schön, wer hätte die Befugnis, eine solche Operation anzuordnen?«
Duhart dachte nach, während er den Kuchen mit einem Schluck sauren schwarzen Kaffee hinunterspülte. »Ich verstehe Ihre Frage«, sagte er. »Ich könnte Ihnen allerdings nur eine Vermutung anbieten.«
»Ich höre.«
»Tja, es müsste jemand auf Seniorpartnerebene sein, und für eine Sache dieser Größenordnung müssten sie vielleicht sogar bis ganz hinauf, zum Alten gehen.«
»Er heißt Allerdyce, sagten Sie?«
»Ja, Allerdyce. Das ist einer, der sich nicht in die Karten schauen lässt. Er weiß gern über alles Bescheid, was in der Firma so läuft, über jede Operation. Ich kenne die Namen der Seniorpartner; Dulwater ist keiner von ihnen.«
»Dann müsste so eine Aktion also von Allerdyce abgesegnet werden?«
»Das würde ich annehmen.«
»Selbst wenn der Plan gar nicht von ihm stammt?«
Duhart nickte. »Ist es das, was Ihnen passiert ist, Mr. Wagner? Ich meine, mir fällt Ihr Akzent auf und alles. Sie sind Brite, stimmt’s? Sind die bei Ihnen aufgekreuzt und haben Druck gemacht?«
»Etwas in der Art«, sagte Reeve nachdenklich. »Okay, Eddie, wie wär’s, wenn Sie mir alles erzählen würden, was Sie über Allerdyce wissen?«
»Wo soll ich anfangen?«
»Fangen wir damit an, wo er wohnt...«
17
Sich schichtweise abwechselnd, observierten Reeve und Duhart die Zentrale von Alliance Investigative.
Es war nicht leicht. Zunächst einmal war Parken vor dem Gebäude nur zum Laden und Entladen gestattet. Hinzu kam, dass ein einzelner Mensch nicht alles gleichzeitig im Auge behalten konnte: Der Haupteingang ging auf eine Straße, die Ein- und Ausfahrtsrampe der hauseigenen Tiefgarage auf eine andere. Sie brauchten mehr als einen halben Tag, um sich auszurechnen, dass Allerdyce das Gebäude nie zu Fuß betrat oder verließ.
Außerdem befürchtete Reeve, er würde Allerdyce vielleicht gar nicht erkennen. Duhart hatte ihm lediglich Zeitungs- und Illustriertenfotos des finster dreinschauenden Mannes gezeigt. Ein weiteres Problem war, dass weder Duhart noch Reeve wussten, wie Allerdyce’ Auto aussah. Sollte eine schwarze Stretch-Limousine die Rampe heraufgeschlichen kommen, wäre das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit der Boss. Andererseits konnte es genauso gut ein Klient sein. Getönte Scheiben bedeuteten auch nichts. Wie Duhart sagte – wenn man zum Washingtoner Geldoder Politikadel gehörte, war man vermutlich nicht scharf darauf, dabei gesehen zu werden, wie man die Alliance aufsuchte.
Am Ende änderten sie ihre Taktik und beobachteten stattdessen Allerdyce’ Stadtwohnung, aber auch das brachte sie keinen Schritt weiter.
»Der Mistkerl hat ein Haus am Potomac«, gestand Duhart an dem Abend. »Offenbar ist er lieber da als in seiner Wohnung.«
»Wo genau liegt das Haus?«
»Ich weiß nicht.«
»Könnten wir nachschauen gehen?«
»Das ist eine ziemlich exklusive Wohngegend.«
»Was bedeutet?«
»Verschiedenes. Erstens haben die Anwohner dort ihren Namen weder am Briefkasten oder sonstwo stehen. Sie gehen davon aus, dass der Postbote weiß , wer sie sind. Zweitens sind die Häuser von Rasenflächen umgeben, auf denen man bequem den Super Bowl veranstalten könnte. Man kann da nicht einfach aufkreuzen und einen Blick durchs Fenster werfen.«
Reeve ließ sich das durch den Kopf gehen. »Liegt es am Fluss?«
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